Michael Naphegyis neues Album schlägt im Beat vernetzter Einsamkeit

Das neue Album des gebürtigen Feldkirchers „Tape Moon“ vereint melancholische Texte mit experimenteller Musik.
Mit „Detached“ legt der aus Feldkirch stammende Schlagzeuger Michael Naphegyi (33) alias „Tape Moon“ ein neues Album vor, in dem sich nostalgische Schwermut mit experimentellem Spiel träumerisch verschränken.

Einsame Gesellschaft
Damit setzt er die künstlerische Handschrift seines Debütalbums „Absent“ blühend fort. Das 2021 erschienene Werk entstand als klassisches Pandemie-Projekt in einsamer Heimarbeit. Wie damals produzierte Naphegyi seine neue Platte in konsequenter Eigenregie. Nur ganz anders. „Ich habe mich gefragt, welche Themen für mein neues Album wichtig sind, angefangen ein Cover zu mahlen und dann Song für Song vorgearbeitet. Statt im Kämmerchen entstanden die Aufnahmen diesmal in Feldkircher und Wiener Homestudios. In der Zugfahrt zwischen den Städten habe ich die Tracks gemixt.“

„Wie das verlassene Set eines Films, der nie gedreht wurde“
So fügen sich Ambient, experimentellem Schlagzeugspiel und melodischem Pop-Gesang zu einer charmanten Form. In den Worten des Musikers führt sie ein Bild vor Augen „wie das verlassene Set eines Films, der nie gedreht wurde.“
Der Titel „Detached“ (Englisch für losgelöst, distanziert oder vereinzelt) fasst das Thema der Platte zusammen. „Es geht um ein Gefühl von Einsamkeit und Isolation in einer Welt, die gleichzeitig so vernetzt ist, wie noch nie.“ Songs wie „Sun“ beleuchten das Motiv unter dem Aspekt der Freundschaft. „Hier geht es um die Frage, wer sind die Menschen, die für einen da sind, wenn es nicht gut läuft?“

Schlagzeuger springt ein
Für viele Bands scheint der gebürtige Feldkircher so ein Mensch zu sein. Naphegyi ist nicht nur Solo oder bei den Projekten „Teleport Collective“ und „Rosi Spezial“ aktiv, sondern auch als Gastschlagzeuger beim „Florian King Quartett“, „My Ugly Clementine“ und Mira Lu Kovacs. Auf dem heurigen Poolbar Festival trat er mit den zwei letztgenannten in einer Woche gleich zweimal in Erscheinung.
„Zur Vorbereitung höre und spiele ich die Songs der Bands so oft, bis ich sie ohne Noten und andere Hilfsmittel beherrsche“, berichtet der energische Berufsmusiker.
Was das kreative Leben fordert
Sein Handwerk lernte er in Wien und an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz. Doch trotz ausgezeichnetem Abschluss und geschätzt 60 Konzerten pro Jahr bewegt sich seine kreative Existenz auf prekären Bahnen. „Es gibt Monate, in denen ich von Konzerten leben könnte. Da dem nicht immer so ist, gebe ich dreimal pro Woche Musikunterricht. Das gibt mir Sicherheit.“
Ein ökonomischer Puffer, der gewaltiges Zeitmanagement verlangt. „Am liebsten würde ich zwei bis drei Stunden am Tag üben. Also weder Proben, Unterrichten noch Konzerte geben. Aber dann gibt es noch die Familie und Freunde, die man sehen möchte und Freizeit, besser gesagt den Wunsch nach Freizeit. Realistisch betrachtet bin ich über jeden Tag, an dem ich zum Üben komme, froh.“
In Hinblick auf die fordernde Lebensrealität erscheint das Œuvre von „Tape Moon“ in einem biografischen Licht. Frei von narzisstischen Allüren über den singulären Weltschmerz eines Genies verleiht „Detached“ dem Seelenleid der „einsamen Masse“ poetischen Ausdruck.

Das Album ist am Morgen, dem 17. Oktober, digital und limitiert als Kassette erhältlich. Das altmodische Medium hat für Naphegyi eine besondere Bedeutung: „Tape Moon war immer ein Projekt, das wie der Soundtrack zu einer Geschichte, wie man sie auf alten Kassetten findet, klingen soll: nostalgisch, verträumt in der Stimmung, experimentell in der Musik.“
„Tape Moon“ spielt die nächste Vorarlberg Show, samt Band und Vorgruppe i oslo, am 15. November. Organisator Flowfield wird die Location erst bekannt geben.