Kultur

Bachs Kantaten als Adventszeitreise

15.12.2025 • 14:15 Uhr
CONCERTO STELLA MATUTINA
Die Orchester glänzten mit kunstvollen Chorsätzen. Löbl

Concerto Stella Matutina zeigt in Zusammenarbeit mit LauschWerk ein kraftvolles, fein austariertes Bach-Programm.

Beim letzten Konzert der Jubiläumssaison von Concerto Stella Matutina erlebte man das Vorarlberger Barockorchester gemeinsam mit dem Ensemble LauschWerk und seinem Dirigenten Martin Steidler: aus der Fülle der über 200 Kantaten von Johann Sebastian Bach erklangen drei Adventskantaten aus der Weimarer und der Leipziger Zeit, so entstand eine Art Advents-Oratorium mit Rezitativen, Arien, Chorälen, kunstvollen Chorsätzen und prächtigen Instrumentalsoli. Die Kulturbühne Ambach war erfüllt von weihnachtsfreudiger Erwartung, zog sich doch die Choralmelodie „Nun komm, der Heiden Heiland“ durch die gleichnamige Kantate BWV 61 und die abschließende Kantate „Schwingt freudig euch empor“.

CONCERTO STELLA MATUTINA
Löbl

Werkstattcharakter

Im Ensemble LauschWerk sind an diesem Abend 18 Sängerinnen und Sänger vereint, die aus der Audi-Jugendchorakademie in Ingolstadt hervorgegangen sind und ihren Weg weiter im Musikstudium gegangen sind oder noch gehen. Abwechselnd treten sie solistisch auf, gestalten die von J. S. Bach nach allen Regeln der Kunst geschaffenen Arien und Rezitative, um sich dann wieder in den Chor einzufügen. Martin Steidler, der an der Musikhochschule in München eine Professur für Chorleitung hat und seine reichen Erfahrungen in einem ungemein angenehmen, plastischen Dirigat an Chor und Orchester weitergibt, formt aus diesen schlank geführten Stimmen ein beeindruckend homogenes Ensemble.
Indem manche Stimmen noch nicht so tragfähig sind, andere wie die Sopranistin Helene Gastl mit beeindruckender Koloraturenfreudigkeit und warmem Leuchten erfreuen, entsteht ein bisschen ein Werkstattcharakter, freilich auf hohem Niveau.

Leuchtende Stimmgruppen

So könnte auch Bach mit seinen Schülern an der Leipziger Thomaskirche gearbeitet haben oder in den Sopranarien seine Ehefrau Anna Magdalena im Sinn gehabt haben. Erstaunlich, wie die unterschiedlichen Stimmen – etwa die dunkel timbrierte der Altistin Anna-Lucia Forck oder der Tenor David Werner, der kurzfristig für einen erkrankten Kollegen eingesprungen war – sich im Ensemble mischen oder wie die vier Tenöre im Choral „Der du bist dem Vater gleich“ der letzten Kantate zu einer leuchtenden Stimmgruppe verschmelzen.

CONCERTO STELLA MATUTINA
Löbl

Lebhafter Austausch

Dieser Choral ist eingebettet in einen bewegten Konzertsatz mit Bläserstimmen, hier gilt es, den Oboisten Ingo Müller mit seinen Kolleginnen Alesia Linder an der zweiten Oboe und Barbara Meditz am Fagott hervorzuheben. Herausragend und stets präsent musiziert auch die Continuogruppe mit der Cellistin Gerlinde Singer, Matthias Scholz am Bassinstrument und Johannes Hämmerle an der Truhenorgel. Konzertmeister David Drabek glänzt in zwei Soloarien mit schmeichelndem Ton und feiner Phrasierung und führt die Streichergruppe in lebhaftem Austausch mit dem Dirigenten Martin Steidler.

Mit der Zugabe führen das Ensemble Lauschwerk und CSM mit Michael Praetorius 100 Jahre vor Bach zurück und beschenken das Publikum mit einem letzten Choral-Ohrwurm: “Natürlich muss es ein Morgenstern sein“ – als kleine Reverenz vor dem Namen des Vorarlberger Vorzeige-Barockorchesters Stella Matutina, der ja „Morgenstern“ bedeutet.


Katharina von Glasenapp