Schaustellerin Susanne Fessler reißt die Jugend aus ihrer digitalen Blase

Susanne Fessler ist mit dem Schaustellerleben aufgewachsen. Sie ist überzeugt: Von dieser Welt könnte die oft verwöhnte junge Generation einiges lernen.
Von Katja Grundner
Wie kann man sich Ihre Arbeit als Schaustellerin vorstellen?
Susanne Fessler: Ich bin Organisatorin des aktuellen Frühlingsfests in Bregenz – also Ansprechperson für alle Sorgen, die es gibt, egal ob bei Schaustellerkollegen oder Kunden. Das mache ich jetzt seit 2008. Seitdem kommen die renommiertesten Schaustellerbetriebe aus ganz Europa hierher. Ein zweites großes Event ist der Bregenzer Weihnachtsmarkt, bei dem ich als die „Königin von Bregenz“ bekannt bin. Den Rest des Jahres reisen wir mit unserem eigenen Vergnügungspark herum – von ganz Vorarlberg bis in den Raum Innsbruck. Das kann man sich wie einen Zirkus vorstellen, nur hat der Zirkus Tiere und wir haben Karusselle. Die Arbeit ist abwechslungsreich und verrückt ohne Ende. Und wenn man dabei nicht im Irrenhaus landen will, muss man flexibel sein ohne Ende.

Seit wann arbeiten Sie in dieser Branche?
Fessler: Schon mein ganzes Leben lang. Meine Eltern waren bereits Schausteller. Sie hatten kein Fahrgeschäft, sondern verkauften Süßigkeiten – sie waren arme Leute. Aber generell ist es in der Branche so, dass man schon als kleines Kind im Betrieb mithilft. Ich finde das sehr gut, weil Kinder dabei lernen, dass nicht alles selbstverständlich ist. Wenn man etwas will, muss man etwas dafür tun. Ich bin stolz, dass das bei uns in der Branche nach wie vor so gehandhabt wird, denn die heutige Generation ist oft viel zu verwöhnt und egozentrisch.
Programm des Bregenzer Frühlingsfests (23.05.–01.06.25 )
- Dienstag 27.05.25: 1&2-Euro-Tag
- Freitag 30.05.25: Familientag
- Samstag 31.05.25: Feuerwerk bei freiem Eintritt um 22 Uhr
- Sonntag 01.06.25: Gottesdienst mit Kisi im Autodrom um 10 Uhr und großes Finale bis 22 Uhr
Was schätzen Sie besonders an Ihrem Beruf?
Fessler: In dieser hochtechnisierten und digitalen Welt von heute, in der die Menschen mehr und mehr in ihrer eigenen Blase leben und man das Gefühl hat, dass sie gar nicht mehr anwesend sind, ist es das Schönste, dass es der Schausteller mit seinen Attraktionen noch immer schafft, die Menschen zu faszinieren. Es kommt mir auch vor, dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. Aber auf dem Karussell ist es egal, ob das Kind von einer Putzfrau oder von einer Rechtsanwältin ist – da oben sind alle gleich.
Attraktionen beim Frühlingsfest:
- Kettenfliegerturm 90 Meter hoch
- Riesenrad
- Lach-Freu-Haus
- Magic, die Break-Dance-Variante
- Loop-Fighter
- Booster mit 55 Metern Radius
- Geisterbahn
- Fliegende Elefanten
- Autodrom
Fahren Sie selbst manchmal eine Runde mit?
Fessler: Nein, mir wird schlecht. Als ich ein Kind war, gab es die Schiffschaukel und das Autodrom in Vorarlberg. Das waren unglaubliche Attraktionen. Also ich kann natürlich Schiffschaukeln, aber für die anderen Sachen bin ich nicht tauglich. Ich habe meinen Platz sowieso gefunden – an der Kasse und in der Organisation.
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