Gemeinsam gut durch die Krise

Die Corona-Pandemie stellte auch die Landwirte vor eine Herausforderung.
Durchaus schwierig waren die vergangenen Wochen für so manchen Landwirt im Land. Gerade am Beginn des Lockdowns wegen der Corona-Pandemie Mitte März gab es vor allem für Direktvermarkter Herausforderungen. So wurden etwa keine Märkte mehr abgehalten, weswegen dieser Vertriebsweg ausfiel. Auch die Gastronomie musste ihre Pforten schließen. Dadurch fiel ein weiterer Abnehmer für die bäuerlichen Produkte aus.
Gegenseitige Unterstützung
Doch es wurde rasch auf die veränderte Situation reagiert und versucht, Lösungen zu finden. „Die Landwirte haben sich gegenseitig sehr gut unterstützt. Man hat darauf geschaut, gemeinsam gut durch die Krise zu kommen“, berichtet Sabrina Stockinger, Geschäftsführerin des Vereins vom Ländle Bur. Die gegenseitige Unterstützung reichte von selbst organisierten Kooperationen einzelner Landwirte bis hin zu groß angelegten Aktionen wie der Initiative „Guats vo do … bis vor’d Hustür“. Die Verantwortlichen des Vereins vom Ländle Bur, der Landwirtschaftskammer und des Regionalmarkts Vorderland-Walgau-Bludenz haben dabei eine Plattform geschaffen, auf der die Konsumenten Lebensmittel der heimischen Produzentinnen und Produzenten kaufen können. Allwöchentlich werden verschiedene Pakete mit gerade verfügbaren Produkten angeboten, die dann an die Kunden ausgeliefert werden.

Ursprünglich nur als kurzfristige Maßnahme zur Bewältigung der Krise gedacht, wird die Initiative nun weitergeführt. Fünf verschiedene Pakete werden auf der Homepage www.guatsvodo.at angeboten. Der Inhalt reicht von Kartoffeln und anderen Gemüsesorten über Milchprodukte bis hin zu Fleisch für den nächsten Grillabend – je nach dem gerade verfügbaren Angebot. Bestellungen können jeweils von Sonntag 12 Uhr bis Dienstag 8 Uhr im Onlineshop auf der Webseite oder telefonisch jeden Montag von 9 bis 16 Uhr getätigt werden. Die georderten Produkte werden dann am Freitag im ganzen Land ausgeliefert.
Innerhalb von drei Tagen ist die Initiative im März „aus dem Boden gestampft worden“, erzählt Harald Nesensohn vom Regionalmarkt Vorderland-Walgau-Bludenz. Anfangs wurde ein großer Teil der Arbeit mithilfe freiwilliger Helfer bewältigt. Mittlerweile wurde die Organisation professionalisiert. So erfolgt die Auslieferung der Bestellungen mittels Spedition. Zudem wurde ein Mitarbeiter eingestellt, der sich um „Guats vo do … bis vor’d Hustür“ kümmert. Es ist also ein neuer Arbeitsplatz entstanden.
Vielfältiges Angebot
Überrascht zeigt sich Nesensohn davon, wie gut das Angebot von den Konsumenten angenommen worden ist. „Wir haben mittlerweile schon viele Stammkunden, die jede Woche bei uns bestellen“, berichtet er. Immer wieder faszinierend sei auch, welch vielfältige Produkte die Landwirte im Angebot hätten.

Heimische Lebensmittel haben durch die Krise an Bedeutung gewonnen, glaubt Sabrina Stockinger. Sie hofft, dass dies auch so bleiben wird. Schon länger spürbar ist ein Trend zu regionalen Produkten aus Sicht von Klaus Flatz. Er ist Landwirt und betreibt in Hard einen eigenen Hofladen namens „Naturprodukte Flatz“. Gerade in der ersten Woche der Krise gab es dort einen regelrechten Ansturm der Kunden. Danach pendelte sich der Andrang wieder ein. Schwierig sei vor allem gewesen, dass die Märkte mehrere Wochen geschlossen waren, sagt Flatz. Immerhin seien einige der dortigen Kunden auf den Hofladen ausgewichen, um dort ihre Einkäufe zu erledigen.

Der Landwirt ortet ein steigendes Bewusstsein bei den Konsumenten, wenn es um regionale Lebensmittel geht. Darum seien auch die Märkte ein beliebter Ort um einzukaufen: „Denn dort können die Produkte direkt vom Bauern gekauft werden.“ Durch diesen unmittelbaren Kontakt sei besser nachzuvollziehen, wie die Lebensmittel produziert worden seien, weil man direkt mit den Erzeugern sprechen könne. Beim Einkauf im Laden müsse man sich dagegen darauf verlassen, was auf dem Etikett stehe. Ob dies dann auch der Wahrheit entspricht, sei nur schwierig zu überprüfen. „Papier ist geduldig“, bringt es Flatz auf den Punkt. Im Gegensatz dazu würden die Direktvermarkter bereitwillig über ihre Arbeitsweise Auskunft geben und seien auch bereit, Interessierten ihren Hof zu zeigen. Diese Art der Transparenz wissen immer mehr Menschen zu schätzen, ist der Landwirt überzeugt.