Totalp: Ein Kraftakt auf 2385 Metern

Eine Staublawine hat die Totalphütte 2019 fast zur Gänze zerstört.
Die Totalphütte hat in den letzten eineinhalb Jahren eine bewegte Zeit hinter sich gebracht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Mitte Jänner 2019 wurde die Hütte von einer Staublawine zu einem beträchtlichen Teil zerstört. 80 Prozent des Gebäudes mussten infolgedessen abgerissen werden.
„Wir haben im Februar die ersten Abbrucharbeiten vornehmen können. Und dann haben wir unmittelbar damit begonnen, eine grobe Planung zu entwerfen“, so Andreas Schmidt, Obmann des Alpenvereins Vorarlberg. Im Sommer 2019 gab es trotz der großen Schäden einen durchgehenden Gastronomiebetrieb. Zudem hat man in extra eingeflogenen Containern übernachten können. „Der Winterraum war ja noch intakt. Deshalb hatten wir dann für 34 Personen Schlafplätze“, berichtet Schmidt. Parallel dazu hat man die Planung vorangetrieben.
Am 15. September war dann Baubeginn. Dass auch die Lünerseebahn zur selben Zeit abgerissen und neu gebaut worden ist, hat die Arbeiten zusätzlich erschwert. „Somit mussten wir alles mit dem Helikopter transportieren. Auch die Arbeiter“, so Schmidt. Die Übernachtungscontainer wurden dann im Herbst wieder ins Tal geflogen. Mitte Dezember war der Rohbau der neuen Hütte fertig. „Wir haben dann noch die Firstfeier abgehalten und alles winterfest gemacht“, sagt Schmidt.
Minimale Verzögerung durch Corona
Und im Frühjahr kam dann Corona. Das hat dann die Abläufe verzögert. Aber nur einige Tage, wie Schmidt betont. Am 20. März ist es schon wieder losgegangen. „Wir haben zuerst damit begonnen, den Schnee wegzuräumen. Und dann ging’s auch schon zügig los mit dem Innenausbau und den Dachdeckerarbeiten“, erzählt der Obmann. Insgesamt sind es viele Flüge gewesen, um Mensch, Maschinen und Material mit dem Helikopter zu Baustelle zu fliegen. „Genau kann ich es nicht sagen, aber es waren sicher einige 100.“
Holzbauland Vorarlberg
Durch Corona war es natürlich etwas schwieriger für die Baufirmen. „Aber ich war positiv überrascht. Alle wollten unbedingt sofort wieder loslegen“, so Schmidt. So gab es nur eine minimale Verzögerung von etwa zwei Wochen. Am Anfang haben die Firmen sehr genau geschaut, dass nicht zu viele Menschen auf der Baustelle sind und die Abstände und Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden. Zudem sind die Helikopter bei den Personalflügen nicht voll geflogen. So gab es die eine oder andere Einschränkung. Insgesamt waren 25 Vorarlberger Firmen im Einsatz, um die Hütte wieder aufzubauen: „Ein großer Teil davon waren Zimmermannsarbeiten. Es ist ja ein reiner Holzbau. Nur das Fundament ist betoniert.“
Mehr als drei Millionen Euro
Insgesamt belaufen sich die Kosten auf etwas mehr als drei Millionen Euro. „Ein Teil davon ist durch die Versicherung gedeckt, Dann kommt noch was aus dem Katastrophenfonds, und einen Teil müssen wir selbst finanzieren“, so Schmidt.
Schesaplana. Die Totalphütte liegt auf 2385 Meter Seehöhe, oberhalb des Lünersees auf einem kleinen Plateau, auf halbem Weg zur Schesaplana. Ausgehend vom Lünersee ist die Totalphütte in etwa eineinhalb Stunden zu erreichen. Christian Beck ist nun bereits fünf Jahre Hüttenwirt auf der Totalphütte. Seine Frau und die Tochter bewirtschaften die Palüdhütte, Beck und sein Sohn die Totalphütte. „Wir sind eine klassische Gastgewerbefamilie. Das liegt bei uns in der Familientradition“. Derzeit laufen noch die letzten Bauarbeiten auf der Totalp. Die Gäste, die jetzt schon kommen, fühlen sich davon nicht gestört. Da diese Arbeiten hauptsächlich in der Hütte passieren. „Wenn das Wetter passt, sind viele Gäste da. Seit dem 17. Juli läuft der Tagesbetrieb wieder. Am 27. Juli sollte dann alles soweit sein, dass man hier oben wieder übernachten kann.“ Am Wochenende ist laut Beck immer viel los. Und das, obwohl die Lünerseebahn noch nicht fährt. „Aber das Wetter muss ,wie erwähnt, mitspielen. Und das ist heuer durchwachsen.“
Die neue Hütte hat genau gleich viele Betten wie die alte. Bei Vollbelegung gibt es nach wie vor 90 Schlafstellen für die Alpinisten. Aber durch Corona hat man vorläufig reduziert, um die Abstände einhalten zu können, erklärt Schmidt: „Das Volumen des Neubaus ist größer. Früher war hier alles sehr eng. Da gibt es jetzt mehr Platz. Zudem sind Form und Konstruktion anders, denn die nächsten großen Staublawinen wollen wir unbeschadet überstehen.“