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Vier Listen buhlen in Lech um Stimmen

01.09.2020 • 12:57 Uhr
Vier Listen buhlen in Lech um Stimmen
Steurer

In der 1.600 Einwohner-Gemeinde wollen vier Listen gewählt werden.

Während sich Vorarlberg bei Landtagswahlen regelmäßig mit einer vergleichsweise großen Zahl an Wahlwerbern hervortut, stechen bei den Kommunalwahlen nur vereinzelt Gemeinden durch zahlreiche teilnehmende Listen hervor. Eine davon ist in diesem Jahr der Arlberger Nobelskiort Lech: In der 1.600 Einwohner-Gemeinde wollen gleich vier Listen gewählt werden.

Das ist umso erstaunlicher, als Lech in der Vergangenheit per Mehrheitswahl über seine Gemeindevertretung entschied – bei der gar keine Parteiliste antritt und die Wähler die von ihnen gewünschten Kandidaten in einen leeren Stimmzettel eintragen müssen. Zuletzt war das 2015 und 2010 der Fall. Dieses Mal wollen es die “Liste Lech” rund um Langzeitbürgermeister Ludwig Muxel, “Zukunft wagen”, “Zusammen uf Weg” und “Unser Dorf” wissen. Die Liste “Die Jugend von Lech”, die am 15. März – dem ursprünglich angesetzten Wahltermin – ebenfalls angetreten wäre, hat ihre Kandidatur zurückgezogen.

Offenbar bestehen unterschiedliche Ansichten darüber, wie sich die Gemeinde entwickeln soll. Noch im Sommer ist im Ort erneut eine Diskussion über die künftige Gestaltung des Gemeindezentrums inklusive Einkaufszentrum entbrannt. In der Bürgermeister-Direktwahl tritt Muxel neben Bruno Strolz (“Zusammen uf Weg”) auch gegen Stefan Jochum (“Unser Dorf”) an. Der 65-jährige Muxel – seit über 27 Jahren im Amt – will noch einmal gewinnen und den Bürgermeistersessel im Lauf der Periode abgeben. Jochum (54) stellt sich als langjähriger Vertrauter und Mitarbeiter von Muxel – er ist der Standesbeamte der Gemeinde – erst jetzt zur Wahl. Im März schien er noch nicht als Bürgermeisterkandidat auf den Wahlzetteln auf.

Größte Parteiliste in Hard

Die größte Auswahl an Parteilisten überhaupt haben am 13. September die Wähler in Hard am Bodensee. Sie können sich für eine von sieben Listen entscheiden. Neben ÖVP, FPÖ, SPÖ und Grünen treten dort auch die “Harder Liste”, “Wir Bürger für Hard” und die Migrantenliste “Heimat aller Kulturen” (HaK) an. Überhaupt sorgen HaK (neun eigenständige Kandidaturen) und NEOS (elf Kandidaturen) in mehreren Gemeinden dafür, dass fünf oder sechs Listen zur Wahl stehen – vor allem in den größeren Orten im Bezirk Bregenz, der Landeshauptstadt selbst und in Höchst, Hörbranz, Lauterach, Lochau und Wolfurt.

Dieselben oder ähnliche Voraussetzungen gibt es auch in Dornbirn und Lustenau (jeweils NEOS und HaK) sowie in Hohenems, wo die HaK als Teil von “Ems isch üsr” sowie die Liste “Steinbruch-Gegner” um Stimmen buhlen. In Feldkirch kandidiert neben NEOS die Liste “Wir – Plattform für Familien und Kinderschutz”, die auch bei der Landtagswahl im vergangenen Herbst auf dem Stimmzettel stand.

Eine Referenz zur Landtagswahl gibt es auch in Koblach (Bezirk Feldkirch). Die Gemeinde in der Kummenbergregion ist die einzige, in der die Liste “GILT” (Jede Stimme GILT: Bürgerparlamente und Expertenregierung) explizit wählbar ist. In Hohenems tritt sie wie die HaK als Teil der “Ems isch üsr”-Bewegung an. In Raggal im Großen Walsertal stellt sich Erwin Dünser, bei der Landtagswahl 2019 und 2014 Spitzenkandidat der “Christlichen Partei Österreichs”, mit der Liste “Die Parteifreien” zur Wahl und beteiligt sich auch an der Bürgermeister-Direktwahl.

Umgekehrt kommt natürlich auch vor, dass in manchen Gemeinden weniger Listen auf dem Stimmzettel stehen als vielleicht erwartet. In der Kommune Nenzing (Bez. Bludenz) mit 6.200 Einwohnern werben lediglich Freiheitliche, Volkspartei und Grüne um das Wähler-Vertrauen. Schon jetzt steht praktisch fest, dass Florian Kasseroler (FPÖ) Bürgermeister bleiben wird – er ist der einzige Kandidat. Seine offenbar allseits anerkannte Gemeindepolitik lässt ein Antreten gegen ihn mangels Erfolgsaussicht wohl sinnlos erscheinen. In 29 Orten steht jeweils lediglich eine Liste zur Wahl, in 13 weiteren wird die Gemeindevertretung nach der Mehrheitswahl bestimmt.