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Feldkirch: Druck der Geschäftsleute

02.09.2020 • 20:55 Uhr
Feldkirch: Druck der Geschäftsleute
NEUE

Der Bürgermeister weist die Vorwürfe zurück und spricht von Populismus.

Eineinhalb Wochen vor den Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen richten Geschäftstreibende der Feldkircher Innenstadt dramatische Botschaften an den Stadtchef Wolfgang Matt (ÖVP). Sie klagen über einen Rückgang der Kundenfrequenz und hohe Umsatzeinbußen. Verantwortlich dafür sei in erster Linie die Stadtpolitik, die sich „seit Langem nicht mehr an den Bedürfnissen der Unternehmerschaft orientiert“, heißt es in dem Schreiben, das der NEUE vorliegt. Die Hauptkritik richtet sich gegen die Fußgängerzone in der Neustadt, die ohne flankierende Maßnahmen eingeführt worden sei.

Dem Vernehmen nach wurde das Schreiben von einem Vermieter eines Geschäftslokals in der Marktgasse verfasst, unterschrieben haben es 20 Geschäfts­treibende, von der Boutiquebesitzerin über den Juwelier bis hin zur Apothekerin. Bürgermeister Wolfgang Matt, dem in dem Schreiben unter anderem mangelnde Dialogbereitschaft vorgeworfen wird, weist die Vorwürfe aufs Schärfste zurück. Die Äußerungen seien „populistisch“ und der Zeitpunkt der Veröffentlichung „offensichtlich wahltaktisch motiviert“.

„Wir nicht mehr bereit, diese Politik, für die Sie stehen, zu akzeptieren.“

Aus dem Brief der Unternehmer an Bürgermeister Matt

Erinnerungen an 1993

Der aktuelle Streit erinnert sehr stark an das Jahr 1993, als die Marktgasse zur verkehrsfreien Zone erklärt wurde. Auch damals gab es massive Proteste vonseiten der Geschäftsinhaber. Heute, mehr als 25 Jahre später, würde sich wohl niemand mehr Autoverkehr in der Marktgasse wünschen.

Auch die nunmehrigen Kritiker weisen darauf hin, dass sie keine Zurücknahme der Entscheidung über die Einführung von Fußgängerzonen anstreben. Allerdings fordert die Initiative Maßnahmen, die aus ihrer Sicht die negativen Auswirkungen auf das Kundenverhalten abfedern“ könnten. Die Geschäftsinhaber schlagen günstigere Parkgebühren, die Schaffung von Zustellzonen sowie die teilweise Öffnung der Neustadt für Verkehr zwischen Jahresbeginn und Ende März vor. Zudem weisen die Kritiker auf die Bedeutung frequenzbringender Betriebe hin. So sollten Betriebsansiedelungen entsprechend gefördert, Neuvermietung nicht verzögert werden. Die Vorgänge rund um die Stadtmetzgerei und die Neuverpachtung des ehemaligen Café Feuerstein würden vom geringen Bewusstsein zeugen, welche Bedeutung solchen Frequenzträgern zukomme. „Jede mehrmonatige Stillstandzeit führt zu einer Schwächung des Wirtschaftsstandortes Innenstadt“, heißt es in dem mit 21. Mai datierten und am 30. August zugestellten Schreiben.

„Wir pflegen einen anderen Stil. Für konstruktive Vorschläge sind wir immer offen.“

Wolfgang Matt,
Bürgermeister

Die Geschäftstreibenden wollen nun „sämtliche Problemfelder, die zu der nunmehr gegebenen beklagenswerten und unhaltbaren Situation geführt haben“, mit dem Stadtchef besprechen.

Konkrete Zahlen gefordert

Wolfgang Matt, seit März 2019 im Bürgermeisteramt, weist die Vorwürfe zwar kategorisch zurück, zeigt sich aber dennoch offen für Gespräche. „Wir pflegen allerdings einen konstruktiveren Stil.“ Ein Vorschlag, die Sache zunächst auf Basis von objektiven Zahlen (Umsätze, Anm. d. Red.) mit dem zuständigen Wirtschaftsstadtrat aufzuarbeiten, sei jedoch von den Proponenten abgelehnt worden. Zudem gibt Matt zu bedenken, dass einige Unterzeichner weder Mitglied der Werbegemeinschaft (WEF) der Einkaufsstadt Feldkirch seien, noch mit dem Stadtmarketing zusammenarbeiten würden. An der autofreien Neustadt sei jedenfalls nicht zu rütteln, betont Matt.

Parkplatzgebühren

Kein Verständnis hat der Bürgermeister für den Vorwurf zu hoher Parkplatzgebühren. „Wer mit dem Auto in die Stadt fahren will, muss auch bereit sein, dafür etwas zu zahlen. Zudem sprechen wir uns mit den anderen Städten ab.“ Auch die Einschätzung der Geschäftsleute, wonach die Kundenfrequenz zurückgehe, teilt Matt nicht. Mit Zahlen belegen könne er dies allerdings nicht. Eindeutig belegen lasse sich jedoch, dass Feldkirch aus Kundensicht die attraktivste Einkaufsstadt in Vorarlberg sei. Matt verweist hier auf die vom Land in Auftrag gegebene Cima-Studie aus dem Jahr 2016.