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Mehr Spenden als die Jahre zuvor

10.01.2021 • 18:00 Uhr
Die Vorarlberger zeigen sich Solidarisch und wollen helfen.<span class="copyright">Shutterstock</span>
Die Vorarlberger zeigen sich Solidarisch und wollen helfen.Shutterstock

Vieles deutet darauf hin, dass im Coronajahr mehr gespendet wurde.

Das Jahr 2020 stand im Zeichen der Corona-Pandemie und dadurch auch der massiven Folgen für Wirtschaft und Arbeitsplätze. Komplette Branchen mussten und müssen wochenlang zusperren. Auch sind viele Non-Profit-Organisationen durch fehlende Charity-Events und Spendensammlungen betroffen. Trotzdem zeigt sich ein Bild der Solidarität und Hilfsbereitschaft, wenn man die Spendenbereitschaft in Zahlen betrachtet. Der Fundraising Verband Austria (Dachverband der Spendenorganisationen) veröffentlichte jüngst eine Prognose des Spendenberichts 2020. Das Spendenaufkommen in Österreich wird demnach erstmals die Marke von 750 Millionen Euro erreichen. Das ist ein Spendenplus von 40 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Am großzügigsten sind wiederholt die Vorarlberger, gemeinsam mit den Salzburgern und Tirolern. Mit 146 Euro ist die durchschnittliche Spende besonders hoch und liegt über dem bundesweiten Schnitt von 124 Euro.

Caritas-Kommunikationsleiter Claudio Tedeschi. <span class="copyright">Caritas</span>
Caritas-Kommunikationsleiter Claudio Tedeschi. Caritas

Über Vorjahresniveau

Auch einige Vorarlberger Einrichtungen haben eine gesteigerte Spendenbereitschaft gegen Ende des Jahres 2020 bemerkt. So etwa die Caritas. „Wir stellen fest, dass Corona und seine fatalen Auswirkungen auf viele Lebenssituationen die Menschen bewusst zusammenrücken lässt. Die Spenden liegen trotz der Unsicherheit über die weiteren Entwicklungen über dem Niveau des Vorjahres“, berichtet Caritas-Kommunikationsleiter Claudio Tedeschi. Er meint, dass die für alle schwierige Situation sensibel für die Lage ihrer Mitmenschen macht, die durch die Folgen der Pandemie besonders hart getroffen wurden. „Viele wollen deshalb gezielt etwas tun, um Mitmenschen Zuversicht zu geben und ihnen etwas mehr Luft zu verschaffen“, sagt er.
Tedeschi beobachtet, dass gezielter gespendet wird. Und zwar für alle Auswirkungen im Hinblick auf Corona mit Fokus auf dem Inland. Das zeige sich in ­krisenhaften Zeiten immer wieder.

Von 5 bis 20.000 Euro

Die Spendenbandbreite sei je nach Möglichkeiten der Spender unterschiedlich. Vom wertvollen Fünf-Euro-Betrag einer Mindestpensionistin samt Weihnachtskarte in bar zugeschickt bis zu einigen äußerst großzügigen Firmenspenden mit bis zu 20.000 Euro. „Jede einzelne Spende ist ein wichtiges Zeichen des Zusammenhaltes und wird zweckgewidmet eingesetzt“, versichert Tedeschi.

Sachspenden

Nachdem finanzielle Mittel die Hilfe wesentlich flexibler machen, liegt der Fokus in den Spenden-Aufrufen der Caritas genau dort. Man sei aber auch dankbar für Sachspenden. Die Aktion „Schenken mit Sinn“ (www.schenkenmitsinn.at) habe viele zum Mitmachen angesprochen. Ebenso die Christkindlaktion – dabei kauft der Spender gezielt Geschenke für Kinder aus sozial benachteiligten Familien, verpackt dies und bringt sie zur Übergabe vorbei.

Firmenspenden

Laut Tedeschi hätten einige Firmen im Land quasi als Ersatz für die Weihnachtsfeier gespendet. Die Hilfsbereitschaft der Unternehmen entspreche dem gesamten Trend und sei etwas höher als in den Vorjahren. „Wir halten das für sehr bemerkenswert, da zahlreiche Unternehmen derzeit selbst schwer durch Corona ­gefordert sind, ihre Situation gut zu meistern“, betont Tedeschi.

Lebenshilfe: Mehr Hilfbereitschaft

An Weihnachten wird generell mehr gespendet. Auch für die Projekte der Lebenshilfe Vorarlberg“, berichtet Sprecherin Sabrina Stimpfl. Trotz der Corona-Krise hätten sowohl Privatpersonen als auch Firmen den Verein verstärkt mit Spenden unterstützt. Das habe die Spendenausfälle durch abgesagte Veranstaltungen, wie zum Beispiel die Stundenläufe oder die alljährliche Christbaumversteigerung, ausgeglichen. (Statt einen „realen“ Christbaum zu ersteigern, entstand die Idee einer Spendenübergabe für einen virtuellen Baum – der Rotary Club Dornbirn spendete 1500 Euro.)
„Jeder Mensch ist in irgendeiner Form von dieser Krise betroffen. Das schafft aber auch mehr Sensibilität und Hilfsbereitschaft bei denen, die helfen können. Das ist nicht selbstverständlich, und wir sagen danke für jeden gespendeten Euro“, betont Stimpfl.
Die einzelnen Spendensummen seien in der Höhe völlig unterschiedlich. Bei der Weihnachts-Spendenaktionen für das Wohnhaus Hörbranz beispielsweise seien im Schnitt rund 35 Euro gespendet worden.

Geben für Leben: Nie so viele Typisierungen

Auch beim Verein „Geben für Leben“ konnten durch den Lockdown Benefizveranstaltungen nicht stattfinden und Spendengelder nicht gesammelt werden. Aber nach Aussage von Obfrau Susanne Marosch war die Spendenfreudigkeit von Firmen und Privatpersonen trotzdem groß. In Summe gingen gleich viele Unterstützungen ein wie in den vorherigen Jahren. Das sei wohl auch dem geschuldet, dass es wenig Möglichkeiten für Shopping, Urlaub, Freizeitaktivitäten oder ­Firmenfeiern gab, meint Marosch. Zudem verzeichnete der Verein für Leukämiehilfe so viele Typisierungen (alleine im Dezember ließen sich 20.000 Menschen typisieren) wie noch nie. Die große Herausforderung bestehe nun darin, dass vermehrt Geldspenden gesammelt werden, um dies ­bewältigen zu können.
„In jedem Fall haben wir mehr Anteilnahme sowie Empathie der Menschen wahrgenommen. Viele waren berührt von den Schicksalen, vor allem der erkrankten Kinder, und boten uns Unterstützung an“, berichtet die Vereinsobfrau.

Rotes Kreuz: Positive Auswirkungen

Die Verantwortlichen des Vorarlberger Roten Kreuzes blicken trotz der Covid-19-Pandemie auf ein stabiles und konstantes Spendenverhalten im Jahr 2020 zurück. Mehr noch: „Die Situation hat sich auf das Spendenverhalten sogar leicht positiv ausgewirkt“, sagt die Geschäftsführerin des Landesverbandes, Janine Gozzi. Übewiegend erhält das Rote Kreuz Geldspenden – das sei durchaus auch so gewollt. Zum Spendenschnitt könnten keine allgemein gültigen Aussagen getroffen werden, dies hänge stark von der jeweiligen Spendenaktion ab.

Spenden absetzen

Die Spendenabsetzbarkeit wird bereits seit 1. Jänner 2017 neu geregelt. Spenden werden von den Spendenorganisationen verpflichtend direkt an Ihr Finanzamt gemeldet und automatisch in die Arbeitnehmerveranlagung übernommen.

Die geleisteten Beträge sind somit steuerlich absetzbar, wenn der Spendenorganisation Vor- und Zunamen sowie das Geburtsdatum bekannt gegeben werden. Wichtig dabei ist, dass die Daten korrekt bekannt gegeben werden und insbesondere, dass die Schreibweise des Namens mit jener im Meldezettel übereinstimmt. Auf der Seite des Bundesministeriums für Finanzen gibt es eine Liste der spendenbegünstigten Einrichtungen.