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Wie die heurige Honigernte ausfallen dürfte

07.06.2023 • 23:00 Uhr
Dieter Metzler ist Chef der Summsumm AG und betreibt Bienenstände im Rheintal, Leiblachtal und im Bregenzerwald. <span class="copyright">Dieter Metzler</span>
Dieter Metzler ist Chef der Summsumm AG und betreibt Bienenstände im Rheintal, Leiblachtal und im Bregenzerwald. Dieter Metzler

Bisheriges Wetter führte bei Bienen hauptsächlich zu einem: Hunger. Wie sich das und anderes auf den Honig auswirkte, ist regional unterschiedlich.

Summsumm AG ist der klingende Name des Bienen- und Honiggeschäftes von Dieter Metzler aus Alberschwende. Er betreibt Bienenstände im Mittleren Bregenzerwald, im Rheintal und im Leiblachtal und kann deshalb regionale Vergleiche ziehen. Manchmal können bereits zehn Kilometer Entfernung einen Unterschied machen, beim Waldhonig zum Beispiel.

In der Hauptblütezeit im Rheintal herrschte schlechtes Wetter und die Bienen, die bei Regen meist nicht fliegen, konnten wenig Blüten sammeln. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
In der Hauptblütezeit im Rheintal herrschte schlechtes Wetter und die Bienen, die bei Regen meist nicht fliegen, konnten wenig Blüten sammeln. Stiplovsek

Generell gesprochen jedoch: Das bisherige Jahr war für die Bienen eher herausfordernd. Durch den milden Winter begannen sie früh mit der Brut. Das bewirkt positiverweise zwar, dass sie im Frühjahr schon stärker sind. Aber: „Sie brauchen wesentlich mehr Energie, sprich Futter“, berichtet Dieter Metzler, der neben seinem Imkerberuf in Teilzeit als Kajak-Trainer an der ETH Zürich arbeitet.

Von 25 auf 35 Grad

Wenn nach einem milden Winter ein starker Kälteeinbruch im Frühjahr folgt, haben die Tiere mit einer Herausforderung zu kämpfen: Sie müssen die Brutnester erwärmen. Um es zu veranschaulichen: Bienen leben im Winter bei rund 25 Grad Temperatur, aber sobald sie zu brüten beginnen, sollten es mindestens 35 Grad sein. „Für schwache Bienenvölker kann ein Kälteeinbruch im Frühling der Todesstoß sein“, sagt der Imker. „Da es heuer im Frühjahr aber eher konstant warm geblieben ist, gab es diesbezüglich kaum Probleme.“

Dieter Metzler ist Imker und arbeitet Teilzeit als Kajak-Trainer an der ETH Zürich.<span class="copyright">Dieter Metzler</span>
Dieter Metzler ist Imker und arbeitet Teilzeit als Kajak-Trainer an der ETH Zürich.Dieter Metzler

Dafür war der heurige Mai sehr verregnet. Das hatte starke Auswirkungen, weil: „Bienen fliegen ab zehn Grad, und sobald es regnet, ist es rasch zu kühl für sie. Außerdem fliegen sie bei Regen generell eher nicht“, erklärt der Alberschwender. Als es im heurigen Mai wechselhafte Tage gab, konnten sie nur kurz ausfliegen und kleine Mengen sammeln. Das alles bedeutet: Die Bienen hatten nach dem milden Winter zum zweiten Mal einen erhöhten Futterbedarf, und sie konnten zu der Zeit, in der sie normalerweise Honig für den Menschen produzieren, nichts einbringen. Zufuttern musste Dieter Metzler nicht. „Aber meine Völker haben alle ihre Reserven aufgebraucht.“ Es war deshalb höchste Zeit, dass vor zwei Wochen das Wetter umschlug und freundlich wurde. Seither sind die Tiere fleißig geflogen und haben Honig eingebracht.

Im Rheintal dürfte die Blütenhonig-Ernte heuer eher unterdurchschnittlich ausfallen. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Im Rheintal dürfte die Blütenhonig-Ernte heuer eher unterdurchschnittlich ausfallen. Stiplovsek

Im Rheintal haben die Bienen dabei mehr Blüten gefunden als in höheren Lagen. Jedoch: Zur Hauptblütezeit herrschte in der Region schlechtes Wetter. „Deshalb wird die heurige Honigernte dort eher unterdurchschnittlich ausfallen“, sagt der Chef der Summsumm AG. In höheren Lagen – bei Dieter Metzler handelt es sich konkret um Egg und Alberschwende – gibt es generell weniger Blütenhonig. „Hier hoffen wir auf den Waldhonig. Er ist jedoch von den Läusen abhängig, und dazu Prognosen zu erstellen ist sehr schwierig.“

Bee happy

Eine Lausart, die wichtig ist, hat der Alberschwender schon gesehen, andere Arten hingegen noch nicht. „Das Wetter wirkt auf Läuse stark ein. Ein Gewitter mit Hagel kann eine Lauspopulation zerstören, und es dauert ein Jahr, bis sie sich erholt hat. Regional gibt es hier große Unterschiede. Ich hatte schon Jahre, in denen es in Egg sehr gut lief, in Alberschwende, das nur zehn Kilometer entfernt liegt, jedoch nicht.“ In den kommenden drei Wochen sei absehbar, wie die Waldhonig-Ernte ausfallen werde, so Dieter Metzler. Wie dem aber auch sei, er verabschiedet sich – per WhatsApp – dennoch mit: „Bee happy“.