Wenn der Wespenstich zum Notfall wird

Meistens sind Stiche von Bienen, Wespen und Co. harmlos. Verursachen sie jedoch eine allergische Reaktion, kann es gefährlich werden.
Stiche von Wespen, Bienen, Hornissen und Hummeln sind für Menschen giftig, auch wenn es sich grundsätzlich um ein harmloses Gift handelt. Jeder reagiert auf diese Stiche, wie Primar Robert Strohal, Leiter der Abteilung Dermatologie am LKH Feldkirch, erklärt. „Es gibt zweierlei Reaktionen. Einerseits haben wir die Giftreaktion. Sie ist durch Rötung, Schwellung und Schmerz an der Einstichstelle gekennzeichnet. Das kann zuerst noch geringer vorhanden sein und erst am zweiten Tag stärker auftreten. Zudem kommt es vor, dass der Stachel mit Bakterien belastet ist, was eine bakterielle Infektion verursacht“, so der Mediziner.

Die zweite Art der Reaktion ist die allergische. Sie tritt innerhalb von Sekunden nach dem Stich auf. „Die Allergie äußert sich durch eine Ganzkörperreaktion“, erklärt Strohal. Dabei kommt es zu einer Rötung des Gesichts, der Puls steigt an, der Blutdruck fällt ab, es können Atemnot und Bewusstlosigkeit auftreten. „Letztlich, wenn die Atmung aussetzt, kann ein Mensch nach einem Stich sterben.“ Jährlich gibt es zwei bis drei Todesfälle in Österreich wegen eines Bienen- oder Wespenstichs.
Rettung anrufen
Setzen nach einem Stich Atemnot und Schwindel ein und hat die gestochene Person das Gefühl zu kollabieren, muss die Rettung gerufen werden. Bei der wesentlich harmloseren Giftreaktion ist ein Arztbesuch notwendig, wenn die Schwellung in den Tagen nach dem Stich heiß ist, größer wird und Fieber hinzukommt. Grundsätzlich aber kann ein solcher Stich selbst behandelt werden durch Kühlen, Topfenumschläge oder mit rezeptfreien Salben.
„Es gibt große Insekten, die sehr viel Gift haben und bei solchen Stichen reagiert der Körper stärker.“
Robert Strohal, Leiter Dermatologie
Eine allergische Reaktion tritt aus drei Gründen auf: „Die Giftmenge der Tiere ist unterschiedlich. Es gibt große Insekten, die sehr viel Gift haben, und bei solchen Stichen reagiert der Körper stärker“, informiert der Dermatologe. Zweitens: Wird ein Mensch nicht nur von einer Wespe oder einer Biene, sondern von sehr vielen Tieren gestochen, gelangt ebenfalls mehr Gift in den Körper. Die Reaktion wird dann stärker ausfallen, im schlimmsten Fall kann sie zum Tod führen. „Und natürlich ist es auch so“, führt Strohal zum dritten Grund an, „es gibt die individuelle Verträglichkeit des Insektengiftes. Das hängt mit den Genen zusammen.“ Menschen, die das Gift der Insekten prinzipiell nicht gut vertragen, sind Allergiker. Eine Allergie wird vom Facharzt durch Haut- und Bluttests festgestellt.
Kur gegen Allergie
Ein Allergiker sollte immer einen Notfallkoffer, ein sogenanntes Notfallkit, bei sich tragen. Darin sind die Medikamente, die nach einem Stich benötigt werden. Zudem kann sich ein Betroffener hypersensibilisieren lassen. Das bedeutet: Er macht eine Spritzkur, die drei Jahre dauert. Schlägt die Kur an, wirkt sie gegen die Allergie.
Hausmittel Spucke
Auch bei Mückenstichen können allergische Reaktionen auftreten. „Aber das kommt sehr selten vor“, berichtet der Primar. Mückenstiche sind also vor allem lästig. Kühlen ist hier das A und O, beispielsweise mit rezeptfreien Antijuckreizsalben. Und schließlich gibt es noch ein Hausmittel, das unkompliziert angewendet werden kann: „Spucke. Sie enthält ein Enzym, das den Juckreiz mildert.“