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„Wenn die Nachbarn den Kachelofen anfeuern, mache ich mir mehr Sorgen“

21.10.2023 • 23:00 Uhr
Rondo-Vorstandsvorsitzender Hubert Marte.<span class="copyright"> hartinger</span>
Rondo-Vorstandsvorsitzender Hubert Marte. hartinger

Rondo-CEO Hubert Marte kann nachvollziehen, dass Kraftwerkspläne Fragen aufwerfen, einen Grund zur Besorgnis gebe es aber nicht – ganz im Gegenteil.

Das geplante Reststoffkraftwerk des Altpapierverwerters und Wellpappenherstellers Rondo sorgt derzeit für Diskussionen in Frastanz und den umliegenden Gemeinden). Die Kritik einiger Bürger blieb nicht ungehört. Als Reaktion hat das Unternehmen auf der Website „Energieautonomie Frastanz“ zusätzliche Informationen veröffentlicht, die direkt auf die Befürchtungen der Bürger eingehen.

Sorgfältige Prüfung

Auch im Gespräch mit der NEUE am Sonntag nimmt das Unternehmen Stellung zu den kritischen Stimmen aus der Bevölkerung. Es sei verständlich, dass ein Projekt dieser Größenordnung Fragen aufwerfe, sagt Vorstandsvorsitzender Hubert Marte. Es gebe aber keinen Grund zur Beunruhigung. Der Rondo-Chef weist darauf hin, dass im Zuge des Verfahrens nach dem Abfallwirtschaftsgesetz alles sehr genau geprüft werde. Außerdem würden modernste Filteranlagen eingesetzt. „Was wir hier vorhaben, ist sicher das Sauberste, was man derzeit machen kann“, ist Marte überzeugt.

Andreas Neuper Projektleitung Energietechnik. <span class="copyright">Hartinger</span>
Andreas Neuper Projektleitung Energietechnik. Hartinger

Ein weiteres Argument der besorgten Bürger ist die ungünstige Inversionswetterlage im Walgau, bei der Abgase und Schadstoffe nicht in höhere Luftschichten entweichen können. Dass es diese Wetterlage gibt, sei nicht von der Hand zu weisen, sagt Andreas Neuper, Projektleiter Energietechnik. Die meteorologische Situation sei aber bei den luft­hygienischen Untersuchungen berücksichtigt worden. „Wir erreichen Werte, die großteils unter der Irrelevanzschwelle liegen, also nur drei Prozent des zulässigen Immissionsgrenzwertes betragen“, erklärt Neuper. Vorstandsvorsitzender Marte ergänzt, dass er sich bei Inversionswetterlage mehr Sorgen mache, „wenn die Nachbarn links und rechts von mir den Kachelofen anheizen“.

Rejekte aus der Papierproduktion sollen im Kraftwerk ebenfalls verbrannt werden. <span class="copyright">hartinger</span>
Rejekte aus der Papierproduktion sollen im Kraftwerk ebenfalls verbrannt werden. hartinger

Ressourcenschonend

Für Sigrid Rauscher, Geschäftsführerin der Papierfabrik, ist die thermische Verwertung von Reststoffen die ressourcenschonendste Art der Energiegewinnung. „Ein Drittel der benötigten Reststoffe haben wir hier am Standort, zwei Drittel generieren wir im Land. Besser geht es nicht.“ Derzeit verbrauche die Papierfabrik noch sieben Prozent der in Vorarlberg privat und industriell genutzten Gasmengen. Insofern sei das Projekt auch im öffentlichen Interesse, argumentiert Marte.
Befürchtungen, dass durch die Verbrennung von Kunststoffen und Faserschlämmen giftige und nicht abbaubare PFAS-Stoffe in die Umwelt gelangen könnten, sind laut Neuper unbegründet. „Wir haben entsprechende Messungen durchgeführt, die alle negativ ausgefallen sind.“

Sigrid Rauscher, Geschäftsleiterin der Rondo-Papierfabrik. <span class="copyright">hartinger</span>
Sigrid Rauscher, Geschäftsleiterin der Rondo-Papierfabrik. hartinger

Renaturierung

Zur Grünfläche, die im Zuge des Kraftwerkbaus in einen Parkplatz umgewandelt werden soll, hält Marte fest, dass es sich um eine Streuwiese handelt, die von Gebäuden umgeben ist. Im Flächenwidmungsplan ist die Wiese als Bauerwartungsland-Mischgebiet ausgewiesen. Sozusagen als Ausgleichsmaßnahme wird das Unternehmen einen anderen Parkplatz und eine nahe gelegene Deponie renaturieren.
Den von Kritikern des Projekts erhobenen Vorwurf der Intransparenz weisen Marte und Rauscher zurück. „Wir haben immer offen kommuniziert und sprechen mit allen.“