Wie das Land pflegende Angehörige entlasten will

Familienangehörige, die beeinträchtigte Menschen pflegen, können künftig dazu angestellt werden. Auch für Pflegefamilien arbeitet das Land ein solches Modell aus.
Die Landesregierung hat eine wichtige Weiche für pflegende Angehörige in Vorarlberg gestellt. Zukünftig erhalten diese eine Möglichkeit zur Anstellung, wie Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) auf einer Pressekonferenz am Montag verkündete. Vorerst beschränkt sich der Vorstoß auf die Pflege von Menschen mit Behinderungen und Kinder in Pflegefamilien. Die entsprechenden finanziellen Mittel wurden laut Wallner bereits im Budget für das nächste Jahr eingeplant.
Ausbau der persönlichen Assistenz
“Die Betreuungsaufgabe für Menschen mit beeinträchtigten Kindern endet nie”, hob Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) hervor. Während Kinder ohne Beeinträchtigung nach der schulischen Ausbildung früher oder später das Elternhaus verlassen würden, bräuchten Menschen mit Behinderungen oft eine lebenslange Betreuung, so die Gesundheitsreferentin. Daher soll die persönliche Assistenz so ausgebaut werden, dass sie künftig vom Ende der schulischen Ausbildung bis zum Pensionsalter zur Verfügung steht.
Im ersten Ausbauschritt steht das Angebot beeinträchtigten Menschen zur Verfügung, die Anleitungskompetenz haben. Das heißt, sie können ihren Pflegern mitteilen, welche Bedürfnisse sie haben. Derzeit arbeitet man mit Selbst- und Interessensvertretungen für Menschen mit Behinderungen daran, das Angebot in einem zweiten Schritt auch Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen zur Verfügung zu stellen, denen die Anleitungskompetenz fehlt.
Anstellung für pflegende Angehörige
Parallel dazu bekommen Angehörige die Möglichkeit, einen Teil der Pflege zu übernehmen, in dem sie bei der Servicestelle Persönliche Assistenz Vorarlberg (PAV) angestellt werden. Das bringe eine Entlastung hinsichtlich Einkommen und Sozialversicherung, da Rüscher zufolge viele Angehörige von Beeinträchtigten neben ihren Pflegeaufgaben nicht mehr berufstätig sein können. Sie kündigt ein abgestuftes Gehaltsmodell an, das sich nach dem Kollektivvertrag in der Pflege richtet.

Zudem will das Land das Personal der Mobilen Hilfsdienste aufstocken, um eine “mehrstündige Alltagsbegleitung” im Rahmen von 20 bis 40 Wochenstunden anbieten zu können. Derzeit stehen laut Landesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) 13 Prozent der Mobilen Helfer in einem Anstellungsverhältnis, bis 2030 will sie die Fixanstellungen auf 20 bis 25 Prozent erhöhen. Um das zusätzliche Personal fachgerecht auszubilden, wird die Ausbildung zur Heimhilfe ausgebaut.
Möglichkeit auch für Pflegeeltern
Zusätzlich will das Land Verbesserungen für Familien mit Pflegekindern schaffen. “Hier geht es nicht um gesundheitliche Aspekte, sondern um Erziehung und Fürsorge, die dem Kind ein gutes Aufwachsen ermöglicht”, erläutert Wiesflecker. Aktuell bekommen diese Familien Pflegekindergeld und eine Erstattung von Sonderkosten. Nun möchte das Land auch hier eine Anstellung für Pflegeeltern einführen. Wie die genauen Rahmenbedingungen dafür aussehen, wird derzeit noch geprüft.
AK-Präsident Bernhard Heinzle freut sich darüber, dass “endlich ein erster, wichtiger Schritt getätigt wurde”. Bereits im Jahr 2020 stellte die Arbeiterkammer ein eigenes Modell zur Anstellung pflegender Angehöriger vor. “Das Modell vom Land greift zwei Zielgruppen unter die Arme. Es zeigt uns, dass etwas vorangeht und es sich für uns als Arbeiterkammer lohnt, hartnäckig zu sein”, betont Heinzle. Geht es nach ihm, solle das Angebot zügig ausgeweitet werden. In welche Richtung dies konkret geschehen soll, ließ er offen.