Spenden: „Auf die Vorarlberger kann man sich verlassen“

Die Teuerung setzt vielen Menschen zu. Auf die Spendenbereitschaft in Vorarlberg scheint sie sich aber kaum auszuwirken.
Rund 1,1 Milliarden Euro haben die Österreicherinnen und Österreicher im vergangenen Jahr gespendet. Das gab der Fundraising Verband Austria, der Dachverband der Spendenorganisationen, Ende November bekannt – so viel wie überhaupt noch nie. Triebfeder für diesen Spitzenwert war die Hilfe für die Ukraine.
In den Jahren zuvor waren es immer die Bewohnerinnen und Bewohner der drei westlichen Bundesländer – Vorarlberg, Tirol und Salzburg –, die am meisten gespendet hatten. 2022 waren hingegen Kärnten und die Steiermark mit 148 Euro pro Kopf an der Spitze. In Vorarlberg betrug die durchschnittliche Pro-Kopf-Spende rund 130 Euro. 71 Prozent der hierzulande lebenden Menschen spendeten.
Spenden heuer rückläufig
Für das laufende Jahr zeigen die Zahlen und Daten aus dem ersten Halbjahr hingegen eine leicht rückläufige Spendenbereitschaft. In Berlin wurde am Montag eine Erhebung im Auftrag des Deutschen Spendenrates aus den ersten drei Quartalen dieses Jahres präsentiert. Ergebnis: Die Zahl der Geldspender und -spenderinnen war seit Durchführung der Studie 2005 noch nie so niedrig.

Das Spendenvolumen betrug um rund 600 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Als Grund für die Rückgänge wird in Österreich und in Deutschland die Teuerung vermutet. Wir haben nachgefragt, wie es diesbezüglich bei Vorarlberger Hilfsorganisationen ausschaut.
Caritas
„In Summe haben sich die Spenden heuer nicht verringert“, informiert der Direktor der Caritas Vorarlberg, Walter Schmolly. Eine Entwicklung, die schon länger andauere, hat er allerdings beobachtet: „Die Menschen wollen wissen, was sie mit den Spenden bewirken. Das soll konkret sein, und das wollen sie nachvollziehen können.“ In Notlagen werde allerdings gespendet, ob das Katastrophen im Ausland seien oder auch Themen im Inland, sagt er. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man sich auf die Vorarlberger verlassen kann.“

Die Spenden würden seit Jahren kontinuierlich steigen, erzählt der Direktor. Ein Ausreißer nach oben sei auch bei der Caritas der Beginn des Ukrainekrieges gewesen. „Da war die Hilfsbereitschaft sehr groß“, so Schmolly, und eine Spendenbereitschaft vorhanden, die in einem Jahr ohne Katastrophen nicht in dem Ausmaß da sei.
Tischlein deck dich.
Für Elmar Stüttler vom Verein Tischlein deck dich, der regelmäßig Lebensmittel an bedürftige Menschen verteilt, ist es aktuell noch schwierig zu sagen, ob sich die allgemeine Teuerung auch auf die Spendenbereitschaft auswirkt. Der Grund: „75 bis 80 Prozent unserer Geldspenden bekommen wir im Dezember bzw. zu Weihnachten“, sagt er. Aber: „Ich glaube nicht, dass das bei uns sehr stark spürbar ist“.

Er wisse aus den anderen Bundesländern, dass die dortigen Kollegen ähnlicher Einrichtungen große Probleme hätten. Erst jüngst hieß es aus Oberösterreich, dass das dortige Spendenaufkommen für Tafeln und Sozialmärkte zuletzt deutlich nachgelassen habe. Tischlein Deck Dich habe aber das „Riesenglück“, dass über die Hälfte der Spender Menschen seien, die mehrmals im Jahr größere Summen zur Verfügung stellen würden, so Stüttler. Daher erwartet er sich auch heuer nicht wirklich einen Rückgang, wenngleich letztes Jahr ein „sehr, sehr gutes, ja außergewöhnliches“ gewesen sei.
Geben für Leben
Ein wenig Zurückhaltung hat indes Susanne Marosch vom Verein Geben für Leben, der Stammzellspender und -spenderinnen für an Leukämie erkrankte Menschen sucht, festgestellt. „Vor allem, was die kleinen Spenden betrifft.“ Diejenigen, die den Verein schon bisher unterstützt hätten, seien nach wie vor sehr großzügig, so ihre Erfahrung. Die Menschen würden die Organisationen, an die sie spenden, mittlerweile sehr bewusst aussuchen und da mehr geben, ist der Eindruck von Marosch. Früher seien teils an mehrere Einrichtungen jeweils kleinere Beiträge gegangen.

Unter den Spenderinnen und Spenden des Vereins befinden sich auch solche, die Daueraufträge eingerichtet hätten, erzählt die Obfrau. Das seien aber eher Ältere. Das höchste Spendenaufkommen überhaupt verzeichnete der Verein im Coronajahr 2020, berichtet Marosch. Gesundheit als großes Thema, viel Zeit und der teilweise Wegfall von Konsum, unter anderem in Form von Reisen, sieht sie als einige der Gründe dafür. Der Dezember bzw. Weihnachten dürfte auch für Geben für Leben die beste Zeit sein, was Spenden betrifft, schätzt die Obfrau. Allerdings würden das ganze Jahr über Benefizveranstaltungen und ähnliches abgehalten. Wirklich weniger sei es aber im Sommer, „da haben wir einen Einbruch“.
Tierschutzheim
Im Coronajahr hat auch das Vorarlberger Tierschutzheim in Dornbirn ein Spendenhoch erlebt, berichtet Marco Milohnic. „Wir hatten damals einen Aufnahme- und Vermittlungsstopp, und da waren die Menschen sehr spendabel“, berichtet er. In diesem Jahr hat er „zum Glück“ noch keinen Rückgang bei den Spenden bemerkt. Grundsätzlich würden die Spenden kontinuierlich steigen. Für Tierschutzprojekte hätten viele Menschen immer etwas übrig, so seine Erfahrung. Dabei könne das Tierschutzheim auch auf seine „Community“ bauen und eine ständig steigende Sensibilisierung in Sachen Tierschutz.
Neben Geld freut sich die Einrichtung auch über Futterspenden. Eine Liste mit den benötigten Futtersorten hängt an der Tür beim Tierschutzheim und findet sich auch auf der Website. Die stärksten Spendenwochen erlebt auch das Tierschutzheim laut Milohnic rund um Weihnachten. Auch in dieser Zeit „fallen die Tiere nicht durch den Rost“.