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Meilenstein in der Entwicklung neuer Batterien

20.03.2024 • 16:47 Uhr
Günter Grabher
Günter Grabher ist am Projekt beteiligt. Neue-Archiv/Grabher

V-Trion aus Lustenau entwickelte eine Salzwasser-Batterie mit Elektroden und Nano-Separatoren, die aus textilen Komponenten bestehen.

Von Günther Bitschnau/wpa

Forschung, Innovation und Technologie haben zusammen mit Innovationskapital aus Hongkong jetzt dazu geführt, dass in Vorarlberg ein Meilenstein in der Entwicklung eines neuen und unkomplizierten sowie umweltfreundlichen Strom- bzw. Energiespeichers erreicht wurde. Konkret geht es um die Entwicklung einer neuartigen Salzwasser-Batterie (Natrium-Ionen-Batterie), deren Elektroden und Nano-Separatoren nicht mehr wie bei bisherigen Modellen aus Metall bestehen, sondern aus textilen Materialien.

Hinter dem Forschungs- und Entwicklungsprojekt steht die gemeinnützige außeruniversitäre Forschungseinrichtung V-Trion GmbH in Lustenau, die sich auf die Forschung und Entwicklung von „EU-Taxonomie konformen Tätigkeiten“ spezialisiert hat. Miteigentümer ist Günter Grabher, geschäftsführender Gesellschafter der Textilfirmengruppe Grabher Group.

Er erklärt, dass Ursprung und Kernkomponenten der neuartigen Salzwasserbatterie auf einer 15-jährigen Forschung von V-Trion und der Universität Innsbruck zusammen mit Mitgliedern der Smart-Textiles Plattform Austria basieren würden. Dabei ging es um die Entwicklung von textilen und gestickten Elektroden für Batterieapplikationen. Vor zehn Jahren habe man dafür bereits ein weltweites Patent erhalten.

Investor aus Hongkong

Nach sechs Jahren der Suche habe man mit Herrn X.D. Yang aus Hongkong einen Investor gefunden, der bereit gewesen sei, die Forschung zur Weiterentwicklung des Elektrodenpatents zu finanzieren. Mit einem Entwicklungsaufwand von rund 750.000 Euro sei es dann innerhalb von zwei Jahren gelungen, im Labor-Maßstab einen funktionierenden Prototypen der neuartigen Natrium-Ionen-Batterie in Lustenau zu bauen.

Aufgrund der guten Entwicklungsergebnisse habe Herr Yang im Jahr 2022 das Start-up-Unternehmen Storex Power GmbH in Wien gegründet und diesen Bereich dorthin ausgegründet, schilderte Grabher. Dabei habe der Investor aus Hongkong weitere 1,5 Millionen Euro in die Hand genommen, um die Industrialisierungs-Entwicklung der Storex-Batterie voranzutreiben.

Mit bei Storex als geschäftsführender Gesellschafter an Bord gekommen sei im Zuge dessen Nikola Todorovic von der TU Wien, ein Experte im Bereich der Batterieentwicklung. „Es ist uns gelungen, Herrn Todorovic nach Vorarlberg zu locken. Nach eineinhalb Jahren weiterer Entwicklung haben wir es jetzt geschafft, die Produktion des Labor-Prototyps auf industriellen Maßstab hochzuskalieren.“ Das bedeute, dass die Storex-Batterie ab Herbst 2024 industriell in Massen produziert werden könne.

Salzwasserbatterie STOREX Power
Die Salzwasserbatterie Storex Power ist bereit für die Serienproduktion. V-Trion/Storex-Power

Grabher betont, dass V-Trion bzw. Storex Power nicht die Salzwasser-Batterie per se erfunden habe. „Derartige Batterietypen gibt es schon länger. Sie hatten bislang allerdings einen schlechten Wirkungsgrad und eine kurze Lebensdauer. Mit den bei Storex zum Einsatz kommenden textil gestickten Elektroden in Form eines 3-D-Kollektors und den Nano-Separatoren hat sich das grundlegend geändert.“ Die Storex-Batterie erreiche eine Zyklenstabilität, die über jener von Lithium-Ionen-Batterien liege. Zudem könne die Storex-Batterie völlig entladen werden, ohne Schaden zu nehmen.

Ein wichtiger Vorteil bestehe zudem darin, dass die Storex-Batterie keine brennbaren und gesundheitsschädlichen organischen Lösungsmittel oder Bestandteile und keine zusätzliche Regelelektronik benötigt. „Sie kann also nicht brennen, was die Installation deutlich erleichtert“, betont Grabher. Außerdem brauche man keine seltenen und teuren Rohstoffe wie Lithium, Nickel oder Kobalt, die zumeist von der EU importiert werden müssen. Zudem könne man die Batterie nach einer erwarteten Einsatzzeit von 15 Jahren durch einen mechanisch-chemischen Prozess wieder recyclen.

Kann in der EU produziert werden

Storex kann im Rahmen der Energiewende somit auch mit einem mittlerweile geostrategisch wichtigen Vorteil aufwarten: „Diese Batterie kann zur Gänze in der EU produziert werden, ohne von Rohstofflieferanten außerhalb der EU abhängig zu sein. Fast alles, was wir dafür benötigen, kommt hier in ausreichenden Mengen vor. Und die wichtigsten Bestandteile der Batterie bestehen aus textilen Komponenten“, verdeutlicht Grabher.

Aus diesem Grund soll der zukünftige Produktionsstandort für die Storex-Batterien in Vorarlberg entstehen. Der Investor aus Hongkong habe dafür ein Investment in zweistelliger Millionen Euro-Höhe in Aussicht gestellt, sagte Grabher. Die Grabher Group habe dabei die Exklusiv-Rechte für die Produktion der textilen Komponenten.

Die Storex-Batterie soll in Einheiten mit einer Energiekapazität von 2,5 Kilowattstunden produziert werden. Sie sei dabei beliebig mit weiteren Storex-Batterien erweiterbar. Gedacht sei die Batterie in erster Linie zur Stromspeicherung von erneuerbaren Energien sowohl in privaten und gewerblichen wie auch in öffentlichen Gebäuden.