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Weißer Sonntag: „Freu mich auf die erste Hostie“

07.04.2024 • 07:00 Uhr
Weißer Sonntag: „Freu mich auf die erste Hostie“
Marlene Rauter freut sich auf die Erstkommunion. Stiplovsek

Am Weißen Sonntag bekommen die Zweitklässler traditionell die erste Hostie. Manche auch schon früher. Vier Kinder erzählen, wie die Erstkommunion heuer für sie war oder warum sie nervös auf den heutigen Tag sind.

Auf diesen Tag fiebern jährlich viele Sieben- und Achtjährige hin. Denn dann dürfen sie erstmals den Leib Christi in Form von Brot empfangen. Die Erstkommunion findet traditionell am ersten Sonntag nach Ostern statt. Doch schon seit den 1960ern hat es sich in vielen deutschsprachigen Regionen eingebürgert, teilweise auf andere Termine auszuweichen, wie Christi Himmelfahrt oder andere Sonntage im April oder Mai. Für manche der nach Angaben der Katholischen Kirche Vorarlberg insgesamt jährlich durchschnittlich rund 2000 Kinder standen die Feierlichkeiten also schon ein paar Tage früher auf der Tagesordnung. Etwa die 26 Schüler der zweiten Klassen der Volksschule Schruns empfingen schon am Ostermontag die erste Kommunion.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
Die NEUE zu Besuch in Schruns bei den heurigen Erstkommunikanten, die über Hostien, Schnitzel und vieles mehr erzählen. Hartinger

Aufregung pur

Darunter war auch Anna Schuler. Die Siebenjährige war am Montag sehr nervös, erzählt sie: „Ich war aufgeregt, weil ich die erste Hostie bekommen habe.“ Schließlich wollte sie alles richtig machen. Den Ablauf in der Kirche empfand auch Vinzent Wohlgenannt als spannend. „Es war cool, als ich die erste Hostie bekommen habe“, erinnert sich der Achtjährige zurück. Für seinen Nachbar und Freund Kiano Marent war es ebenfalls ein außergewöhnliches Gefühl, denn die Hostie bei der ersten Kommunion habe anders als erwartet geschmeckt, erzählt er.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
In der Schrunser Kirche gab es am Ostermontag eine festliche Erstkommunion. Hartinger


Dies war nicht die allererste Hostie, welche die Schrunser Zweitklässler probiert haben. Schon im Rahmen der Erstkommunion-Vorbereitungsgruppe haben die Buben und Mädels die Hostienbäckerei Kloster St. Peter in Bludenz besucht. Das ist jährlich das Highlight der Schrunser Erstkommunikanten. Dort durften sie sogar in eine Hostie beißen – jedoch in eine nicht gewandelte. Die schmeckte natürlich anders als die Hostie bei der Kommunion, schließlich war sie „ohne Jesus in sich“, wie die drei erzählen. In der Klosterbäckerei hat Schwester Maria mit Herzblut den Kindern erklärt, wie Hostien gebacken werden und ihnen die Verbindung mit dem Leib Christi erklärt.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
Die Erstkommunion macht hungrig und durstig. HArtinger

Kommunion will geübt sein

Die fünf Gruppentreffen im Schrunser Pfarrheim haben bereits im Herbst begonnen. Dort konnten sich die Kinder sowohl kreativ austoben, als auch einiges Wissen dazugewinnen. Etwa lernen sie über das Taufversprechen der Eltern und die Bedeutung der Tauferneuerung. Denn Vorbereitung ist die halbe Miete. So war Vinzent bei der Erstkommunion etwa besonders froh, dass er zuvor schon in der Kommunionsgruppe gelernt hat, dass er nach dem Empfang der Hostie „Amen“ sagen muss. Auch die Schüssel konnte er dann gekonnt mit den Händen formen. So lief alles, wie geplant.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
Kiano Marent (v.l.), Anna Schuler und Vinzent Wohlgenannt. Hartinger


Seit drei Jahren leitet Kathrin Fritz das vierköpfige Team der Pfarre Schruns, welche die Erstkommunion vorbereitet. Kinder liegen der 45-Jährigen am Herzen: Sie ist etwa auch beim Kinderchor tätig. Bei Events, wie der Erstkommunion, fiebert die Schrunserin dann immer mit. „Dann bin ich stolz, was wir mit den Kindern alles geleistet haben“, erzählt Kathrin Fritz von der jährlichen Freude, wenn sie dann den festlichen Einzug beobachtet.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
So nobel gekleidet sind sie nicht jeden Tag. Öfters tragen sie Skianzüge. HArtinger

Eine Stunde Stylingzeit

Dieser ist in Schruns besonders beeindruckend. Denn dort ist es Tradition, dass die Kinder in Montafoner Tracht gekleidet sind. Diese leihen sie meist für diesen Anlass von anderen Montafonern aus. Auch dieses Mal trug der Großteil der Kinder dieses traditionelle Gewand. Anna Marent brauchte sogar eine Stunde, um hineinzuschlüpfen, die Schnüre am Oberkörper zu binden, die Haare mit den Bändern zu flechten und die Kopfbedeckung „Schäppili“ aufzusetzen. Wer schön sein will, muss auch ein bisschen leiden: Die Socken sind teilweise kratzig und man ist darin nicht so flink mit den Schuhen und mehreren Überröcken, geht aus den Erzählungen der Kids hervor. Sonst kennt man die drei eher im Skirenntrikot, erzählt eine ihrer Mütter, Regina Wohlgenannt.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
Kiano, Anna und Vinzent in der ausgeliehenen Montafoner Tracht. Hartinger

Doch trotzdem haben sich die drei Schrunser Schüler bewusst dazu entschieden, dass sie das traditionelle Gewand tragen wollen, auch wenn es kein verpflichtenden Dresscode gibt. Denn darin fühlt man sich besonders, wie Vinzent erzählt.

Drei Kinder, die am Ostermontag in Tracht Erstkommunion hatten Titelbild
In den Vorbereitungsgruppen haben sie sich kreativ ausgetobt und Theoretisches gelernt. Hartinger

Highlight Schnitzel

Auch für die Teilnahme an der Erstkommunion haben sie sich aktiv entschieden. Er glaubt an Gott, ist der Achtjährige sich sicher. Ebenso Anna geht gerne in die Kirche, ist etwa im Kinderkirchenchor. Schon seit der Erstkommunion von ihrem Bruder hat sie sich auf ihren eigenen großen Tag gefreut. „Mir war klar, das will ich auch“, erzählt sie. Vor allem stand für die drei Freunde das Gemeinschaftliche als positiver Aspekt im Fokus der Vorfreude. Anna, Vinzent und Kiano genossen, dass beide Schulklassen gemeinsam in der Kirche zelebrierten und viele Verwandte anwesend waren. Vinzent hat sich besonders gefreut, dass alle beisammen waren. Speziell die Anwesenheit von Familienmitgliedern aus Dornbirn oder Innsbruck in Schruns fand er toll. Kulinarisch gab es bei allen drei Freunden das gleiche Highlight: Schnitzel mit Pommes.

Weißer Sonntag: „Freu mich auf die erste Hostie“
Für Marlene Rauter mag die kleinen Details an ihrem Kleid besonders. Doch am Sonntag wird sie eine Kutte darüber tragen. Das Kleid kommen nur die Gäste bei ihr Zuhause dann zu Gesicht. Stiplovsek

Großer Tag

Schnitzel scheint bei den Erstkommunikanten hoch im Kurs zu stehen. Womöglich wird am Weißen Sonntag zu diesem Anlass auch bei der Familie Rauter in Dornbirn Schnitzel serviert werden, weil Erstkommunikantin Marlene Rauter so gerne Schnitzel mag. Doch Mama Anja Rauter war sich beim Treffen mit der NEUE am Donnerstag noch etwas unsicher bei der Menüwahl – schließlich kündigt die Vorhersage für den Weißen Sonntag typisches Grillwetter an. Die Achtjährige selbst ist schon seit mehreren Tagen nervös, weil ihr die Erstkommunion am Weißen Sonntag in der Kirche Haselstauden in Dornbirn bevorsteht. „Ich freue mich auf das Vorlesen und die Hostie“, meinte sie im Voraus. Denn dann käme Gott ihr nahe.

Weißer Sonntag: „Freu mich auf die erste Hostie“
Marlene Rauter freut sich auf die heutige Erstkommunion in der Kirche Haselstauden. Stiplovsek


Besonders freut sie sich zudem auf das Fest mit der Großfamilie danach zu Hause. Schließlich kommen alle Liebsten, was sonst nur selten der Fall ist. Auch eine Tante reist extra aus Wien an. Insgesamt werden sie über 20 Leute sein. Darüber ist die ganze Familie froh. Denn bei der Erstkommunion von Marle­nes Bruder Samuel waren nicht derart viele Gäste in der Kirche erlaubt. Doch nun steht den Festlichkeiten nichts mehr im Wege.