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“Ziel ist, dass die Orgel uns alle überlebt”

16.04.2024 • 17:28 Uhr
Orgelumbau Schwarzacher Kirche, Orgel wird umgebaut – bitte Bilder vom Umbau und von Michael Fritsch, der die Bauarbeiten leitet
Michael Fritsch leitet die Arbeiten an der Schwarzacher Kirchenorgel. Steurer

In der Schwarzacher Kirche überholen Michael Fritsch und sein Team die Rieger-Orgel. Dabei gewährten sie der NEUE Einblicke in die Arbeiten.

Wenn man die Schwarz­acher Kirche betritt, ist eigentlich alles so wie immer. Man muss schon genauer hinsehen. Wirft man vom Altar aus einen Blick zur Empore, fällt auf: Teile der Orgel „fehlen“. Doch das hat einen einfachen Grund: Das imposante Instrument wird aktuell überholt. Die NEUE war bei den Arbeiten der Firma Rieger dabei.

Orgelumbau Schwarzacher Kirche, Orgel wird umgebaut – bitte Bilder vom Umbau und von Michael Fritsch, der die Bauarbeiten leitet
Der Blick von der Empore in die Schwarzacher Kirche. Steurer

„Die Orgel ist von 1994, also 30 Jahre alt. Es ist üblich, dass man nach dieser Zeit ein solches Instrument generalreinigt“, erklärt Michael Fritsch, der die Arbeiten leitet. „Es ist wichtig, dass man den Hausstaub entfernt, damit die Pfeifen wieder einen strahlenden Klang bekommen. Das ist die Hauptarbeit.“ Dazu wird das gesamte Pfeifenwerk, das 29 Register umfasst, ausgebaut und Pfeife für Pfeife gereinigt.

Orgelumbau Schwarzacher Kirche, Orgel wird umgebaut – bitte Bilder vom Umbau und von Michael Fritsch, der die Bauarbeiten leitet
Hier gelangt man normalerweise nicht hin: Das Innere der Schwarzacher Orgel.

Umfangreichere Arbeiten

Eine Reinigung stehe für gewöhnlich alle ein bis zwei Jahre an, erklärt der Leiter der Arbeiten. Die derzeitige Ausreinigung findet außerhalb davon statt und ist deutlich umfangreicher. Durch den Ausbau der Pfeifen sämtlicher Register kommen Fritsch und sein Team, bestehend aus den Lehrlingen Eliza Biesel und Niklas Marquard, auch an Stellen, die sonst nicht frei zugänglich sind. So kann auch anderer Unrat und Schimmel, der sich auf dem Holz in der feuchten Umgebung wohlfühlt, entfernt werden.

Orgelumbau Schwarzacher Kirche, Orgel wird umgebaut – bitte Bilder vom Umbau und von Michael Fritsch, der die Bauarbeiten leitet
Eliza Biesel baut die Orgelpfeifen aus. Steurer

Darüber hinaus werden die großen, von außen gut sichtbaren Pfeifen an der Front der Orgel aufpoliert. „Das ist eine rein optische Geschichte“, so Fritsch.

Orgelumbau Schwarzacher Kirche, Orgel wird umgebaut – bitte Bilder vom Umbau und von Michael Fritsch, der die Bauarbeiten leitet
Die sogenannten Prospektpfeifen werden wieder zum Strahlen gebracht. STeurer

Technisches Upgrade

Die Restaurierung wird auch für eine technische Nachrüstung genützt: Eine sogenannte Setzeranlage wird eingebaut. „Das eröffnet eine viel weitreichendere Verwendungsmöglichkeit der Orgel, weil die Klangfarben abgespeichert werden und später vom Organisten während des Spiels in weitaus größerer Vielfalt ganz präzise aufgerufen werden können“, führt Michael Fritsch aus. Eine solche Anlage wurde zum Beispiel auch bei der Orgel in der Herz-Jesu-Kirche in Bregenz nachgerüstet, die ebenfalls von der Firma Rieger restauriert wurde.

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Niklas Marquard (in der Mitte des Bildes im schwarzen T-Shirt) hilft den Elektrikern bei der Arbeit. Steurer

Dafür rücken Elektriker an, die einen Elektroschrank einbauen. Anschließend installieren die Orgelbauer zusätzlich sogenannte Schleifenzugantriebe. Die ansonsten rein mechanische Orgel erhält so ein elektrisches Zusatz­element, das das Instrument vielseitiger macht und auf das der Organist zugreifen kann.

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Michael Fritsch erklärt der NEUE, wie eine Orgelpfeife funktioniert. Steurer

Klangliche Anpassung

Damit die Orgelpfeifen nach den Restaurierungsarbeiten, die etwa acht Wochen in Anspruch nehmen, wieder einen schönen Klang abgeben, wird die sogenannte Intonation vorgenommen. „Wir haben bei uns in der Firma vier Intonierräume, wo die Vorintonation stattfindet“, erklärt Fritsch. In diesen Räumen können bei einem Orgelneubau die klanglichen Gegebenheiten in der Kirche simuliert werden. Das ist wichtig, da Rieger weltweit tätig ist. Bei dem Projekt in Schwarzach sind die Wege kurz, denn hier arbeitet Rieger in der Kirche der Heimatgemeinde.

Orgelumbau Schwarzacher Kirche, Orgel wird umgebaut – bitte Bilder vom Umbau und von Michael Fritsch, der die Bauarbeiten leitet
Wenn die Orgel wieder vollständig zusammengebaut ist, wird sie klanglich angepasst. Steurer

Das rund acht Meter hohe und etwa zwölf Meter breite Instrument in Schwarzach soll noch lange fortbestehen. „Ziel ist, dass die Orgel uns alle überlebt“, sagt Fritsch. „Der Organist wechselt zwar, aber das Instrument lebt weiter.“ Sobald die Schwarzacher Orgel wieder in Schuss ist, geht es weiter zum nächsten Auftrag für den gebürtigen Deutschen, der ursprünglich aus dem Hunsrück, der Heimat der Orgelbauerdynastie Stumm, stammt und seit 2015 in Vorarlberg lebt.

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Begeisterungsfähigkeit und handwerkliches Geschick sind im Orgelbau entscheidend. Steurer

Bleibt noch zu klären, was man mitbringen muss, wenn man selbst Orgelrestaurator werden will. „Man sollte begeisterungsfähig sein und handwerkliches Geschick mitbringen“, zählt Fritsch die wichtigsten Attribute auf.