„Männer fehlen grundsätzlich bei den Chören“

Den Chören fehlen männliche Nachwuchsstimmen. Besonders Männerchöre bekommen das zu spüren. Durch diverse Aktionen wirbt der Männerchor Lauterach neue Mitglieder.
Den Chören fehlt der männliche Nachwuchs. Während früher das Singen im Chor noch ausschließlich Männern vorbehalten war, haben viele Vorarlberger Chöre aktuell ein Problem, männliche neue Mitglieder zu akquirieren. Andere Hobbys sind besonders für junge Männer oft interessanter. Gerade reine Männerchöre bekommen dies dann besonders zu spüren. „Männer fehlen grundsätzlich bei den Chören. Es gibt keinen Chor, der nicht nach Männern sucht“, klagt der Obmann des Vorarlberger Chorverbandes, Axel Girardelli.

Regelmäßige Aktionen
Deswegen veranstaltet der Männerchor Lauterach regelmäßige Aktionen, um neue Mitglieder zu gewinnen. „Wir haben vom Bierdeckel bis zu Postaussendungen schon einiges versucht“, so Girardelli, der ebenfalls Chorleiter des Männerchors Lauterach ist. Etwa wie am Dienstag in der Volksschule Lauterach Markt. Gemeinsam mit dem Kinderchor „Singuine“ sangen sie dort ein paar Lieder aus dem jeweiligen Repertoirs der Chöre – die Themen unterscheiden sich dabei etwas. Während die Kinder über Monster singen, drehen sich die Lieder der Männer etwa um Frauen. Doch dabei verfolgten sie ein Ziel: Die Väter der Kinder fürs Singen zu begeistern.

Vom Vater zum Chorsänger
So hat auch Markus Tschofen vor etwa zehn Jahren seinen Weg zum Männerchor Lauterach gefunden. Seine zwei Söhne sangen beim Kinderchor und er war dann bei einer derartigen Werbeaktion zu Gast. Heute sind seine Kinder schon Jugendliche und der heute 54-Jährige singt immer noch beim Männerchor Lauterach. Vor dieser Veranstaltung hätte er nie geglaubt, dass er mal bei einem Chor sein würde. Der Chor war für ihn als ursprünglicher Schrunser die perfekte Möglichkeit, Anschluss in Lauterach zu finden. „Ich habe einen Verein gesucht, um mich in der Gesellschaft einfinden zu können. Dafür ist der Männerchor super“, erklärt Tschofen. „So konnte ich Kontakte in der ganzen Gemeinde knüpfen.“ Highlights sind für Tschofen die Männerchorreisen. Er erzählt von Erlebnissen in der Steiermark, der Pfalz oder in Regensburg. Auch nach der wöchentlichen Chorprobe kehren sie ab und an in ein Gasthaus ein. So seien auch Freundschaften entstanden, erzählt Tschofen.

Hemmungen überwinden
Inzwischen ist auch das Singen selbst für ihn ein wichtiges Hobby geworden. „Wenn ich singe, bin ich gedanklich beim Singen und alle anderen Gedanken und Probleme sind weg“, erklärt der Wahllauteracher. Während er früher an Weihnachten unter dem Christbaum das Singen nie mochte, hat er inzwischen die Hemmung verloren. Anderen rät er: „Man darf keine Angst haben.“ Wovor? Vor womöglichen Solos, dem Notenlesen oder dass man nicht singen könnte. Diese Ängste, dass man nicht singen könnte, seien unbegründet. „Singen kann man trainieren“, bestätigt Girardelli. Es könnten laut dem 59-Jährigen viel mehr Personen singen, als es wüssten oder bereits ausprobiert hätten.

„Singen ist Mannschaftssport“
Am Dienstagabend ist diese Angst von vielen Gästen schnell beseitigt. Der gebürtige Harder bringt beim Konzert in der Volksschule in Lauterach sogar diese kritischen Papas im Publikum zum Mitsingen. Erst haben die Eltern noch einen Tanz der Kinder nachgetanzt, dann singen sie mit dem Männerchor „Aber bitte mit Sahne“. Der Chorleiter wünscht sich mehr „Sexappeal“, ein freudigeres „Oho“ und noch vieles mehr – das Publikum folgt lachend seinen Anweisungen. Auch der Vater eines Singuine-Sängers, Dominik Dunst, singt mit, obwohl er überzeugt ist, dass er nicht über ein Taktgefühl verfüge. Doch das Wichtigste: „Es hat Spaß gemacht.“ Beim Chor beginnen möchte er nicht, meint er nach dem Abend beim Gespräch mit der NEUE. Doch gerade um diese Freude geht es bei den Chören und nicht um einen Wettkampf. „Vorsingen ist Mannschaftssport“, so Girardelli. „Nur der Unterschied zum Sport ist, wir haben keine Gegner, sondern singen miteinander.“

50 Jahre Sänger
Den Spaß sieht man an diesem Abend weiters auch Hans Verdorfer an, als er wie ein Flugzeug zum Songtext über die Bühne flitzt. Natürlich bei seinem Lieblingslied: „Now Let Me Fly“. Die anderen lachen. Dies war improvisiert, erzählt er beflügelt danach der NEUE: „Das ist der Zauber des Singens.“ Er singt schon über 50 Jahren beim Chor und schon seit 30 beim Männerchor Lauterach. Der 78-Jährige erinnert sich zurück, dass es früher noch nicht so viele Vereinsmöglichkeiten gab. Feuerwehrler oder Sänger war damals die Entscheidung. Zu der Zeit seien Sänger auch noch mehr geschätzt worden. Im Gegensatz zu früher hat sich aber einiges verändert. Aus strengen Chroleitern und strikten Kleidungsregeln wurde ein lockerer Umgang miteinander.

Chorleben im Wandel: Von strengen Regeln zu lockerem Miteinander
Highlights waren für ihn die speziellen Auftritte – vor allem Solos haben ihn dabei immer auf Trab gehalten und gereizt. Doch der Wahllauteracher hat immer noch nicht genug. „Ich will noch so lange bleiben, wie ich singen kann“, ist sich der 79-Jährige sicher.
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