Neues Standort-Rating, alte Forderungen

Arbeiterkammer Vorarlberg fordert Ausbau der Kinderbetreuung, mehr Qualifizierung und gerechtere Löhne.
Zum vierten Mal seit 2019 hat die Arbeiterkammer Vorarlberg am Dienstag ein Standortrating veröffentlicht und damit umfassende Zahlen und Fakten zum Arbeits- und Wirtschaftsstandort Vorarlberg präsentiert. Ein Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe ist das Thema Fachkräftemangel.
“Keine Momentaufnahme”
Zentrales Hindernis, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden und zu halten, ist laut Arbeiterkammer-Präsident Bernhard Heinzle und Noch-Direktorin Eva King die „fehlende Gerechtigkeit“ bei der Verteilung des wirtschaftlichen Erfolgs. Sie verweisen auf die Zahlen der aktuellen Studie, wonach 2021 in Vorarlberg 44 Cent pro erwirtschaftetem Euro an Lohneinkommen geflossen sind, laut AK der niedrigste Wert aller Bundesländer. „Und das ist keine Momentaufnahme“, wie Heinzle betont. Innerhalb von sechs Jahren sei dieser Wert nur um einen Cent gestiegen.
Vorarlberger fleißigste Österreicher
Bei den Unternehmenseinkommen kommt die Studie zu einem umgekehrten Ergebnis. Hier liegt Vorarlberg deutlich über dem österreichischen Durchschnitt, und zwar über den gesamten Betrachtungszeitraum von 2000 bis 2021. Dabei, so Heinzle, „sind die Vorarlberger die fleißigsten Österreichs“: Die Stundenproduktivität liegt mit durchschnittlich knapp 63 Euro realem Bruttoregionalprodukt (Preisbasis 2010) an erster Stelle. Zudem sei die Produktivität in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. „Wir brauchen weniger Steuern auf Arbeit und mehr Steuern auf Vermögen. „Die Verteilungsgerechtigkeit stimmt hier nicht“, resümiert Heinzle
Leistbares Wohnen
Als weitere Hebel gegen den Fachkräftemangel nannte Eva King den Ausbau der Kinderbetreuung, Qualifizierung und leistbares Wohnen. Gerade bei letzterem haben es die Vorarlberger deutlich schwerer als die Menschen in anderen Bundesländern. So sind die durchschnittlichen Haus- und Wohnungspreise um 91 bzw. 81 Prozent gestiegen, die Grundstückspreise haben sich sogar deutlich mehr als verdoppelt (+240 Prozent). Gleichzeitig ist der Anteil der gemeinnützigen Wohnungen in keinem Bundesland so niedrig wie in Vorarlberg.
“Taten statt Worte”
Heinzle fordert vom Land Taten statt Worte. “Die AK würde den Spaten für einen Spatenstich zur Verfügung stellen.” Auf die Frage, was die AK konkret tun könnte, blieb der Präsident eine Antwort schuldig. Er verwies einmal mehr darauf, dass die AK schon lange den Wohnbaufonds gefordert habe und dass es Mietkaufmodelle im gemeinnützigen Wohnbau brauche.
Die Studie zeigt auch eine deutliche Diskrepanz zwischen der Qualifikation der Arbeitssuchenden und den Anforderungen der Arbeitgeber. Gerade für Personen mit maximal Pflichtschulabschluss gebe es sehr wenige offene Stellen, so King. Mit einer Qualifizierungsoffensive könne man ihnen aber helfen, höhere Bildungsabschlüsse zu erreichen. Auch diese Forderung ist nicht neu.