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„Die Demografie rollt auf uns zu“

16.05.2024 • 12:56 Uhr
Tag der Pflege, Symbolbild
Der Bedarf an Pflegekräften wird in den nächsten Jahren steigen. Karin Nussbaumer

Von Land und AMS wurde der Jahresbericht Welcome Center Pflege & Soziales und ­Connexia Implacement­stiftung 2023 präsentiert.

Rund 100.000 Menschen in Vorarlberg sind derzeit 60 Jahre oder älter. 2050 werden es laut Prognosen 143.000 sein. Etwa 6000 Menschen hierzulande leiden aktuell an einer demenziellen Erkrankung. Bis 2050 geht man von einer Verdreifachung aus. Diese Zahlen, die Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker gestern präsentierte, lassen auf eines schließen: „Wir brauchen Fachkräfte.“

Eine Einrichtung, die sich seit 2011 um diese Fachkräfte bemüht, ist die Connexia Implacementstiftung und das mit ihr verbundene Welcome Center Pflege & Soziales, eine „13-jährige Erfolgsgeschichte“, so Wiesflecker. Die Soziallandesrätin hat gestern gemeinsam mit Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher, der Leiterin der Einrichtungen Reingard Feßler und AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter den Jahresbericht 2023 von Welcome Center und Connexia Implacementstiftung präsentiert.

Maurice Shourot
Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker. Maurice Shourot

Erstberatung

Demnach erhielten 937 Personen im Vorjahr eine Erstberatung im Welcome Center Pflege & Soziales. Deren Durchschnittsalter lag bei 33 Jahren. 221 Personen wurden neu in die Connexia Implacementstiftung (siehe Factbox) aufgenommen, 172 haben ihre Ausbildung positiv abgeschlossen. Wiesflecker betonte, dass es viele Wege in die Pflege sprich Ausbildungsmöglichkeiten gebe und zudem eine große Durchlässigkeit herrsche.

Connexia Implacementstiftung

Das Fördermodell der Implacementstiftung wurde in Kooperation von Land und AMS Vorarl­berg entwickelt. Ziel ist es, Interessierte für den Gesundheits- und Sozialbereich und die Betriebe zusammen zu bringen. Während der Ausbildung zahlt das AMS das Stiftungsarbeitslosengeld (1400 Euro monatlich). Der Beitrag der Betriebe beträgt 310 Euro monatlich. Personen in einer Ausbildung im Pflegebereich erhalten derzeit mindestens 1600 Euro monatlich über die Stiftung.

„Die Demografie rollt auf uns zu“, beschrieb Rüscher die zukünftigen Herausforderungen. 452 Personen befanden sich mit Jahresende in einer Betreuungs- oder Pflegeausbildung mit Unterstützung der Stiftung. „Die brauchen wir auch, die müssen wir haben“, so die Gesundheitslandesrätin. Der Fokus der Stiftung liege auf Quereinsteigerinnen und -einsteiger, sagte Rüscher. Zudem habe man den Weg der Nostrifikation für ausländische Fachkräfte, bei der man mit dem Welcome Center zusammenarbeite, erleichtert.

Maurice Shourot
Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Maurice Shourot

Verlängerung

Mit Zahlen konnte auch AMS-Chef Bereuter aufwarten. Im Vorjahr gab es monatlich durchschnittlich 456 offene Stellen im Pflegebereich, informierte er. Auch er wies auf die vielfältigen Möglichkeiten in der Branche hin. Weiters erklärte er, dass das AMS das Projekt, das eine Existenzsicherung für Personen in Ausbildung biete, für weitere drei Jahre – bis Ende 2026 – verlängere.

„Die Demografie rollt auf uns zu“
AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter. Klaus Hartinger

Leiterin Reingard Feßler berichtete, dass sich das Welcome Center aus dem großen Beratungsbedarf heraus entwickelt habe. Einerseits gebe es sehr viele Ausbildungswege, auf der anderen Seite auch eine hohe Durchlässigkeit innerhalb der Ausbildungen. Als Aufgaben des Centers bezeichnete Feßler unter anderem die (öffentliche) Information und Sensibilisierung für Pflegeberufe, die Schaffung von Praktikumsmöglichkeiten, die Information über die Fördermöglichkeiten. Bisher habe man sich dabei über die Betriebe finanziert, erklärte Feßler. Aktuell sei man aber in Gesprächen mit dem Land aufgrund zusätzlichen Bedarfs.

„Derzeit merken wir, dass sich verhältnismäßig viele Menschen aus dem Baugewerbe bei uns melden.“

Reingard Feßler,
Welcome Center & Connexia
Pressefoyer, Stärkung der Betreuung und Pflege
Reingard Feßler. VLK/Sams

Unsicherheiten

Menschen seien manchmal auch zwei, drei Jahre mit dem Welcome Center in Kontakt, bevor sie sich für eine Ausbildung bewerben, erzählte Feßler. Dabei registriere man auch die Unsicherheiten in anderen Branchen, so ihre Erfahrungen. „Derzeit merken wir, dass sich verhältnismäßig viele Menschen aus dem Baugewerbe bei uns melden.“

Falls sich dann wer für eine Ausbildung entscheide, werde die Person weiter über die Connexia begleitet. 2023 seien das insgesamt rund 680 Menschen gewesen, so Feßler. Seit Gründung der Stiftung seien über 1300 Menschen auf den Arbeitsmarkt gebracht worden, hieß es. Und gerade bei Quereinsteigerinnen und -einsteigern sei die Zufriedenheit sehr hoch, wie regelmäßige Befragungen ergeben würden.