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Wind und Wetter: Die Faszination des Fliegens

22.05.2024 • 23:00 Uhr
Flugschule Bregenzerwald Gleitschirmfliegen
Ausblicke aus luftigen Höhen beim Gleitschirmfliegen. Moosbrugger/Flugschule Bregenzerwald

Gleitschirmfliegen ist auch in Vorarlberg ein Hobby, das viele fasziniert. Die NEUE sprach mit Jodok Moosbrugger von der Flugschule Bregenzerwald.

Damals war er noch als Fußgänger unterwegs: Im Jahr 1986 sah Jodok Moosbrugger aus Bezau einen Mann, der mit Gleitschirm einen Hang hinabrannte und abhob. „Damals waren das natürlich noch bei Weitem nicht die Modelle von heute, aber es hat mich sofort fasziniert. Ich hatte mir schon öfter, etwa bei Klassenausflügen auf die Kanisfluh, gedacht, wie toll es wäre, jetzt runterfliegen zu können. Also habe ich gleich eine Ausbildung gemacht – die hat damals nur drei Tage gedauert“, erinnert sich Moosbrugger. Nach seiner Fluglehrerausbildung gründete er 1989 die Flugschule Bregenzerwald, die bis heute jährlich zig Personen das Gleitschirmfliegen beziehungsweise Paragliden beibringt. Fünf Fluglehrer und vier Tandempiloten sorgen dafür, dass im Betrieb alles rund läuft. Das Angebot ist umfangreich. Es beginnt bei Schnuppertagen und geht weiter zum Allroundpaket: „Wir bilden Fußgänger zum lizenzierten Gleitschirmpiloten aus“, so Moosbrugger. Die Ausbildung besteht aus drei Teilen: vier Tage Übungsphase am Hang, drei Tage Theorie – und anschließend 40 Flüge über 300 Meter Höhe und Prüfungen.

80 Piloten

Rund 80 Personen bildete die Flugschule Bregenzerwald im letzten Jahr zu Gleitschirmpiloten aus. Auch Weiterbildungen werden angeboten, etwa die Überlandberechtigung für weitere Strecken. Dazu kommen weitere Geschäftszweige wie der Verkauf von Gleitschirmen und Zubehör und natürllich Tandemflüge.

Davon werden jährlich etwa 400 gemacht, die um die 170 bis 200 Euro kosten, je nach Flugdauer. Die Ausbildung vom Fußgänger zum Gleitschirmflieger wird mit etwa 1990 Euro berechnet, die eigene Ausrüs­tung – Schirm, Gurtzeug und Notschirm – schlägt nochmal mit rund 4000 Euro zu Buche. Einen Helm braucht es natürlich ebenfalls.

Flugschule Bregenzerwald Gleitschirmfliegen
Moosbrugger/Flugschule Bregenzerwald

Gleitschirmfliegen

Flugschule Bregenzerwald

Adresse: Wilbinger 483, 6870 Bezau
Telefonnummer: +43 5514 3177
Anmeldung Tandemflug: +43 664 5127 765
Mail: info@gleitschirmschule.at
Web: www.gleitschirmschule.at

Wetter ist das A und O

Nach der Ausbildung kann es dann losgehen mit eigenen Flügen. Das Wichtigste dabei: Das Wetter beachten! „Wetter ist ganz wichtig“, sagt der Bregenzerwälder Profi. „Die Thermik ist das A und O, zu starker Wind oder Föhn ist schlecht. Da kommt es schnell einmal zu Verwirblungen. Bei Regen geht es auch nicht, da wird der Schirm nass und fliegt nicht mehr richtig. Man muss sich das im Vorfeld genau anschauen.“

Das ideale Flugwetter: Nicht zu starker Wind, blauer Himmel, Gegenwind am Startplatz. Denn: bei Rückenwind besteht die Gefahr, dass man stolpert. Wichtig ist auch, sich das Gelände anzuschauen, in dem man fliegen will. Das beginnt schon mit dem Startplatz: Gibt es einen geeigneten Hang, sind irgendwo Steine, über die man stolpern könnte? Wo will man landen, welche eventuellen Hindernisse sind im Weg? Gibt es genug Platz zum Landen? Gibt es Hindernisse auf der Strecke?

Flugschule Bregenzerwald Gleitschirmfliegen
Moosbrugger/Flugschule Bregenzerwald
Flugschule Bregenzerwald Gleitschirmfliegen
Moosbrugger/Flugschule Bregenzerwald

Wenn es dann losgeht, ist der Sicherheitscheck am Material essenziell: Die Gurte müssen sitzen, die Leinen des Schirms dürfen nicht verheddert sein. Für Letzteres gibt es noch einen weiteren Check beim Start: Ist der Schirm bereits in der Luft, die Beine aber noch am Boden, gibt es nochmal einen Blick nach oben. Sollten sich die Leinen doch verheddert haben, hat man dann nämlich die Möglichkeit, den Schirm nochmal nach unten zu ziehen und zu korrigieren.

Sicherheitstraining

Wer Wetter, Ausrüstung, Gelände und die nötigen Kontrollen im Blick behält, hat nur noch ein geringes Restrisiko. Zwar können auch in der Luft immer wieder kleinere Probleme auftreten, aber dafür gibt es eine spezielle Weiterbildung, wie Jodok Moosbrugger erklärt: „Dafür bieten wir ein spezielles Sicherheitstraining an, das über dem Wasser stattfindet. Dort werden Manöver geübt, die in der Luft passieren können. Man lernt etwa, wie man damit umgeht, wenn der Schirm einklappt, macht schnelle Drehungen. Viele ziehen auch den Notschirm, um zu wissen, wie das ist, oder bremsen durch, damit der Schirm zusammenfällt.“ Bremsen sollte man übrigens, gerade beim Landen, nicht zu früh.

Wind und Wetter: Die Faszination des Fliegens
Die vielen Leinen dürfen sich nicht verheddern.klaus Hartinger
Wind und Wetter: Die Faszination des Fliegens
Erst, wenn alles genau überprüft und gecheckt worden ist, kann gestartet werden. Klaus Hartinger

Jedenfalls gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren. „Wenn man alles überlegt macht, ist das Risiko wirklich gering. Aber wenn man mit steigender Erfahrung immer frecher und frecher wird, etwa das Wetter unterschätzt, dann wird’s gefährlich“, so Moosbrugger.

„Es ist faszinierend, dass man mit so geringem Aufwand fliegen kann.“

Jodok Moosbrugger, Flugschule Bregenzerwald
Wind und Wetter: Die Faszination des Fliegens
Jodok Moosbrugger. klaus hartinger

Das Mindestalter ist übrigens recht niedrig angesetzt: Bereits mit 14 Jahren kann man die Ausbildung beginnen, die Lizenz gibt es aber erst mit 15. Nach oben hin sei die Grenze ebenfalls relativ offen: „Es gibt einige Piloten im Land, die auch mit über 80 Jahren noch unterwegs sind.“

Jodok Moosbrugger selbst unternimmt privat etwa 150 Flüge im Jahr. Die Begeisterung für den Sport ist nach wie vor groß: „Mich hat immer fasziniert, dass man mit so geringem Aufwand fliegen kann. Man geht mit relativ leichtem Gepäck einen Berg hoch und kann hinunterfliegen und die Natur betrachten. Während der Ausbildung und als Anfänger muss man sich konzentrieren. Aber mit ein bisschen Erfahrung kann man das wirklich genießen.“

Wind und Wetter: Die Faszination des Fliegens
Klaus Hartinger