Das müssen Sie zur gratis HPV-Impfung bis zum 30. Geburtstag wissen

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Ab erstem Juli können die 21- bis 30-Jährigen ebenfalls die HPV-Impfung kostenfrei nachholen. Wo der Stich verabreicht wird und was es zu beachten gibt.
Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich nach einer Sitzung am Freitag auf die konkrete Umsetzung des öffentlichen Impfprogramms geeinigt. Teil davon ist auch die Ausweitung der kostenlosen HPV-Impfung. Humane Papillomaviren (HPV) können Krebsvorstufen und Krebs verursachen. Bereits im März informierte Gesundheitsminister Johannes Rauch über dieses Vorhaben, nun gibt es den Beschluss zur konkreten Umsetzung. Seit Februar vergangenen Jahres erhalten Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene vom vollendeten 9. bis zum vollendeten 21. Lebensjahr die HPV-Impfung kostenlos. Nun soll auch bis zum 30. Geburtstag gratis sein, allerdings ist die Maßnahme der Ausdehnung des Alters bis Ende 2025 befristet.

Wer rasch die Impfung noch bis dahin kostenlos nachholen möchte, hat womöglich Fragen, wie und wo er oder sie den Stich bekommt. Die NEUE Vorarlberger Tageszeitung hat mit dem Vorstand der Abteilung Sanitätsangelegenheiten beim Land Vorarlberg, Wolfgang Grabher, gesprochen und die wichtigsten zehn Antworten auf mögliche Fragen zusammengefasst.

1. Ab wann bekommen auch die 21- bis 30-Jährigen die kostenlose HPV-Impfung?
Antwort: Ab dem 1. Juli 2024 wird das Alter für die Gratis- HPV-Impfung vom 21. auf den 30. Geburtstag ausgedehnt. Jedoch ist diese Möglichkeit, die Impfung noch bis zum 30. Geburtstag nachzuholen, bis Ende 2025 befristet.
2. Wie und wo bekomme ich die kostenlose HPV-Impfung?
Antwort: Es ist eine Anmeldung bei den eingetragenen Impfärzten oder Impfärztinnen oder in der Impfordination des Land Vorarlberg möglich. Die Impfordination befindet sich in der Rhomberg´s Fabrik, Haus H in der Färbergasse 15 in Dornbirn. In der Impfordination sind nur Impfungen mit vorher online durchgeführter Terminbuchung möglich.
3. Wem wird die HPV-Impfung empfohlen?
Antwort: Grundsätzlich ist die Impfung laut dem Vorstand der Abteilung Sanitätsangelegenheiten des Landes Wolfgang Grabher vom vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr allgemein empfohlen. Der ideale Impfzeitpunkt ist in genau diesem Alter, da Kinder vor Beginn der Sexualität meist noch nicht infiziert sind und die Immunantwort von Kindern auf Impfungen allgemein besser ist. Die Impfung bis zum 30. Geburtstag ist hingegen laut Grabher als eine Nachholimpfung zu sehen.
4. In welchen Zeitabständen sind wie viele Teilimpfungen erforderlich?
Antwort: Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz empfiehlt bis zum 30. Lebensjahr zwei Impfungen im Abstand von sechs bis zwölf Monaten. Wurde die zweite Dosis früher als fünf Monate nach der ersten Dosis verabreicht, so ist laut der Österreichischen Krebshilfe immer eine dritte Dosis in einem Abstand von sechs bis acht Monaten notwendig. Ab dem vollendeten 30. Lebensjahr wird die HPV-Impfung dann generell in einem Drei-Dosen-Schema empfohlen.
5. Bis zu welchem Alter müssen die einzelnen Impfdosen noch verabreicht werden, damit diese kostenfrei sind?
Antwort: Es zählt im Rahmen des kostenfreien Impfprogrammes laut Grabher das Alter zum Zeitpunkt der ersten HPV-Impfung. Das bedeutet, wenn eine Person zum Zeitpunkt der ersten Impfung noch nicht den 30. Geburtstag hatte, ist dann auch die zweite Impfung gratis.
6. Wie viel kostet die HPV-Impfung ab dem 30. Geburtstag?
Antwort: Ab dem 30. Geburtstag sind dann die Kosten privat zu bezahlen. Die vollständige Immunisierung kostet in Österreich laut der Österreichischen Krebshilfe derzeit für die drei Teilimpfungen exklusive Impfhonorar 646,50 Euro (Stand 16. Jänner 2023). Eine Teilimpfung kostet je 215,50 Euro.
7. Schützt mich die Impfung vor einer HPV-Infektion?
Antwort: Der aktuell verwendete Impfstoff „Gardasil 9“ schützt vor neun Subtypen. Er deckt die Typen HPV 6 und 11 ab, die hauptsächlich für gutartge Erkrankungen wie Genitalwarzen verantwortlich sind. Auch 16, 18, 31, 33, 45, 52, 58 sind durch den Impfstoff abgedeckt, darunter sind die Hochrisiko-Typen mit dem erhöhten Potenzial für die Entwicklung von Krebserkrankung, einschließlich Gebärmutterhalskrebs, Analkrebs und Krebs im Mund- und Rachenraum. Etwa 14 bis 20 der über 200 bekannten HPV-Typen gelten als Hochrisiko-Typen, die potenziell zu Krebserkrankungen führen können. Die Impfstoffe, wie „Gardasil 9“, zielen darauf ab, die häufigsten und gefährlichsten HPV-Typen zu verhindern, einschließlich derjenigen, die für die Mehrzahl der HPV-bedingten Krebserkrankungen verantwortlich sind. Wirksamkeitsstudien mit dem Neunfach-Impfstoff bei Jugendlichen und bei 16- bis 26-jährigen Frauen zeigten eine bislang acht Jahre anhaltende Schutzdauer. Diese Studien laufen noch, wobei vermutlich von einer lebenslangen Wirksamkeit auszugehen ist, heißt es von Seiten von Grabher.
8. Wie infiziert man sich mit HPV und wie häufig kommen HPV-Infektionen vor?
Antwort:
HPV-Infektionen sind nach Angaben von Grabher sehr häufig. Schätzungen zufolge infizieren sich etwa 80 Prozent der sexuell aktiven Menschen irgendwann in ihrem Leben mit HPV. Die meisten dieser Infektionen verlaufen jedoch symptomlos und werden vom Immunsystem innerhalb von ein bis zwei Jahren von selbst beseitigt. Zu einem bestimmten Zeitpunkt haben etwa zehn Prozent der Frauen und Männer eine aktive HPV-Infektion. „Besonders Jugendliche und junge Erwachsene sind häufig betroffen, da HPV hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen wird“, so Grabher. Studien zeigen laut ihm, dass die Anzahl von HPV-Infektionen bei sexuell aktiven jungen Frauen (zwischen 18 und 24 Jahren) etwa 45 Prozent beträgt. „Obwohl viele HPV-Infektionen harmlos verlaufen, können bestimmte Hochrisiko-HPV-Typen zu Krebs führen, weshalb die Impfung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind, um das Risiko schwerwiegender Erkrankungen zu verringern“, betont Grabher.
9. Ist ein Kondom eine sinnvolle Alternative zur Impfung?
Antwort: Kondome bieten einen gewissen Schutz vor HPV und andere Geschlechtskrankheiten, sind laut Grabher aber keine vollständige Alternative zur HPV-Impfung. Während Kondome das Risiko einer HPV-Übertragung verringern können, bieten sie keinen vollständigen Schutz, da HPV durch Haut-zu-Haut-Kontakt übertragen wird und infizierte Bereiche außerhalb des von Kondomen bedeckten inklusive dem Mund- und Rachenbereich liegen können. Die HPV-Impfung hingegen schützt gezielt vor den HPV-Typen, die am häufigsten Krebserkrankungen und Genitalwarzen verursachen. Der Impfstoff „Gardasil 9“ schützt beispielsweise gegen neun HPV-Typen, einschließlich derjenigen, die für etwa 70 Prozent der Gebärmutterhalskrebserkrankungen und einen großen Teil anderer HPV-assoziierter Krebserkrankungen verantwortlich sind.
10. Kann ich mich impfen, wenn ich mich bereits mit HPV infiziert habe?
Antwort: Grabher bejaht dies. Er bezeichnet die HPV-Impfung auch als sinnvoll, wenn man bereits mit HPV infiziert ist. Während der größte Nutzen der Impfung darin besteht, eine Infektion mit HPV zu verhindern, hat sie nämlich auch Vorteile für diejenigen, die bereits infiziert sind. Denn eine bestehende Infektion bedeutet nicht, dass man mit allen HPV-Typen infiziert ist. Daher kann die Impfung Schutz vor weiteren Typen bieten, mit denen man noch nicht infiziert ist. Auch weist Grabher auf die Reduktion von Krebsvorstufen durch die Impfung hin. „Studien haben gezeigt, dass die HPV-Impfung auch nach einer Infektion das Risiko reduziert, Krebs durch diesen Typ zu entwickeln“, so Grabher. Außerdem kann die Impfung das Immunsystem stärken, um bestehende Infektionen besser zu kontrollieren.