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Zwei Generationen unter einem Dach

20.06.2024 • 23:00 Uhr
Mit daniel zadra grüne
Martin Reis (l.), Daniel Zadra (r.) und Veronika Burtscher. hartinger

Warum sollen alle Kinder ausziehen, wenn das Haus dann für die Eltern allein zu groß ist? Das dachte sich Familie Burtscher und sanierte ihr Eigenheim zum Mehrgenerationenhaus.

Der Springbrunnen plätschert, im Garten blühen Blumen, unweit davon gedeiht Gemüse, und Katze „Hexe“ sonnt sich auf der Terrasse mit weitem Ausblick. Die Familie Burtscher hat sich in Wolfurt ein gemütliches und außergewöhnliches Zuhause geschaffen. „Hexe“ wohnt im Erdgeschoss, denn der Weg in den oberen Stock ist ihr meist zu sportlich. Die Tochter (30) von Veronika Burtscher wohnt ebenfalls im Erdgeschoss, denn ihr Rückzugsort ist der Garten und sie hat eine Leidenschaft fürs Anpflanzen von Gemüse. Die 65-Jährige selbst lebt im oberen Stockwerk mit ihrem Ehemann Werner und dem 29-jährigen Sohn, der 21-jährigen Tochter und Katze „Emelie“.

Es hausen mehrere Generationen unter einem Dach, doch jeder hat gleichzeitig sein eigenes Reich. „Es ist wichtig, Dinge klar zu definieren. Wir haben einen Hühnerstall und eine Werkstatt und da ist es wichtig, dass jeder seinen Raum hat und man gegenseitig Rücksicht nimmt“, erklärt Veronika Burtscher, wie ihre Familie lebt. Das große Haus und das weitläufige Grundstück bieten sowohl viele Berührungspunkte als auch Privatsphäre.

Einzigartige Lage

So war das 40-jährige Haus jedoch nicht immer strukturiert. Die Familie hat das frühere Einfamilienhaus saniert und ein Mehrgenerationenhaus mit eigener Praxis geschaffen. Denn das Ein­familienhaus wäre für das Ehepaar ohne Kinder dann doch zu groß gewesen. Außerdem war das Haus auch vor der Sanierung in einem guten Zustand – diese Struktur wollte die Familie weiterhin nutzen. Finanzielle Hürden, wie hohe Miet- und ­Kaufpreise, waren nur zweitrangig bei dieser Entscheidung. „Ich bin hier aufgewachsen. Die Lage ist einzigartig. Etwas Derartiges muss man erst mal finden für einen adäquaten Preis“, meint Bauherrin Veronika Burtscher.

Mit daniel zadra grüne
Die Planung dauerte zwei Jahre. hartinger

Die Planung dauerte zwei Jahre und einige Gespräche zusammen an einem Tisch, bis alle Bedürfnisse der Beteiligten in der Umsetzung dann berücksich­tigt werden konnten. Auf diesem Weg setzten sie auch auf diverse Beratungen. Gebaut wurde dann in mehreren Etappen. Begonnen wurde mit der Shiatsu-Praxis von Werner Burtscher, da diese weiterhin geöffnet haben sollte. „Wir haben eineinhalb Jahre auf der Baustelle gelebt“, blickt Veronika Burtscher zurück. Seit drei Jahren wohnen sie nun im sanierten Haus.

Aufgabenteilung

Das Warten hat sich gelohnt. Durch die Parifizierung kann die Familie nun aus einigen Vorteilen schöpfen. Etwa, dass alle für die gesamte Familie zusammen Gemüse anbauen. Jeder, der Bedarf hat, kann es verzehren. Dabei „räumt“ jedoch nicht einer das Beet ab, sondern die Familie kommuniziert miteinander über die einzelnen Bedürfnisse. Wichtig sei, dass sich nicht einer immer in der Pflicht fühle, sondern jeder mal etwa den Rasen mähe, erklärt Veronika Burtscher.
„Wir haben das Glück, dass wir immer schon gut miteinander konnten und wir als Paar und mit den Kindern gut funktionieren. Das ist ein Geschenk“, erklärt die Bauherrin ihr Geheimnis, warum es so reibungslos funktioniert. Der Vorteil dieser Lebensweise ist: Es gibt sowohl eine räumliche Trennung zwischen den zwei Etagen, gleichzeitig befinden sie sich im „Familienverband“, wie Veronika Burtscher es bezeichnet. Die Aufgaben werden aufgeteilt, Entscheidungen werden gemeinsam beraten. Ihr Tipp für noch Unentschlossene, die am Weg zum Mehrgenerationenhaus Angst vor Konflikten haben, ist: „Das Wichtigste ist, immer im Gespräch zu bleiben. Bei Unstimmigkeiten sollte man so schnell wie möglich reden.“ Auch sieht sie Eltern als verbindendes Element gefragt, welche bei Konflikten vermitteln und eine Lösung suchen können.

Mit daniel zadra grüne
hartinger

Die 21-jährige Tochter hat bereits angekündigt, dass sie Interesse hat, im Mehrfamilienhaus wohnen zu bleiben. Es steht also der nächste Ausbau an, damit auch sie einen eigenen Platz dort finden kann. Der Sohn hätte zudem die Möglickeit, zukünftig am selben Grundstück ein Eigenheim zu bauen.