Verantwortung für Immobilien und deren Bewohner

Immobilienverwaltung ist eine trockene Sache? Nicht, wenn man es so engagiert betreibt wie Christiane Höscheler. Mit 57 Jahren hat sie sich im Facility Management selbstständig gemacht. Seither arbeitet sie mehr. Der Stress dabei ist aber wie weggeblasen, sagt sie.
Bis Christiane Höscheler sich vergangenes Jahr als konzessionierte Immobilienverwalterin selbstständig machte, hatte sie einen längeren Weg mit Biegungen und Schlaufen hingelegt. Die gebürtige Wienerin verliebte sich vor einigen Jahren in einen Vorarlberger. Aber ihre Kinder wollten gerne in Wien bleiben und schließlich gab es noch ein Enkelkind, dessen erste Schritte Höscheler live miterleben wollte.
In dieser ganzen Zeit arbeitete sie angestellt bei Hausverwaltungen in Wien. Da fragte eine Kundin, die selbst in einer Hausverwaltung arbeitete, ob Höscheler sich vorstellen könnte, in Tirol eine Zweigstelle aufzubauen. Das war von Wien aus geografisch gesehen ein ordentlicher Schritt gen Westen – auf Vorarlberg zu. Nach zwei Jahren wagte Höscheler dann den Schritt nach Hohenems, wo sie mit ihrem Partner ein Haus baute.

Kündigung
Auch in Vorarlberg arbeitete sie angestellt in Hausverwaltungen. Schließlich bekam sie aber einen neuen Chef, mit dem sich die Zusammenarbeit schwierig gestaltete. Zu einer Besprechung kam sie dann mit zwei Zetteln. Einer war der Antrag auf Altersteilzeit, einer die Kündigung. Spontan zückte sie die Kündigung – und hat es nicht bereut. Zahlreiche ihrer Kunden sagten: „Wohin gehst du? Wir kommen mit!“
Höscheler hatte eigentlich nicht im Sinn gehabt, sich selbständig zu machen. Es waren ihre Kunden, die sie auf diese Idee brachten. Also gründete sie im Alter von 57 Jahren ihre eigene Immobilienverwaltung, „Facility Management, wie das inzwischen auf Neudeutsch heißt“, sagt sie gut gelaunt.
Büro im Nachbarhaus
Ihr Büro mitsamt Besprechungsraum hat sie im Haus ihrer Schwiegereltern. Ihr eigenes Haus liegt dahinter. „Ich hätte in unserem Haus Platz genug für ein Büro. Aber ich bin ein Arbeitstier, ich würde wahrscheinlich oft einfach noch ein bisschen weiterarbeiten. So kann ich die Tür zumachen und meine Freizeit genießen.“ Höscheler liebt ihren Garten, die Berge und ihre neue Heimat. Genauso gerne fährt sie aber ungefähr einmal im Monat zurück nach Wien.
Das zurückliegende Jahr war arbeitsreich für sie. In ihren Angestelltenverhältnissen hatten die Buchhaltung immer andere gemacht. Und obwohl Höscheler das Wichtigste dazu in ihrer Ausbildung gelernt hatte, musste sie vieles reaktivieren und sich neu beibringen. „Zum Glück habe ich Freundinnen aus diesem Bereich, die Tipps und Tricks weitergegeben haben. Außerdem habe ich verschiedene Fortbildungen besucht.“
Verantwortung
Höscheler ist dafür zuständig, dass das entsprechende Objekt instandgehalten wird – also keine Wertminderung entsteht, sondern höchstens eine Wertsteigerung. Das Reinigen der Fassade gehört beispielsweise dazu. Sie kümmert sich um Versicherungsfälle wie Wasserrohrbrüche, macht Begehungen und prüft, ob vielleicht Geländer wackeln. Muss ein Dach repariert werden? Sind die Feuerlöscher in Ordnung? Wer versieht den Winterdienst, wer reinigt das Haus? Zur Buchhaltung gehört die Aufstellung der Betriebskosten, die Abrechnung der Heizung, die Verwaltung der Rücklage. „Ich behandle das Geld der Eigentümer wie mein eigenes. Ich gehe sehr sparsam damit um“, sagt Höscheler. Die große Verantwortung trägt sie gewissenhaft, aber gern und gelassen. „Ich halte mich an alle Gesetze, das ist mir wichtig“, betont sie.
Sollten es so viele Immobilien werden, dass die Wahlvorarlbergerin nicht mehr alles allein bewältigen könnte, würde sie einen Teil der Buchhaltung outsourcen. Immobilien würde sie gründlich, gewissenhaft, im Dialog, auf Augenhöhe, unkompliziert, kostensparend und korrekt verwalten, sagt sie. Zum Beispiel mache sie sich bei Eigentümergemeinschaften intensiv auf die Suche nach der Gemeinschaftsordnung, die oft vorhanden, manchmal aber verschollen sei. Dort ist etwa notiert, ob Fenster zum Allgemeingut zählen oder von jedem selbst zu ersetzen sind, ob jemand eine eigene Heizanlage hat und nicht an der Umlage für alle beteiligt werden soll. Die Immobilienverwalterin fragt das Grundbuch ab, manchmal geht sie eigenhändig aufs Bezirksgericht und sieht die Dokumente ein.

Berufsethos
Höscheler ist eine Dienstleisterin, und als solche hat sie eine ganz eigene Definition ihres Berufsethos’. So ist sie für ihre Kunden rund um die Uhr erreichbar. Wenn es ein Problem gibt, ist sie an Ort und Stelle, Besprechungen macht sie auch mal spontan, wichtige Fragen klärt sie persönlich. Es ist ein Zusatzaufwand, den ihr niemand direkt bezahlt. Indirekt aber doch, denn sie wird häufig weiterempfohlen und konnte ihren Kundenstamm schon ordentlich aufstocken.
Mit zwei Immobilien im ersten Jahr hat sie gerechnet, gut zwanzig sind es schon jetzt. „Vielleicht arbeite ich noch zehn Jahre weiter, wer weiß? Im Moment macht es mir viel Spaß. Die Selbständigkeit war einer der besten Entscheidungen meines Lebens“, sagt sie, die Zufriedenheit ist ihr ins Gesicht geschrieben.
Weitere Infos unter:
www.epu.wko.at