Wandertipp: Altacher Ried und Emser Kultur

Hertha Glück und Gerhard Vylet nutzen eine trockene Wetterphase, um die Naturschönheiten zwischen Altach und Hohenems zu entdecken und Kultur zu genießen.
Bevor es einen wieder ins Hochgebirge zieht, kann man trockene Stunden nutzen, um sich bei Wanderungen im Tal Naturschönheiten und Kultur anzusehen. So etwa bei dieser unerwartet schönen Runde entlang verschiedener Kanäle und Bäche in Altach und Hohenems.
Bei der Volksschule in Altach startet die Wanderung in Richtung Bahnhof. Vom Berkmannweg biegt man bei der Markierung rechts zur Bahnstraße ab. Dieser folgt man links bis zum Bahnhof. In neuem Glanz erstrahlt die 2021 eröffnete Bahnhaltestelle Altach. Durch die Fußgänger Unterführung des Bahnhofs gelangt man zur Riedstraße, wo man sogleich vom Gostgraben ins Ried begleitet wird. Auf dem Schotterweg schreitet man dauf die bewaldeten und von Felswänden durchzogenen Hänge des Kapfs zu. Weite Wiesenflächen dominieren das Landschaftsbild beidseits des Wegs.

Immer geradeaus weiter am Zusammenfluss von Gostgraben und Scheidriedgraben spazierend, kann man Stockenten verschiedenen Alters beobachten. Kurz darauf sind es filigrane Libellen, die Hufeisen-Azurjungfern, welche neben dem Weg die Blicke auf sich ziehen. Bis zur Straßenquerung erfreuen noch die blauvioletten, traubigen Blütenstände der Vogel-Wicke. Auf dem Geh- und Radweg nahe der L 190 sind es nur wenige Meter Richtung Götzis, bis links der Schotterweg zum Berg übernimmt.
Alte Stadt mit neuem Flair
Die Riedwiesen sind in schmale Grundstücke unterteilt, was einem die diverse Bewirtschaftung derselben bewusst macht. Rasenflächen, die an Parkanlagen erinnern, scheinen das an adliger Geschichte reiche Hohenems anzukündigen. Doch bis dorthin geht es vorerst zum Grenzstein, der die frühere Landesgrenze der Reichsgrafschaft Hohenems zum Herzogtum Österreich markierte.
Vorbei an Sportplatz und Jüdischem Friedhof betritt man wieder städtisches Gebiet. Nach der 1595 bei der Schwefelquelle errichteten „Schwefel-Kapelle“ folgt man der Hauptstraße. Die nach dem Schweizer Lyriker Gottfried Keller benannte Straße bringt einen zu einem Fußweg, der dem Hangfuß folgend zur Schützenstraße führt. Über Kaiser-Josef-, Mozart- und St.-Anton-Straße erreicht man den alten Friedhof, danach entlang des Emsbachs den Torbogen zum schönen Schlossplatz.
Nun gibt es viel zu sehen. An vier Museumsstandorten können Freunde der klassischen Musik Interessantes entdecken. Im Jüdischen Museum wird die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Hohenems präsentiert und Wechselausstellungen thematisieren die jüdische Gegenwart und das Zusammenleben in Europa. Auf der als Naturdenkmal geschützten Schillerpromenade verlässt man die Stadtmitte und langt unten im Gewerbegebiet bei der Autobahn an.
Kanal entlang zurück
Kino, Tankstelle und Einkaufszentrum geben hier den Ton an. Direkt vor einem Schnellimbiss-Lokal beginnt parallel zum Rheintal-Binnenkanal der Rückweg. Während man dahinschlendert, können im Kanal Enten beobachtet werden. Das Blickfeld weitet sich nach den Firmengebäuden wieder und ein gutes Stück nach der Landwirtschaftsschule folgt die Abzweigung „Rheinfähre“. Von der Weidenstraße zweigt vor der Kläranlage der Rad- und Fußweg links ab.
Nach den Straßen Bofel, Im Sand, St. Niklasweg und Rheinstraße steht man bald darauf wieder bei der modernen Kirche St. Nikolaus am Ausgangspunkt der Wanderung.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Die Natur und die Kultur bieten bei dieser spannenden Runde ein wunderbares Wechselspiel. Die Wanderung erfreut sowohl Jung als auch Alt.
Anforderung und Gehzeit: Es sind circa zweieinhalb Stunden Gehzeit. Dabei werden bei der Runde etwa 50 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs zurückgelegt.
Markierungen: weiß–gelb
Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Spazierweg
Kultur und Natur: Die Riedlandschaft, das Naturdenkmal Schillerpromenade und neun Museen in Hohenems bieten Abwechslung.
Anziehen und Mitnehmen: Es wird Wanderkleidung je nach Witterung empfohlen.
Einkehrmöglichkeiten: verschiedene Lokale in Hohenems und Altach
Start und Ende: Altach Kirche, Bus Linien 181, 186, 302 oder 307, ÖBB-Bahnhof Altach
Rund um die Tour: Das kurze Leben der Libelle
Die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) ist die häufigste und in Europa am weitesten verbreitete Libellenart aus der Familie der Schlanklibellen. Es werden 13 Arten dieser Gattung unterschieden. Mit einer Körperlänge von bis zu vier Zentimetern und einer Flügelspannweite von bis zu fünf Zentimetern zählt sie zu den kleinen Libellen. Die Männchen sind auffällig türkisblau und schwarz gefärbt. Der Name bezieht sich auf die hufeisen- oder U-förmige schwarze Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibssegment.

Fortpflanzung
Die Grundfarbe der Weibchen ist meist gelb-grün, die schwarze Zeichnung ist stärker ausgeprägt als bei den Männchen. Auf den Flügeln ist ein einfarbiges, dunkles Flügelmal zu sehen. Je nach Standort schlüpfen ab Mai die ersten Tiere. Bis die Libelle flugfähig ist, kann es zwischen einer halben Stunde oder zwei bis drei Stunden dauern. Sie ernähren sich von Insekten, die sie im Flug erbeuten. Bei der Paarung packt das Männchen mit seiner Hinterleibszange das Weibchen am Nacken. Das Weibchen biegt seinen Hinterleib zur Samentasche des Männchens und entnimmt daraus den Samen. In dieser auch als Paarungsrad bezeichneten Position fliegen die auf diese Art verbundenen Libellen, zur Eiablage. Das Weibchen sticht die Eier in Wasserpflanzen, wo sie je nach Umweltbedingungen in zwei bis fünf Wochen ausreifen.
Aus den Eiern entwickeln sich Larven. Diese überwintern meist in stehenden Gewässern und ernähren sich dort von kleinen Insekten. Aufgrund des Wachstums häuten sie sich während dieser Zeit mehrere Male, bis sie etwa eineinhalb Zentimeter groß sind. Da immer wieder Tiere schlüpfen, können die Libellen den ganzen Sommer lang beobachtet werden.
Verwendete Quellen: hohenems.at; Wiesen- und Alpenpflanzen, avbuch/Agroscope 2018; Der große Kosmos Naturführer, Tiere und Pflanzen, 1996; Karte: BEV 1223 Ost Feldkirch, 1224 West Hohenems