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„Großraubtiere scheuchen die Herden auf“

29.07.2024 • 18:00 Uhr
ABD0004_20220718 – OBERTAUERN – …STERREICH: ++ THEMENBILD ++ Wanderer gehen auf einer Alm in Obertauern am Mittwoch, 13. Juli 2022, an weideden KŸhen vorbei. Das Zusammentreffen von WeidekŸhen mit Wanderern kann – besonders, wenn letztere von einem Hund begleitet werden oder Jungtiere in der Herde sind – zu einer potenziellen Gefahr werden. – FOTO: APA/BARBARA […]
Nicht immer verlaufen Kontakte zwischen Kühen und Wanderern so friedlich. apa/Gindl

In Tirol gab es vergangene Woche wieder Zwischenfälle mit Kühen und Wanderern. Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger sieht mehrere Gründe für derartige Vorfälle.

Wie am Sonntag bekannt wurde, sind in der vergangenen Woche in Tirol mehrere Menschen von Kühen angegriffen worden. Eine 40-jährige Deutsche war am Donnerstag bei einer Wanderung auf einer Alp im Bezirk Reutte von zwei Kühen attackiert und leicht verletzt worden. Ihre zehnjährige Tochter konnte sich in Sicherheit bringen. Daraufhin warnte sie einen 65-jährigen Landsmann, dem sie begegnete, nachdem sie ihre Wanderung fortgesetzt hatte. Der ging aber weiter und wurde ebenfalls attackiert und verletzt. Der Allgäuer musste in der Folge mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen werden.

„In Vorarlberg ist mir aus den letzten Jahren kein Fall bekannt, bei dem es zu Verletzungen von Wanderern durch Kühe gekommen wäre“, sagt Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger. Der Dornbirner hält selbst Milchkühe. Die sind auch den Sommer über im Tal. Die Rinder, also die jüngeren Tiere, hat er allerdings auf einer Alpe.

„Großraubtiere scheuchen die Herden auf“
Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger. Klaus Hartinger

Einen Grund für die Probleme zwischen Wanderern und Kühen sieht Moosbrugger darin, dass im Vergleich zu früher immer mehr Mutterkühe mit ihren Kälbern auf den Alpen sind. Und die würden ihre Jungen natürlich beschützen. „Was wir aber zunehmend spüren, ist die Anwesenheit von Großraubtieren“, sagt der Landwirtschaftskammerpräsident, also Wolf, Luchs, Bär. Kuhherden würden durch diese Tiere aufgescheucht. Auch in Vorarlberg sei das mittlerweile schon so, würden Älpler berichten, so Moosbrugger.

Er verweist dazu auf den Fall im hinteren Bregenzerwald, wo ein hochträchtiges Rind von einem Wolf angegriffen wurde und jenen im Gebiet des Furkajochs, wo ein Kalb ziemlich sicher von einem Wolf getötet wurde (die NEUE berichtete). Wenn sich diese Wildtiere im Umfeld der Herden befinden, würden diese extrem gereizt und verängstigt, erklärt Moosbrugger. „Wenn dann ein Wanderer mit Hund daherkommt, kann das Rind nicht unterscheiden, ob es sich da um einen Feind handelt oder nicht.“ Er höre von Älplern immer wieder, dass sie das Verhalten der Rinderherden nicht mehr richtig einschätzen könnten – was eben mit den Großraubtieren zu tun habe.

Landwirtschaft achtung Mutterkühe
Diese Warnungen sollte man ernst nehmen.Dietmar Stiplovsek

Allerdings sollte sich auch die Wanderer an einige Regeln halten, wenn sie in die Nähe von Kuh- oder Rinderherden kommen – und das sind eigentlich seit Jahren dieselben (siehe Grafik). Auch der Landwirtschaftskammerpräsident weist erneut darauf hin. „Nicht durch eine Kuhherde durchgehen, sondern sie weiträumig umgehen“, ist der sicherste Tipp, damit sich Mensch und Tier nicht in die Quere kommen. Am meisten ärgert sich Moosbrugger, wenn dann Leute daherkommen und mit den Kühen Selfies machen.

AusgewŠhlte Tipps fŸr das Queren von Viehweiden, Wandern mit Hund, KŸhe mit KŠlbern; Die Auslieferung der APA-Grafiken als Embed-Code ist ausschlie§lich Kunden mit einer gŸltigen Vereinbarung fŸr Grafik-Pauschalierung vorbehalten. Dabei inkludiert sind automatisierte Schrift- und Farbanpassungen an die jeweilige CI. FŸr weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Grafik-Team unter grafik@apa.at. GRAFIK 0868-24, 88 […]

Bei Unfällen zwischen Kühen und Wanderern sind häufig Hunde beteiligt. „Gerade bellende Hunde werden von Mutterkühen als Bedrohung gesehen“, sagt Moosbrugger. Daher sollte man auf jeden Fall schauen, dass der Hund nicht auf sich aufmerksam macht. Wenn doch was passiere, dann den Hund schnell laufen lassen, betont der Kammerpräsident. Die Aufmerksamkeit der Kühe würde sich dann auf den richten. Es sei allerdings häufig das Problem, dass die Leute den Hund festhalten würden, weiß Moosbrugger aus Berichten von Älplern.
Auf Mutterkuhherden auf Alpen wird in den meisten Fällen auch mit Warnschildern hingewiesen. Die sollten dann halt ernst genommen werden, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu vermeiden.