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Dieses Konzept soll das Ried bewahren

06.08.2024 • 08:00 Uhr
Dieses Konzept soll das Ried bewahren

Dornbirner Bezirksgemeinden stellen Konzept zur landschaftlichen Entwicklung des Rieds vor.


Das zwischen Dornbirn, Hohenems und Lustenau gelegene Ried zählt zu den wichtigsten Naherholungsgebieten des Rheintals. Die darin gelegenen Feuchtwiesen bieten zahlreichen selten gewordenen Tieren und Pflanzen einen Rückzugsort. Gleichzeitig verrichten hier – immer weniger – Bauern ihr Werk. Um Nutzungskonflikten vorzubeugen und die Landschaft für spätere Generationen zu erhalten, begannen die oben genannten Gemeinden 2022, ein „regionales landschaftliches Entwicklungskonzept“ zu erarbeiten. Jetzt hat die Stadt Hohenems das im Mai fertiggestellte Konzept veröffentlicht und bittet seine Bürger um Rückmeldung. So können diese zu den teils kontroversen Empfehlungen des Maßnahmenkatalogs Stellung nehmen.

Dieses Konzept soll das Ried bewahren


Zuden zwei Riedkonferenzen, die 2023 stattfanden, waren nicht nur Gemeindevertreter eingeladen. Neben Landwirten, Jägern und Naturschützern, nahmen auch interessierte Bürger an den Treffen teil. Dadurch sollte eine „Gesamtsicht auf das Ried“ und die „Suche nach gemeinsamen Lösungsvorschlägen“ ermöglicht werden, heißt es im Entwurf.

Der Konflikt im Kleinen.

Links und rechts vom Rheintalbinnenkanal befindet sich ein Kiesweg. Während ein Weg für Radelnde und Reitende vorgesehen ist, fahren auf der anderen Seite Traktoren. Nur halten sich nicht alle daran. So kommt es vor, dass Radler durch Staubwolken fahren, die Traktoren an trockenen Tagen zurücklassen. Gleich neben der Straße beginnt schon das Natura 2000-Schutzgebiet „Gsieg – Obere Mähder“. In diesen Streuewiesen leben zahlreiche geschützte Arten. Die empfindliche Landschaft wird einmal im Jahr gemäht. Sonst würden die Wiesen langsam verholzen. Um Nutzungskonflikte zu entschärfen, empfiehlt das Papier nicht nur Bewusstseinsbildung. Vielmehr sollen eine stärkere Trennung der Wege und kostenpflichtiges Parken überlegt werden.

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Optimismus in Dornbirn

Gewässer wie der Rheintalbinnenkanal sollen renaturiert werden. Aber auch der Grenze von Dornbirn und Hohenems fließende Landgraben. Die Dornbirner Umweltstadträtin Juliane Alton sieht das Vorhaben optimistisch: „Dafür liegt schon länger ein Projekt des Landes vor. Daher sollte es nicht schwer sein, die Vorschläge des Konzepts umzusetzen. Es ist aber wichtig, dass der Landgraben nicht nur im Ried, sondern auch im Siedlungsgebiet renaturiert und durchgängig für Tiere wird“.

Mehr als 1000 Riedhütten

Zwischen den Ortschaften stehen mehr als 1000 Riedhütten. Diese wurden für landwirtschaftliche Zwecke errichtet und stammen aus einer Zeit, in der man noch keine Baubewilligung brauchte. Jetzt dienen sie primär der privaten Erholung. Daher wurden über die Jahre immer mehr Hütten ausgebaut, oft illegal. Seit 2016 beschäftigt sich die Lustenauer Politik mit diesem Problem. Jetzt werden die Bauten nur noch für 15 Jahre, manchmal sogar nur fünf Jahre bewilligt. Bürgermeister Fischer und Gemeinderat Steindorfer waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Dafür konnte der ÖVP-Landtagsabgeordnete Patrick Wiedl einen Einblick in das Verfahren geben: „Wenn sie zu groß sind, werden sie nach einem Rückbau oft genehmigt. Im Gemeindevorstand werden gefühlt vier bis fünf Hütten pro Sitzung legalisiert. Es ist ein zeitaufwendiger Prozess, an dem kein Weg vorbeiführt.“ Der Bericht empfiehlt den Gemeinden, als Ausgleich für den Rückbau neue Flächen für Schreber- oder Gemeinschaftsgärten zu schaffen.

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Riesiges Potenzial ausschöpfen

Reinhard Hellmaier ist Gebietsaufseher im Schweizer Ried. Dieses Jahr wurden in seinem Revier fast die Hälfte aller jungen Vorarlberger Kiebitze, die das flugfähige Alter erreichten, gezählt. Hunde- und Pferdehalter nimmt er meist als verantwortungsbewusst wahr: „Hunde gehören an eine Leine, Pferde auf den Weg. An diese Regeln muss man sich halten. Manchmal muss man eine Anzeige erstatten. Wenn sich das herumspricht, hat man eine Ruhe.“ An den Riedkonferenzen nahm er in seiner Funktion als Naturschützer teil. „Ich befürworte die Renaturierung und landschaftliche Aufwertung. Vor allem zum Schutz der Bodenbrüter. Das Potenzial ist riesig und wird noch zu wenig ausgeschöpft. Wir sind aber auf dem richtigen Weg“, bekräftigt Hellmair.