So wird das neue Gemeindehaus in Mellau

Deutsche Architekten gewinnen Wettbewerb – Entwurf besticht durch klare Positionierung und einfache Grundstruktur. Aber auch ein paar Verbesserungsvorschläge gibt es.
Bürgermeister Tobias Bischofberger bezeichnete das Neubauprojekt als „großen Lupf für eine kleine Gemeinde wie Mellau“. Mit dem Abschluss des europaweit offenen Architekturwettbewerbs ist nun ein erster großer Schritt getan. Wie berichtet, waren 44 Projekte eingereicht worden. Gewonnen hat das Lindauer Architekturbüro Feuerstein Hammer Pfeiffer, das auch für die Erweiterung der Handelsakademie Bregenz verantwortlich zeichnet. Bischofberger, der als Gemeindechef natürlich selbst in der Jury saß, zeigt sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Es hat eindeutig der beste Entwurf gewonnen. Das freut mich.“ Nun gelte es, das Projekt möglichst rasch auf Schiene zu bringen.

Pfeiffer ARchitekten
Bauaufgabe souverän gelöst
Die Erwartungen an das neue Gemeindehaus in Mellau sind vielfältig. Einerseits soll es als verbindendes Element zwischen Kirch- und Schulplatz dienen, andererseits soll es ein starkes Statement setzen, das der Bedeutung des Hauses gerecht wird, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen. Nach Ansicht der Jury (Vorsitz: Hermann Kaufmann) erfüllt das Siegerprojekt diese Anforderungen auf souveräne Weise: „Es steht richtig, hat eine überzeugende Volumetrie und zeigt sich durch seine gekonnte Architektursprache in angemessener Weise als öffentliches Gebäude für Mellau“, heißt es im Jurybericht. Das klar als Verwaltungsgebäude erkennbare Gebäude nehme zudem Bezug auf historische öffentliche Bauten im Bregenzerwald.
Besonders gelobt wurde das Erdgeschoss mit dem „bürgerfreundlichen Verwaltungsbereich“. Die Erschließung der einzelnen Funktionen ist nach Ansicht der Jury optimal organisiert: Bibliothek, Mehrzwecksaal und Wohnungen seien ohne Überschneidungen mit den öffentlichen Bereichen zugänglich.
Holzkonstruktion

Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes überzeugte die Jury durch „eine disziplinierte Holzkonstruktion mit einer angemessenen Lochfassade und dekorativen Elementen“. Ein Steinsockel, der sich auch auf der Nordseite bis zum Schulgebäude fortsetzt, trage zur harmonischen Einbindung in das Ortsbild bei. „Besonders angetan zeigte sich die Jury von den „gut platzierten Freitreppen, die beide Platzebenen miteinander verbinden“.

Verbesserungsvorschläge
Neben dem Lob für die überzeugende Umsetzung machte die Jury aber auch einige Verbesserungsvorschläge. So sollten die Räume der Gemeindeverwaltung ins Erdgeschoss verlegt und die öffentlichen Toiletten räumlich besser positioniert werden. Außerdem wird vorgeschlagen, das erste und zweite Obergeschoss zu tauschen, um die Bibliothek und den Gemeinschaftsraum näher an die Öffentlichkeit zu rücken. Besonderes Augenmerk sollte auch auf die Gestaltung der angrenzenden Plätze und die Einbeziehung des Kirchenvorplatzes gelegt werden. Darüberhinaus empfiehlt die Jury, bei der Holzbauweise heimisches Holz zu bevorzugen und die Bruttogeschossfläche sowie die Abstandsflächen zu optimieren, um dem Bebauungsplan und der Gebäudehöhe besser gerecht zu werden.
Fertigstellung Ende 2027 geplant

Wenn alles nach Plan läuft, wird das rund 60 Jahre alte Rathaus im dritten Quartal nächsten Jahres abgerissen. Eine Sanierung des „damals weitsichtig geplanten Gemeindebaus“ wurde von vornherein ausgeschlossen. In rund zwei Jahren Bauzeit soll an gleicher Stelle ein Neubau entstehen. Neben dem Gemeindeamt werden darin auch die Verwaltung des Krankenpflegevereins, die neu gegründete Finanzverwaltung Hinterer Bregenzerwald, eine öffentliche Bücherei, ein Veranstaltungssaal und zwei Notwohnungen Platz finden. Die Fertigstellung ist laut Ausschreibungsunterlagen für das dritte Quartal 2027 geplant. Ob es bei diesem Zeitplan bleibt, könne man derzeit nicht sagen, so Bischofberger.
Pläne für ein neues Gemeindeamt gibt es in Mellau nicht erst seit gestern. Die ersten Überlegungen reichen mehr als zehn Jahre zurück. Realisiert wurde zunächst allerdings nicht das Amtsgebäude, sondern der Dorfsaal und der Kindergarten. Das Gebäudeensemble – geplant von Dorner/Matt Architekten – wurde im Jahr 2019 mit dem Vorarlberger Holzbaupreis ausgezeichnet.