Kormorane fressen Fische – Fischer beißen zurück

Die heimischen Berufsfischer fangen so wenig wie noch nie. Sie kritisieren, dass es für die Fische im See zu wenig Nahrung gibt. Daher wollen sie gegen ihren größten Konkurrenten, den Kormoran, leichter vorgehen dürfen.
Kormoranfleisch ist mager, rötlich und eignet sich hervorragend für Schinken. Es schmeckt ausgezeichnet, wie man am Donnerstag bei der Pressekonferenz der Vorarlberger Berufsfischer im Fischlokal Fränzle in Fußach feststellen konnte. Die Veranstaltung war keine Generalprobe für einen Leichenschmaus, sondern eine Kampfansage an den großen Wasservogel und an die Umweltschützer, die sich für seinen Erhalt einsetzen.
Schlechteste Fangjahre seit Beginn der Aufzeichnung
Die Bodenseefischerei kämpft ums Überleben. “Mit 19 Tonnen Gesamtfang im Jahr 2023 wurde das dritte Jahr in Folge das schlechteste Fangergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen erzielt”, warnt Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer. Gemeinsam mit dem Präsidenten der Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger, und Berufsfischer Franz Blum Jr. fordert er rasches Handeln. Sonst landen die heimischen Fische nicht mehr auf den Tellern, sondern in den Mägen der Kormorane.
“Mit 19 Tonnen Gesamtfang im Jahr 2023 wurde das dritte Jahr in Folge das schlechteste Fangergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen erzielt”
Albert Bösch, Obmann der Vorarlberger Berufsfischer

Zukunft der Branche unklar
Vor zehn Jahren gab es in Vorarlberg noch 15 Berufsfischer. Jetzt sind nur noch sieben aktiv. Die Branchenvertreter befürchten, dass es in den kommenden Jahren noch weniger werden. In vielen Betrieben fehlt es an Nachfolgern. Zwar gibt es einige, die übernehmen wollen, aber angesichts der schwierigen Ausgangslage ist das keine leichte Entscheidung.

Neue Fische für Gewohnheitsesser
Ihr wichtigster Fang sind traditionell die Felchen. Um die rückläufigen Bestände zu schützen, hat die Internationale Bodenseekonferenz vor einem Jahr ein dreijähriges Fangverbot beschlossen. Es gilt für den gesamten See. Im Vergleich zum letzten Jahr sollen die Felchen schon deutlich mehr Nahrung aufgenommen haben. Als Grund wird das Hochwasser im Frühjahr genannt. Die Berufsfischer wünschen sich, dass “alles unternommen wird, um so viele Felcheneier wie möglich zu gewinnen, um eine hohe Besatzquote an Felchenlarven zu erreichen.” Um den Verlust zu kompensieren, bieten die Fischer vermehrt andere Sorten an, etwa Rotaugen, Welse, Brachsen oder Schleien. Vielen Kunden muss man das veränderte Angebot erst schmackhaft machen. Daher wird das Fleisch vermehrt geräuchert oder auf andere Weise weiterverarbeitet. Dies führt im besten Fall zu einer Kostendeckung. “Stunden darf man keine zählen”, gesteht Blum.

Vogelfutter: 300 Tonnen Fisch pro Jahr
Auch andere Fischarten, wie der Barsch, werden immer seltener gefangen. Grund dafür ist der Rückgang an Nährstoffen im See und das Wachstum invasiver Arten wie Quagga-Muschel und Stichling. Barsche sind sehr nützlich, um die Stichlinge einzudämmen. Bevor sie jedoch das dafür notwendige Alter erreichen, werden sie oft schon von Kormoranen gefressen. Bodenseeweit vertilgen die großen Wasservögel 300 Tonnen Fisch pro Jahr. Die heimische Fangmenge ist um ein Vielfaches kleiner. Daher fordern die Fischer eine Reduktion des Fraßdrucks. Das würde bedeuten, dass man die Tiere leichter schießen und damit auch vertreiben darf. Eine Strategie gegen die Muscheln wurde nicht besprochen. “Die sind gekommen, um zu bleiben”, gesteht Bösch.

Der Kormoran als Wolf der Fischer
Moosbrugger glaubt, dass “sich der Naturschutz selbst im Weg steht”. Die über 700 Tiere zählende Kormoranpopulation genießt einen hohen Schutz. Gleichzeitig sind die Berufsfischer in einem “Kampf gegen ideologische Windmühlen” verwickelt. Er sieht eine starke Parallele zur Debatte um den Wolf. Man wolle die Tiere nicht ausrotten, sondern ihren Bestand reduzieren. Ziel sei es, die Zahl der Kormorane an den Nährstoffgehalt im See anzupassen.