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Das grüne Paradies als Wimmelbild

12.09.2024 • 17:12 Uhr
Daniel Zadra und Eva Hammerer ziehen in die Landtagswahl 2024
Daniel Zadra und Eva Hammerer ziehen in die Landtagswahl 2024. Grüne

Klimaschutz, leistbare Energie und soziale Chancengleichheit: Mit diesen Schwerpunkten ziehen die Grünen in die Landtagswahl. Trotz mäßiger Umfragewerte streben sie eine klare Regierungsbeteiligung an.


Trotz bescheidener Umfragewerte und starkem Rückenwind der Freiheitlichen sind die Vorarlberger Grünen entschlossen, ihre seit 2014 andauernde Regierungsbeteiligung zu verteidigen. Dabei setzen sie auf bewährte Themen wie Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und leistbares Wohnen. Mit einem großen Wimmelbild, dem „Plan für Vorarlberg“, warb die Doppelspitze Eva Hammerer und Daniel Zadra am Donnerstag für ihre Vision eines grünen Vorarlberg – einer ökologischen und sozialen Vorzeigeregion, in der – zumindest plakativ – mehr Fahrräder als Autos fahren und selbst Industrieschlote niedlich aussehen.

Intakte Böden

Doch hinter dem idyllischen Bild, dessen Inhalte auch als interaktive Karte online abrufbar sind, verbergen sich ernste Herausforderungen. An erster Stelle stehe der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen, betonte Zadra: Unsere Erde hat Fieber, die Klimakrise ist längst bei uns angekommen.” Angesichts von immer häufigeren Hochwassern und Extremwetterereignissen müsse der Fokus auf intakte Landschaften, wie Moorgebiete und unversiegelte Böden, gelegt werden. Diese seien der beste Schutz gegen Hochwasser. Zudem müsse der Flächenverbrauch drastisch reduziert und die Versiegelung von Flächen gestoppt werden, forderte Zadra. Weiters sollen die Begrünung von Ortszentren und das Schaffen von Zukunftsräumen dabei helfen, Vorarlberg klimafit zu machen.

Daniel Zadra und Eva Hammerer ziehen in die Landtagswahl 2024
Daniel Zadra und Eva Hammerer mit ihrem “Plan für Vorarlberg”. NEUE/Stadler

Abwärme nutzen

Im Energiebereich sehen die Grünen große Chancen für Vorarlberg, die Potenziale der Region für eine nachhaltige Energieversorgung stärker zu nutzen. Zadra betonte, dass die Nutzung industrieller Abwärme deutlich ausgebaut werden könnte, um bis zu 50.000 Haushalte mit Energie zu versorgen, die bisher ungenutzt in die Atmosphäre entweicht. Auch der Ausbau von Fotovoltaik, Windkraft und zusätzlichen Wasserkraftwerken steht auf dem Programm. „Wir wollen leistbaren und gleichzeitig sauberen Strom für die Menschen, aber auch für die Industrie“, so Zadra. Klimaschutz sei untrennbar mit einer nachhaltigen Wirtschaft und leistbaren Lebenshaltungskosten verbunden.

Grundsicherung für Kinder

Eva Hammerer stellte die soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit insbesondere für Kinder, in den Mittelpunkt. Noch immer gebe es in Vorarlberg Kinder, die kein warmes Mittagessen bekommen oder nicht an Freizeitaktivitäten teilnehmen können. Abhilfe soll hier eine Kindergrundsicherung schaffen, die neben finanzieller Unterstützung auch Sachleistungen wie ein Digibon für Bildungs- und Freizeitangebote umfasst. „Kein Kind in Vorarlberg soll von grundlegenden Möglichkeiten ausgeschlossen sein“, so Hammerer.

Gemeinsame Schule

In Sachen Bildung fordern die Grünen eine qualitativ hochwertige Elementarpädagogik und setzen sich für die Einführung der gemeinsamen Schule ein. Diese soll allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen Herkunft gleiche Chancen bieten. Zudem betonte Hammerer die Notwendigkeit eines zweiten Ausbildungsstandortes für Elementarpädagogik, um dem Fachkräftemangel in diesem Bereich entgegenzuwirken.

Zukunftsquartiere.

Auch das Thema Wohnen spielt eine zentrale Rolle im Wahlprogramm. Ziel ist es, bis 2030 insgesamt 5.000 gemeinnützige Wohnungen in Vorarlberg zu schaffen. Diese sollen in sogenannten „Zukunftsquartieren“ entstehen. Darunter verstehen die Grünen leistbaren, energieeffizienten Wohnraum in urbanen Zentren mit guter Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Hammerer betonte, dass diese Wohnquartiere durch den Verzicht auf Parkplätze und das Bauen in die Höhe auch mehr Platz für Frei- und Grünflächen schaffen würden. „Wohnen ist ein Grundbedürfnis, und es kann nicht sein, dass so viele Menschen in Vorarlberg keinen leistbaren Wohnraum finden“, so Hammerer.

Ringflitzer.

Weiters streben die Grünen einen weiteren Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes an. Im Mittelpunkt steht dabei, wie berichtet, der sogenannte Ringflitzer, eine Straßenbahnlösung, die Bregenz, Lauterach, Schwarzach, Dornbirn, Lustenau, Höchst und Hard verbinden und 150.000 Menschen im unteren Rheintal zugutekommen soll. Gleichzeitig wollen die Grünen die Bahnverbindungen nach Stuttgart und St. Gallen ausbauen, um Pendlern eine kostengünstige Alternative zum Auto zu bieten. Auch das erfolgreiche Klimaticket wollen die Grünen weiterentwickeln und in eine Kombikarte für alle Mobilitätsangebote integrieren.

Richtungsweisend

Hammerer bezeichnete die Wahl am 13. Oktober einmal mehr als richtungsweisend. „Wie es danach in Vorarlberg weitergeht, hängt davon ab, ob die Grünen oder die Blauen mit der ÖVP in die Regierung kommen.“ Für sie ist klar, dass die Grünen den entscheidenden Unterschied machen werden.