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Wallner sieht Warnsignal: “Hätten ein Waterloo am Rhein erlebt”

17.09.2024 • 12:27 Uhr
Maurice Shourot
Landeshauptmann Markus Wallner. Shourot

Nach den verheerenden Unwettern im Osten Österreichs betont Landeshauptmann Markus Wallner die Dringlichkeit des Hochwasserschutz-Ausbaus. Für Einsprüche, etwa gegen das Projekt Rhesi, gebe keine Zeit mehr.

Im Zuge der schweren Unwetter und Überschwemmungen, die derzeit den Osten Österreichs heimsuchen, betonten Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner und Landesrat Marco Tittler (beide ÖVP) die Dringlichkeit, den Hochwasserschutz im Lande weiter auszubauen. Vorarlberg sei bei den aktuellen Regenfällen nur durch Glück verschont geblieben, so Wallner auf Nachfrage am Rande des Pressefoyers nach der Regierungssitzung.

„Wenn die Regenmengen, die in Niederösterreich niedergingen, uns getroffen hätten, hätten wir ein Waterloo am Rhein erlebt“, so der Landeshauptmann. Es wäre das erste Mal gewesen, dass Vorarlberg massiv an die Grenzen seiner Hochwasserschutzsysteme gestoßen wäre. Die Ereignisse seien ein „massives Warnsignal“, das zeige, wie wichtig es sei, den Hochwasserschutz weiter „intelligent zu planen und auszubauen“.

Langfristige Hochwasserschutzplanung seit 2005

Wallner erinnerte daran, dass bereits nach dem Jahrhunderthochwasser von 2005 die Notwendigkeit erkannt wurde, die Hochwasserschutzplanung in Vorarlberg zu modernisieren und zu erweitern. Damals sei klar geworden, dass die rein statistische Betrachtung von Ereignissen – wie das viel zitierte „100-jährliche Hochwasser“ – keine ausreichende Grundlage für zukünftige Planungen biete. „Es handelt sich um eine rein statistische Messgröße“, erklärte Wallner. „Man kann das heranziehen, aber es hat wenig Aussagekraft für die Zukunft.“

Vorarlberg habe seither alle Flüsse und Bäche des Landes neu bewertet und nicht nur nach den üblichen Jährlichkeitswerten, sondern auch nach maximalen Abflussmengen und Schadenspotenzialen geplant. Diese neuen Planungen seien bereits in zahlreichen Projekten, wie beim Rhesi-Projekt, umgesetzt worden. Dabei gehe es nicht nur um die Erhöhung von Dämmen, sondern auch um Renaturierungsmaßnahmen und die Schaffung von Ausgleichsflächen. „Das ist mittlerweile Bestandteil unserer normalen Hochwasserschutzplanung“, so Wallner.

Rhesi Koblach
.Nach jahrelangen Verhandlungen gab es im Mai 2024 grünes Licht der Bundesregierung für das Hochwasserschutzprojekt „Rhesi“ („Rhein Erholung Sicherheit“) in Vorarlberg. archiv

Renaturierung als integraler Bestandteil

Auch Landesrat Tittler verteidigte die Hochwasserschutzpolitik Vorarlbergs, besonders im Hinblick auf Renaturierungsmaßnahmen und den Disput nach Gewesslers Ja zum EU-Renaturierungsgesetz. Auf Nachfrage eines Journalisten sagte er: „Die Kritik Vorarlbergs war nie gegen die Natur gerichtet.” Die Renaturierung sei ein essenzieller Teil der Hochwasserschutzplanung, so Tittler weiter. Es sei nicht sinnvoll, allein auf technische Maßnahmen wie Dämme zu setzen, sondern es müsse immer auch Raum für Wasser geschaffen werden, etwa durch Retentionsbecken und Renaturierungen.

700 Millionen Euro in Hochwasserschutz investiert

In den letzten 20 Jahren sind in Vorarlberg insgesamt 700 Millionen Euro in den Hochwasserschutz geflossen. Wallner machte deutlich, dass diese Investitionen auch in Zukunft gesteigert werden müssen, um den wachsenden Herausforderungen des Klimawandels gerecht zu werden. „Wir werden uns weiter anpassen müssen“, so Wallner. „Es darf keine Verzögerungen geben.“

Mit dem Rhesi-Projekt am Rhein werden allein für dieses eine Hochwasserschutzprojekt jährlich rund zehn Millionen Euro benötigt – für die nächsten 30 Jahre. Dabei betonte Wallner auch die Wichtigkeit der kontinuierlichen Investition in die Stabilität der Dämme, „denn die Gefahr besteht permanent – nicht nur alle hundert Jahre.“

Das jüngste Hochwasserereignis in Niederösterreich sei ein eindringliches Signal, wie schnell extreme Wetterlagen auftreten können. Wallner stellte einmal mehr klar, dass Einsprüche gegen wichtige Hochwasserschutzprojekte kontraproduktiv seien: „Es ist nicht die Zeit für Einsprüche beim Hochwasserschutz. Es ist die Zeit, das gut zu planen und zu investieren.“