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Maria Ebene: Eine Krise mit Ansage

21.02.2025 • 16:34 Uhr
Maria Ebene: Eine Krise mit Ansage
Das Suchtkrankenhaus Maria Eeene braucht einen neuen ärztlichen Leiter. Hartinger

Seit Jahren kriselt es in der Stiftung Maria Ebene – und das nicht nur wegen umstrittener Primarärzte. Auch das Kuratorium trägt Verantwortung für das Chaos. Es hat jahrelang Hilferufe ignoriert und Warnungen in den Wind geschlagen.

Die Geschichte der Stiftung Maria Ebene ist eine Geschichte voller Umbrüche – doch vor allem ist es eine Geschichte des langen Wegsehens. Seit Jahren gibt es Berichte über interne Konflikte, Personalprobleme und umstrittene Führungsstile. Zwei Primare in Folge sind über ähnliche Vorwürfe gestolpert: mangelnde Kommunikation, ein schlechtes Betriebsklima, verdiente Mitarbeiter, die das Handtuch werfen. Während die Stiftung nun erneut einen Nachfolger für Philipp Kloimstein sucht, ist die eigentliche Frage: Warum ist es überhaupt so weit gekommen?

Eine Frage der Verantwortung

Natürlich sind starke Führungspersönlichkeiten nicht immer einfach, und die Arbeit mit suchtkranken Menschen ist ohnehin eine Herausforderung. Doch die schwierige Leitungsgeschichte der vergangenen Jahre hat nicht nur für Unruhe im Haus gesorgt, sondern auch direkte Auswirkungen auf jene, die am meisten Schutz brauchen: die Patienten. Gleichzeitig wurden wertvolle Fachkräfte vergrault – in einer Zeit, in der medizinisches Personal ohnehin Mangelware ist.
Doch nicht nur die beiden Primare tragen Verantwortung für die anhaltende Krise.

Das Kuratorium der Stiftung Maria Ebene, das mit dem Vorsitzenden Manfred Brunner an der Spitze (seit 2024, davor Christian Bernhard und Josef Fink) eigentlich für Stabilität sorgen sollte, hat zu lange zugesehen. Jahrelang haben Mitarbeiter Alarm geschlagen – ihre Hilferufe blieben ungehört. Es waren Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte, sogar langjährige Wegbegleiter der Stiftung, die offen Kritik übten. Doch anstatt frühzeitig zu reagieren, zog es das Kuratorium vor, die Probleme schönzureden. Ob aus Bequemlichkeit, aus Angst vor unangenehmen Entscheidungen oder weil man sich von Primar Kloimstein blenden ließ – am Ende blieb man tatenlos.

Besonders irritierend ist diese Passivität, wenn man bedenkt, wer im Kuratorium sitzt. Neben dem Land Vorarlberg, der Österreichischen Gesundheitskasse, der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer finden sich dort auch die Kirche und die Caritas – Institutionen, die sich der Nächstenliebe und sozialen Verantwortung verschrieben haben. Doch statt sich für die Beschäftigten und deren Sorgen einzusetzen, ließ man die Dinge laufen – und steuert das Haus nun in seine nächste ungewisse Phase.

Rosl Bitschnau, die Pionierin


Rosl Bitschnau, die Pionierin der Suchtkrankenhilfe in Vorarlberg, die sich in den 1970er-Jahren mit ganzer Kraft für die Errichtung eines eigenen Suchtkrankenhauses einsetzte und viele Jahre selbst im Kuratorium saß, würde sich im Grab umdrehen, wenn sie die heutige Situation sehen könnte. Ihr Vermächtnis war eine Einrichtung, die den Schwächsten hilft. Doch wer hilft der Stiftung Maria Ebene, wenn die eigene Führung versagt?


Das lange Wegsehen wird dem Kuratorium jedenfalls nicht gut angerechnet werden. Jetzt ist es an der Zeit, nicht nur einen neuen Primar zu suchen, sondern auch die eigenen Strukturen kritisch zu hinterfragen. Sonst wird es nicht lange dauern, bis der nächste Hilferuf ungehört verhallt