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Maria Ebene in der Krise: Lingg nimmt Kuratorium in die Pflicht

21.02.2025 • 14:30 Uhr
Maria Ebene in der Krise:  Lingg nimmt Kuratorium in die Pflicht
Ex-Kuratoriumsmitglied Albert Lingg: „Die Hilferufe wurden ignoriert“. Hartinger

Albert Lingg, ehemaliger Chefarzt am LKH Rankweil und langjähriges Kuratoriumsmitglied der Stiftung Maria Ebene, über Führungsfehler, das Schönreden von Problemen und die Konsequenzen für Mitarbeiter und Patienten.

Sie haben bereits im Jahr 2023 auf Missstände im Suchtkrankenhaus Maria Ebene hingewiesen. Hat das Stiftungskuratorium zu lange zugeschaut?

Albert Lingg: Ja, ganz klar. Die Hilferufe von Mitarbeitern und vom Betriebsrat wurden einfach nicht ernst genommen. Ich wurde einmal auf einem Fußballplatz angesprochen – die Leute haben mich regelrecht angefleht, etwas zu tun. Das zeigt doch, wie groß die Verzweiflung war. Aber das Kuratorium hat sich hinter Primar Kloimstein gestellt, anstatt rechtzeitig zu handeln.

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Was sagen sie zur Person Kloimstein?

Lingg: Die Hoffnung war ja, dass ein junger Kollege wie Philipp Kloimstein seine Chance nutzt, um Maria Ebene weiterzuentwickeln. Doch er hat sich früh selbst geschadet – insbesondere durch seinen Umgang mit dem Personal. Er hat verdiente Mitarbeitende vergrault, darunter auch die Leiterin der Therapiestation Lukasfeld, eine äußerst loyale und engagierte Oberärztin. Auch die Zusammenarbeit mit wichtigen Systempartnern wie dem Landeskrankenhaus Rankweil wurde erschwert, weil er seine Kollegen dort abwertend behandelt hat. Kloimstein selbst hat zuletzt jegliche Kritik als ‚vulgär‘ abgetan. Aber es ging hier nicht um persönliche Angriffe, sondern um die berechtigte Sorge um eine wichtige Institution.

Maria Ebene in der Krise:  Lingg nimmt Kuratorium in die Pflicht
Albert Lingg im NEUE-Gespräch. hartinger

Welche Auswirkungen hatte das auf Mitarbeiter und Patienten?

Lingg: Das hatte massive Konsequenzen. Es ist ohnehin schwierig, Fachpersonal zu finden. Doch wenn man engagierte Mitarbeiter so behandelt, treibt man sie erst recht zum Gehen. Die Situation für die Patienten hat sich ebenfalls verschlechtert. Die Ambulanz wurde zu einer reinen Bestellambulanz umgebaut – ein großer Fehler. Suchtkranke brauchen in Krisensituationen sofort Hilfe. Auch die Schließung der Therapiestation Lukasfeld lief völlig unkoordiniert. Die gemeindenahen Drogenhelfern wurden nicht eingebunden, niemand hat überlegt, wie man diese Lücke fü­­llen könnte. Stattdessen wurde das als „State of the Art“ verkauft – man hat es sozusagen schöngeredet, statt Lösungen zu finden.

Was muss jetzt passieren?

Lingg: Erstens braucht es rasch eine gute interimistische Lösung für die ärztliche Leitung. Zweitens muss sich das Kuratorium überlegen, ob es nicht besser wäre, die Einrichtung in die Krankenhausbetriebsgesellschaft überführt wird, um Synergien mit anderen Fachkliniken wie Rankweil besser zu nutzen. Aber vor allem braucht es eine Führungskraft, die einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern pflegt.