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Warum Vorarlbergs Pfand-Plastikflaschen eine weite Reise droht

24.02.2025 • 16:29 Uhr
Warum Vorarlbergs Pfand-Plastikflaschen eine weite Reise droht
EWP-Geschäftsführerin Monika Fiala und EWP-Geschäftsführer Simon Parth kündigen eine Übergangslösung bis zum Frühsommer 2025 an. Martin Steiger

Derzeit gibt es keine Sortieranlage in Westösterreich, welche mit der Verwertung der Pfand-Plastikflaschen beauftragt wurde. Eine erste Ausschreibung wurde aufgehoben, jetzt läuft eine neue Ausschreibung – Pfandgebinde könnten zukünftig weit außer Landes transportiert werden.

Seit 1. Jänner 2025 müssen Getränkeproduzenten in Österreich schrittweise vermehrt Plastikflaschen und Alu-Dosen als Pfandgebinde auf den Markt bringen, die über den Handel an Konsumentinnen und Konsumenten verkauft werden. Das Pfand soll die Anzahl der achtlos weggeworfenen oder falsch entsorgten Plastik- und Alu-Gebinde deutlich reduzieren und das Material im Kreislauf halten. Nach einer Übergangsfrist im heurigen Jahr gibt es ab 2026 nur noch Getränkegebinde mit Pfand.

Der dahinterstehende Nachhaltigkeitsgedanke erfährt allerdings in Vorarlberg eine schwere Trübung und es ist offenbar auch sonst noch Sand im Getriebe. Denn erstens gibt es derzeit für Westösterreich und damit auch für Vorarlberg nach wpa-Informationen noch keine von EWP Recycling Pfand Österreich rGmbH beauftragte Sortieranlage. Deren Aufgabe wäre es, die im Geschäft retournierten und dort zu Ballen gepressten Gebinde im Anschluss zur sortieren und der Wiederverwertung zuzuführen. Da es diese beauftragte Sortieranlage bis auf Weiteres noch nicht geben wird, bedeutet dies, dass die gesammelten Plastik- und Alugebinde bei Vorhandensein einer ausreichend großen Menge (ein Lkw) angeblich bis nach Niederösterreich zu einer Sortieranlage transportiert werden müssten, wie es in Handelskreisen heißt.

Erste Ausschreibung ausgesetzt

Zweitens hat es in der Sache zwar bereits eine Ausschreibung für eine Sortieranlage für Westösterreich durch die EWP gegeben. Diese wurde allerdings nach wpa-Informationen wieder ausgesetzt, nachdem man sich dem Vernehmen nach nicht über den Preis einig wurde. Jetzt gibt es eine neuerliche Ausschreibung für eine Auftragsvergabe an eine Sortieranlage in Westösterreich.

Bei EWP heißt es auf wpa-Anfrage hinsichtlich der Abläufe, dass die kompaktierten Verpackungen aus den Rückgabeautomaten in Säcken gesammelt und über die Filiallogistik in die Zentralläger der Handelsketten transportiert werden. Dort werden sie zu Würfeln gepresst (ca. 15.000 Verpackungen pro Würfel). Erst wenn eine volle Lkw-Ladung (ca. eine Million Verpackungen) zusammengekommen sei, werde das Material zur Sortieranlage für die Weiterverarbeitung transportiert, so die EWP.

Da das Pfandsystem auch in Vorarlberg erst am Beginn stehe, habe man derzeit noch keine Lkw-Lieferung hierzulande zusammen. “Der Transport erfolgt erst, wenn genügend Material gesammelt wurde und das wird noch dauern.” Auf die wiederholte Frage, ob das nach derzeitigem Stand dann eine Lieferung bis nach Niederösterreich bedeuten würde, ging die EWP nicht ein.

EWP schreibt Übergangslösung für zwei Jahre aus

Bestätigt wurde unterdessen von der EWP, dass die ursprüngliche Ausschreibung für Logistik und Sortierung für Westösterreich “aus diversen Gründen” widerrufen und wieder neu gestartet worden sei. Hier gehe es jetzt um eine “Übergangslösung mit einer Laufzeit von zwei Jahren”. In dieser Zeit wolle man unter anderem die Effizienz der Lösung evaluieren. Man gehe davon aus, dass der Vergabeprozess bis Mai bzw. Juni 2025 abgeschlossen sei und man den Auftrag rechtzeitig erteilen könne. Die Frage, ob man eine Sortieranlage für jedes der beiden westlichsten Bundesländer oder eine gemeinsame Sortieranlage für Vorarlberg und Tirol ausgeschrieben habe, blieb unbeantwortet. “Da das Vergabeverfahren noch läuft, bitten wir um Verständnis, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen können”, so die EWP.

An der ersten Ausschreibung für eine Sortieranlage hat auch das Vorarlberger Recyclingunternehmen Loacker Recycling teilgenommen, wie Reinhard Pierer, Bereichsleiter “Sonstige Wertstoffe” beim Götzner Unternehmen, auf wpa-Anfrage erklärte. An der jetzt laufenden zweiten Ausschreibung für die Sortieranlage habe man nicht mehr teilgenommen, da die EWP eine gemeinsame Sortieranlage für Vorarlberg und Tirol ausgeschrieben habe.

Eine Sortieranlage für zwei Bundesländer

“Wir erachten eine Sortieranlage für zwei Bundesländer aufgrund der langen Transportwege bei wenig zu transportierendem Gewicht als nicht nachhaltig”, so Pierer. Es mache vom Umweltgedanken her keinen Sinn, die gepressten Ballen zur Sortierung von Vorarlberg in den Osten Tirols oder schlimmstenfalls noch weiter zu transportieren. Das gelte auch, wenn die Plastik- und Alugebinde von Tirol nach Vorarlberg transportiert werden müssten. “Es braucht für beide Bundesländer eine Lösung. Wir würden gerne nur Vorarlberg machen und haben unsere Gesprächsbereitschaft signalisiert.”

Loacker Recycling wäre das einzige Recyclingunternehmen in Vorarlberg, das über die Anlagen und die Kapazitäten für die Sortierung der hier anfallenden Plastik-/ und Alu-Getränkegebinde verfügen würde. Ohne Änderung der laufenden Ausschreibung oder einer Neuausschreibung bedeutet dies nach einer allfälligen Auftragsvergabe auf jeden Fall, dass die in Vorarlberg gesammelten Pfandgebinde bis auf Weiteres mindestens bis nach (Ost-)Tirol transportiert werden müssen.

wpa/red.