Kampf ums Stadttunnel-Image: Tunnelbaufirmen gehen in die Offensive

Die Arbeitsgemeinschaft Stadttunnel, bestehend aus drei Baufirmen, werben auf sozialen Medien mit „freiem Tunnelblick“. Das verwundert und gefällt nicht jedem.
Der Stadttunnel in Feldkirch ist längst nicht mehr nur ein großes Infrastrukturprojekt, sondern – so wie bei Vorhaben dieser Größenordnung mehr oder weniger üblich – ein politisches und kommunikatives Schlachtfeld. Viele Seiten ringen um Aufmerksamkeit: Das Land Vorarlberg als Hauptauftraggeber setzt unter anderem auf teils teuer eingekaufte PR-Kampagnen, um das Image des Tunnels aufzupolieren. Umweltinitiativen versuchen das Millionenprojekt mit Protestaktionen, Anzeigen und kritischen Aussendungen zu torpedieren. Seit kurzem mischt nun auch die Arbeitsgemeinschaft (Arge) Stadttunnel, bestehend aus Jäger Bau, Hilti & Jehle sowie Strabag, mit. Der Leitsatz der Kampagne, die unter dem Titel „Freier Tunnelblick“ auf Facebook, Instagram und LinkedIn läuft: „Tunnel frei für die Zukunft – saubere Luft, sichere Straßen, lebenswerte Region.” Die Arge verspricht “News zum Stadttunnel Feldkirch mit Fakten statt Mythen und den Menschen im Mittelpunkt”. Die Bietergemeinschaft hatte Ende 2024 den Zuschlag für die Haupttunnelarbeiten erhalten. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf 213,8 Millionen Euro.

Posting mit Bürgermeister-Kopf.
Seit Ende August werden bunte Postings verbreitet. Einige davon sind als Werbung deklariert, sprich sie werden bezahlt beworben, um eine größere Reichweite zu erzielen. In einem Posting heißt es etwa: „Der Stadttunnel wurde lange geplant, geprüft und genehmigt. Er wird von Anrainern, Politik und Wirtschaft unterstützt.“ Ein eigener Faktencheck soll gängige Kritikpunkte entkräften. Zudem wirbt die Arge mit prominenten Köpfen. So wurden etwa ein Zitat und ein Porträt von Feldkirchs Bürgermeister Manfred Rädler (ÖVP) gepostet, ebenso von Landesrettungskommandant Gerhard Kräutler, der auch Geschäftsleiter des Roten Kreuzes ist. Das Posting mit Rädler, der als Oberhaupt der Stadt ebenfalls zu den Auftraggebern des Tunnels zählt, ist inzwischen wieder von den Seiten verschwunden. Nicht nur das sorgte bei einigen Beobachtern für Verwunderung.

Auf die Frage, warum man die Imagepflege für den Tunnel nicht den Auftraggebern überlässt, erklärt ein Sprecher ARGE Stadttunnel: „Ein solches Vorgehen ist bei Großprojekten wie diesem keineswegs ungewöhnlich. Selbstverständlich haben wir ein Interesse an einer zügigen Fertigstellung des Projekts, da jede Verzögerung auch für uns mit hohen Kosten verbunden ist.“ Dass das Posting mit Bürgermeister Rädler gelöscht wurde, begründet die Arge damit, dass es„zum aktuellen Zeitpunkt nicht passend erschien“. Sämtliche Kosten würden von der Arge selbst getragen, eine Abstimmung mit dem Auftraggeber gebe es nicht. „Die Bewerbung erfolgt ausschließlich in unserer Verantwortung“, heißt es in der Stellungnahme.

Grüner Stadtrat: Am Ende zahlt doch die Bevölkerung”
Umweltstadtrat Clemens Rauch (Grüne) sieht die Sache kritisch. Zu glauben, dass diese Werbekampagne der Öffentlichkeit geschenkt wird, hält er für naiv. „Die ARGE sagt zwar, sie trage die Kosten selbst. Doch das Geld hat sie wiederum von der öffentlichen Hand. Am Ende zahlt also doch die Bevölkerung für diese Kampagne.“
Die Zahl der Follower ist bislang noch überschaubar: Sowohl auf Facebook als auch auf Instagram liegt sie bei jeweils rund 90. Die Arge betont, hier noch zulegen zu wollen – schließlich seien die Seiten erst seit knapp zwei Wochen online. Noch in Bearbeitung befindet sich die eigene Homepage.