„Das Strandbad war am Lebensende“

Seit Herbst wird in Hard das Strandbad umgebaut. Wie weit die Arbeiten fortgeschritten sind und welche Herausforderungen es bisher gab und ob es trotzdem rechtzeitig eröffnen wird.
Es hämmert, klopft, Bohrgeräusche ertönen, und es liegt der Geruch nach frisch verarbeitetem Holz in der Luft. „Hier werden die Drehkreuze und die Kassa sein“, sagt der Tiroler Architekt Hagen Pohl am Dienstag in die Runde von Zuhörern und deutet auf das gerade entstehende Gebäude des Harder Strandbades.

Es braucht im kühlen Regenwetter an diesem Tag jedoch noch etwas Vorstellungskraft, um sich hier den Blick an einem sonnigen Sommertag durch den vollendeten Eingangsbereich über das fertig gestaltete Strandbad Hard auszumahlen. „Gerade beim Eingangsbereich war es uns wichtig, dass wir ein paar Sichtachsen aufnehmen“, erklärt Pohl. So wurde der Neubau etwas nach Norden versetzt, damit Gäste auf dem Weg zum Eingang eine Sicht auf das Binnenbecken haben, da das Gebäude keine Barriere darstellt. „Wenn man dann an der Kassa steht und sich nach rechts wendet, hat man die freie Sicht auf das Ufer und über das ganze Areal.“

Bei der Auswahl von Materialität und Farbe sei die Nähe zur Natur ausschlaggebend gewesen, erzählt er.
Es ist die erste Besichtigung der Baustelle durch 17 Mitarbeiter der Harder Sport- und Freizeitanlagen, welche ab Sommer hier ein neu gebautes Strandbad betreiben werden.
Neun Monate Bauphase
Seit September wird am Harder Binnenbecken schon gewerkelt, damit das Strandbad, wenn alles nach Plan läuft, nach etwa neun Monaten Bauphase wiedereröffnen kann. „In der Zeit machen andere nicht einmal ein Einfamilienhaus“, kommentiert dies der Geschäftsführer der Harder Sport- und Freizeitanlagen, Erich Lindner, grinsend.

Vergangene Saison mussten die Badegäste schon etwas früher die Badehose im Kleiderschrank einwintern. Denn der letzte Badetag wurde auf den 20. August vorgezogen, damit die Abbrucharbeiten gestartet und die Bagger wenig später am Gelände auffahren konnten.

Dass das Areal vor über 50 Jahren aufgeschüttet wurde und dadurch der Grund noch in Bewegung ist, stellt eine der Herausforderungen für die Umsetzung des Projekt dar. Auch der Wasserstand des Sees war diesen Winter ungewöhnlich hoch. Wegen dieser unvorhergesehenen Höhe des Wassers war schlussendlich eine größere Anzahl an Pumpen mit höherer Pumpleistung erforderlich, da eine erhöhte Leistung in Sachen Wasserhaltung im unterirdisch errichteten Technikraum notwendig war.

Das sorgte für Verzögerung. Doch Lindner ist positiv gestimmt: „Ein ziemlich dichter Zeitplan braucht natürlich manchmal auch Flexibilität. Im Grunde genommen sind wir noch im Plan, dass wir Anfang, Mitte, maximal Ende Juni damit rechnen, wieder das Strandbad zu öffnen.“ Auch Bauleiter Pohl äußert sich zuversichtlich. Man versuche die paar Tage Verzögerung wieder aufzuholen bis zur Eröffnung.

Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Die Rohbauarbeiten sollen in Kürze abgeschlossen sein. Aktuell werden die Holzbauarbeiten der Gebäude durchgeführt. Dann werden unter anderem noch Elektro-Installationen in den Gebäuden und Boden, Beläge, Rutschen und weiteres bei den Schwimmbädern folgen. „Ein bisschen etwas fällt uns schon noch ein in den nächsten zwei Monaten“, so Pohl. Etwa wird noch der alte Steg entfernt werden und durch einen neuen schwimmenden Steg ersetzt werden. Das habe den Vorteil, dass durch die Nähe zum Wasser dieses besser erlebt könne, so Pohl. Hineinspringen ist dann trotzdem noch möglich – durch drei Sprungtürme von je einem, drei und fünf Metern Höhe auf dem Steg.

Nach Zielgruppe zoniert
Die Umsetzung des Aufbaus des neuen Strandbads wurde in Zonen nach zeitgemäßen Bedürfnissen der Badegäste geplant. So sollen durch aufgeteilte Bereiche etwa spielende Kinder oder Sportorientierte nicht Erwachsene in der Ruhewiese stören. Auch erwartet die Badegäste eine den Nutzergruppen entsprechend veränderte Badelandschaft, welche in mehrere Becken entzerrt wird. Auch wenn das Bad dann etwas anders aussehen wird, wird eines genau gleich bleiben: Das Piratenschiff wird weiterhin im See auf die Badegäste warten.
Dringend Sanierungsbedürftig. Für die Umsetzung der Sanierung war es laut Lindner schon höchste Eisenbahn: „Das Bad ist jetzt 55 Jahre alt gewesen und war am Lebensende.“ Veranschlagt wurden für das Bauprojekt 13,7 Millionen Euro. Dabei bleibe man vorraussichtlich im vorgesehenen Budgetrahmen, bestätigen Pohl und Lindner.

Schon 2014 wurden noch umfangreichere Baumaßnahmen debattiert, diese Pläne wurden aber wieder verworfen. Dass es jetzt ein „klassisches Strandbad ohne viel Schnickschnack“ werde, käme bei der Bevölkerung jedoch gut an, erzählt Lindner seine Wahrnehmung.

Doch das wird wahrscheinlich nicht das letzte Bauprojekt am Binnenbecken bleiben. „Jetzt machen wir erst das und wenn wir wieder Geld haben, machen wir das nächste. Step by Step“, führt Lindner aus. Doch was wäre denn das nächste Bauprojekt, das angepeilt werden könnte? Womöglich könnte zukünftig der Bereich, der sich von der Kohlplatzstraße bis zur Uferkante erstreckt, neugestaltet werden. Das etwa betrifft den Minigolfplatz oder vielleicht neue Gastronomiemöglichkeiten.

Doch auch schon vorher dürfen sich die Harder, wie bereits bekannt, auf ein neues Gastronomiekonzept am Wasser freuen. Am Donnerstag ist hierfür die mündliche Bauverhandlung angesetzt. Philipp Herburger und Marco Schertler planen, südlich des im Bau befindlichen Harder Strandbades eine Strandbar und ein Strandhaus mit Dachterrasse mit dem Namen „Heaven 7“ zu betreiben. Das Lokal ist öffentlich auch für Nicht-Badegäste zugänglich und soll von April bis Oktober österreichische Tapas und Häppchen wie etwa Toast auf der Speisekarte anbieten. Doch auch im Strandbad selbst müssen die Badegäste nicht auf die traditionellen Pommes verzichten. Der bereits bestehende Kiosk soll mit mehr Lagerraum erweitert werden.