Erste Objekte der Diebstahlserie im British Museum wiedergefunden

Einige von rund 2.000 aus dem British Museum gestohlenen Objekten sind nach Angaben des Aufsichtsratschefs George Osborne wiedergefunden worden. “Wir glauben, dass wir Opfer von Diebstählen über einen langen Zeitraum geworden sind. Und offen gestanden hätte mehr getan werden können, um sie zu verhindern”, sagte Osborne am Samstag: “Und ich kann Ihnen heute sagen: Wir haben angefangen, einige der gestohlenen Gegenstände wiederzufinden.”
Osborne sprach von einem Silberstreif am Horizont. Auf die Frage, wo einige Gegenstände aufgetaucht seien, antwortete Osborne in einer Radiosendung: “Einige Mitglieder der antiquarischen Gemeinschaft arbeiten aktiv mit uns zusammen.” Es werde auch mit einer Datenbank für verlorene und gestohlene Kunstwerke kooperiert.
Der deutsche Direktor des Museums, Hartwig Fischer, hat indes angekündigt, angesichts der kürzlich enthüllten Diebstahlserie an seinem Haus vorzeitig abzutreten. Fischer wollte eigentlich erst 2024 seinen Posten abgeben – “nach acht erfolgreichen Jahren an der Spitze des Hauses”, wie es in einer Mitteilung Ende Juli geheißen hatte. Nun ist “mit sofortiger Wirkung” Schluss, wie das Haus mitteilte. Fischer gab an, er werde die Leitung abgeben, sobald eine Übergangslösung gefunden sei.
Kurze Zeit später gab das Museum bekannt, dass Vizedirektor Jonathan Williams seine Aufgaben für die Dauer einer unabhängigen Untersuchung mit sofortiger Wirkung freiwillig ruhen lässt. Zum Verhängnis wurde dem deutschen Kulturmanager eine bis dato ungekannte Diebstahlserie, die in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit gekommen war. Wie das British Museum mitgeteilt hatte, waren mehrere Objekte gestohlen oder beschädigt worden. Unter anderem gehe es um Goldschmuck, Juwelen aus Halbedelsteinen und Glas. Die Gegenstände stammen den Angaben nach teilweise aus dem 15. Jahrhundert vor Christus bis zum 19. Jahrhundert nach Christus.
Im Verdacht steht ein früherer Mitarbeiter, der im Zusammenhang mit den Vorfällen entlassen wurde und gegen den rechtliche Schritte eingeleitet wurden. Wie die Polizei mitteilte, wurde ein Mann im Zusammenhang mit den Vorfällen verhört. Eine Festnahme gab es zunächst aber nicht.
Beinahe täglich kamen neue Details ans Licht. Medienberichten zufolge sollen deutlich mehr als 1.000 Objekte über einen Zeitraum von mehreren Jahren gestohlen worden sein. Zudem soll es schon 2021 Hinweise gegeben haben – etwa, dass Objekte aus dem Museum auf einer Onlineauktionsplattform zum Verkauf angeboten wurden. Die Hinweise seien jedoch nicht ernst genommen worden.
Fischer gab sich zunächst trotzig und schien die Schuld abschieben zu wollen. Es sei “frustrierend”, dass der Hinweisgeber im Jahr 2021 nicht mehr Informationen übermittelt habe. “Es wurden nur Bedenken hinsichtlich einer kleinen Anzahl von Gegenständen geäußert, und unsere Untersuchung kam zu dem Schluss, dass alle diese Gegenstände vorhanden waren”, betonte der Museumsmanager. Nun äußerte er Bedauern über diese Mitteilung und zog sie zurück.
Innerhalb der letzten Tage habe er im Detail die Ereignisse rund um die Diebstähle am British Museum und deren Untersuchung geprüft, teilte er in seiner Stellungnahme am Freitag mit. Es sei offensichtlich, dass das Museum auf die Warnungen im Jahr 2021 und auf das Problem, das nun vollständig zu Tage getreten sei, nicht so umfassend reagiert habe wie es nötig gewesen wäre. “Die Verantwortung für dieses Versagen muss letztlich beim Direktor liegen”, sagte Fischer laut Mitteilung.
Das British Museum in London gehört zu den wichtigsten Museen der Welt. Es beherbergt einige der bedeutendsten Kulturschätze der Menschheit. Dazu gehören ein erheblicher Teil der Parthenon-Skulpturen, der Stein von Rosetta und ägyptische Mumien.
Das Museum befinde sich in einer äußerst ernsten Situation, wurde Fischer zitiert. “Ich glaube aufrichtig, dass es diesen Moment überstehen und daraus stärker hervorgehen wird. Aber leider bin ich zu dem Schluss gekommen, dass meine Anwesenheit nicht hilfreich ist. Das ist das Letzte, was ich will.”
Fischer hatte vor seinem Posten in London bedeutende deutsche Museen geleitet. Er war von 2006 an Direktor des Museums Folkwang in Essen. Im Jahr 2012 wurde er Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Dann wurde er nach London berufen. Ende Juli gab er bekannt, den Posten im Jahr 2024 abgeben zu wollen und teilte mit, in einer neuen Rolle künftig “über den institutionellen Rahmen eines einzelnen Museums hinausgehen” zu wollen.