Kontext Institut sieht viel Potenzial in Kreislaufwirtschaft

02.12.2025 • 13:57 Uhr

Die Kreislaufwirtschaft bietet für die heimische Metallindustrie und Bauwirtschaft große Potenziale. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Kontext Instituts für Klimafragen in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt. Demnach würden dadurch bis 2040 Ressourcen, Energie und Emissionen gespart, während sich Wertschöpfung und Arbeitsmarkt stabil entwickeln. Das Institut plädiert dafür, zirkuläre Maßnahmen in der geplanten Industriestrategie der Regierung zu verankern.

“Wir haben eine relativ ressourcenintensive und überwiegend lineare Wirtschaft, die eigentlich große Potenziale ungenützt lässt”, sagte Kontext-Vorständin Katharina Rogenhofer bei einem Pressegespräch am Dienstag. Eine Umstellung der Wirtschaftsweise in Richtung Recycling von Rohstoffen und Materialien könnte demnach, neben positiven Effekten für Umwelt und Klima, auch Österreichs Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland reduzieren und so den Wirtschaftsstandort stärken. Auch für die Industriestrategie der Regierung sieht das Institut Chancen in der Kreislaufwirtschaft, “weil wir nicht nur Emissionen reduzieren und uns strategisch unabhängiger machen, sondern, weil wir dort auch sehr viele Vorreiter-Unternehmen haben”, sagte Rogenhofer.

Großer Materialverbrauch in Industrie und Bau

Pro Jahr werden laut Daten des Umweltbundesamts in Österreich 154 Megatonnen an Ressourcen verbraucht. Mineralische Baustoffe und Metalle machen gemeinsam etwa zwei Drittel des inländischen Materialverbrauchs aus. Gleichzeitig seien die Metallindustrie und die Bauwirtschaft energie- und emissionsintensiv und volkswirtschaftlich von großer Bedeutung für Österreich, sagte Studienautorin Anna Pixer vom Kontext Institut. In den beiden Sektoren bieten sich daher große Hebel für die Kreislaufwirtschaft.

Im Auftrag des Kontext Instituts haben das Umweltbundesamt und das private Forschungsinstitut Centre of Economic Scenario Analysis and Research ein Kreislaufwirtschaftsszenario für die heimische Metallindustrie und den Bausektor bis 2040 modelliert. Zugrunde gelegt wurden unter anderem höhere Sanierungsraten, reduzierte Neubautätigkeit, Nachverdichtung, Leerstandsmobilisierung und größere Nutzung von erneuerbaren und recycelten Materialien im Bau und ein Ausstieg aus fossilen Energieträgern und höhere Recyclingraten, etwa durch die Wiederverwendung von Schrott, in der Metallindustrie. Die Maßnahmen wurden in Abstimmung mit dem Umweltbundesamt festgelegt.

Die Ergebnisse wurden mit dem Basisszenario des Umweltbundesamts, basierend auf den derzeit bestehenden Maßnahmen, verglichen. Die Analyse zeigt einen deutlichen Rückgang des Materialeinsatzes von mineralischen Baustoffen, vor allem im Wohnbau, während die Nutzung von Holz steigt. Auch die Importe sinken und die Abhängigkeit vom Ausland nimmt ab. Die CO2-Emissionen gehen im Vergleich zum Basisszenario um 20 Prozent zurück, fossile Energieträger werden weniger stark eingesetzt und, vor allem in der Metallindustrie, durch Strom und Wasserstoff ersetzt. Der Umstieg auf erneuerbare Energien führt in diesem langfristigen Szenario zu niedrigeren Energiepreisen und senkt damit die Kosten im Hochbau und in der Metallindustrie. Unterdessen entwickeln sich Bruttoinlandsprodukt (BIP) und Arbeitsmarkt stabil.

Maßnahmenbündel notwendig

Damit ein solches Szenario Realität wird, ist ein Bündel an politischen Maßnahmen notwendig. Das Kontext Institut fordert unter anderem eine Förderung kreislauffähiger und biogener Baustoffe und Mindestquoten beim Einsatz. Problematisch sei, dass Sekundärrohstoffe derzeit als Abfall eingestuft werden und deren Nutzung dadurch oft deutlich teurer ist als jene von Primärrohstoffen. Weiters seien Maßnahmen zur Erhöhung der Sanierungsrate notwendig. Moderne Baustandards seien in alten Gebäuden oft nur schwer umsetzbar, was Abriss und Neubau attraktiver macht als Renovierung. Für Transparenz soll ein digitaler Gebäudepass sorgen, der Auskunft über verbaute Materialien und Demontierbarkeit gibt.

Im Metallsektor sei eine gesicherte erneuerbare Energieversorgung besonders wichtig. Einen Hebel sieht das Kontext Institut auch in der öffentlichen Beschaffung und im CO2-Preis als Investitionssignal. Sekundärmaterialien sind dabei allerdings heute noch nicht im notwendigen Ausmaß verfügbar, daher fordert das Institut klare Vorgaben für das Recycling und höhere Qualitätsstandards. Viele der Maßnahmen könnten laut Kontext mit einer Reform des Abfallwirtschaftsgesetzes umgesetzt werden. Auf EU-Ebene soll der Circular Economy Act für Verbesserungen sorgen.