Vorarlberger Textilgruppe Huber trotzt schwachem Konsum

Während die Huber Holding AG selbst einen Umsatzrückgang verzeichnete, spricht das Unternehmen für den Gesamtkonzern von stabilen Erlösen.
Die Huber Holding AG hat das herausfordernde Geschäftsjahr 2024 robust gemeistert. Trotz schwacher Konsumlaune in Europa gelang es dem Unternehmen, die Umsätze weitgehend auf Vorjahresniveau zu halten. Wesentlichen Anteil daran haben die eigene Markenpräsenz und der gezielte Ausbau der digitalen Vertriebskanäle.
Der europäische Markt für Tag- und Nachtwäsche sowie Loungewear war 2024 stark unter Druck: Hohe Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und eine anhaltend vorsichtige Konsumlaune führten vielerorts zu rückläufigen Verkäufen. Vor allem klassische Warenhäuser und Modehändler kämpften mit deutlich sinkenden Frequenzen. Die Huber Holding, zu der Marken wie Hanro, Huber, Skiny und Hom gehören, spürte diese Entwicklung zwar ebenfalls, konnte sie jedoch in weiten Teilen kompensieren.
Besonders die eigenen Shops der Marken Huber und HANRO erwiesen sich als stabilisierende Säule. Gleichzeitig lieferten internationale Märkte – allen voran Nordamerika – positive Impulse. Damit zeigt sich, dass die Gruppe zunehmend unabhängiger von zyklischen Schwankungen im europäischen Einzelhandel wird und sich durch eine breiter aufgestellte Vertriebsstrategie robuster positioniert.
Wachstumsmotor Digitalisierung
Zunehmend an Bedeutung gewinnt das digitale Geschäft der Gruppe. Die 2023 gegründete Huber Digital GmbH, mit Sitz in Mäder, entwickelt sich Schritt für Schritt zu einem zentralen Bestandteil der Unternehmensstrategie. Sie bündelt digitale Kompetenzen, optimiert Prozesse und betreibt eigene E-Commerce-Plattformen, die zunehmend zu relevanten Umsatzträgern werden.
Der Anteil der Direktverkäufe – also Verkäufe ohne Zwischenhandel – wächst kontinuierlich. Huber-Vorstandsmitglied Jan Snodgrass bringt die Entwicklung so auf den Punkt: „In Summe konnte so der Anteil aller gesamthaften Verkäufe direkt an den Konsumenten auf 52 Prozent gesteigert werden. Davon werden bereits 27 Prozent über die eigenen digitalen Kanäle getätigt, mit stark wachsender Tendenz“, erklärt Snodgrass.
Mit diesem Wandel stärkt die Gruppe ihre Margen, gewinnt mehr Datenkompetenz und macht sich unabhängiger vom Handel. Die Investitionen in Logistik und digitale Infrastruktur – etwa in ein neues Lagersystem – sollen das Wachstum der kommenden Jahre weiter unterstützen.
Kostendruck
Während die Umsatzentwicklung positiv überrascht, bleibt die Ausgabensituation eine Herausforderung. Wie die gesamte Textilbranche ist auch Huber von steigenden Energie- und Logistikkosten betroffen. Besonders ins Gewicht fällt jedoch das hohe heimische Lohnniveau. Österreich zählt in diesem Bereich zu den teuersten Ländern Europas, was einen strukturellen Faktor darstellt, der die unternehmerische Profitabilität belastet.
Im Geschäftsjahr 2024 gelang es dem Unternehmen, durch Effizienzmaßnahmen und interne Optimierungen gegenzusteuern. Dennoch blieb das operative Ergebnis hinter dem Vorjahr zurück. Die Gruppe sieht sich mit einer hohen Kostenbasis konfrontiert, die sich kurzfristig nur begrenzt reduzieren lässt. Der Vorstand betont allerdings, dass man dank einer starken Eigenkapitalquote und einer niedrigen Fremdfinanzierung gut für die kommenden Jahre aufgestellt sei.
Verankert in Vorarlberg
Ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensidentität bleibt aber die Produktion in Österreich und Europa. In Mäder betreibt die Tochterfirma Arula eine der wichtigsten Strickereien und Färbereien der Region. Dort werden hochwertige Maschenstoffe aus Natur- und Zellulosefasern entwickelt und gefertigt. Mehr als 40 Prozent der Stoffe für die Marken der Huber-Gruppe entstehen am Standort Vorarlberg.
Weitere Verarbeitungsschritte erfolgen in europäischen Betrieben. In Portugal werden etwa die Stoffe für Hanro konfektioniert, während in Ungarn, Rumänien und Bulgarien Nähereien für die Marken Huber und Hom tätig sind. Ergänzend arbeitet die Gruppe mit langjährigen Partnerbetrieben in Tunesien und China zusammen, die strenge Standards erfüllen müssen.
Insgesamt beschäftigt die Huber Holding 1146 Mitarbeitende weltweit, davon 490 in Österreich und 318 in Vorarlberg. Der Standort bleibt damit ein bedeutender industrieller Arbeitgeber in der Region. Der Standort wirkt zudem als wichtiger Impulsgeber für die regionale Wirtschaft: Er kooperiert mit lokalen Zulieferern, bietet qualifizierte Ausbildungsplätze und sichert hochspezialisierte Arbeitsplätze im Textilbereich.
Strategischer Grundpfeiler
Huber verweist seit Jahren auf hohe ökologische und soziale Standards. Zahlreiche Zertifizierungen, darunter Oeko-Tex 100, Oeko-Tex STeP, Organic Standard und GOTS, belegen die Einhaltung strenger Vorgaben. Am Standort Mäder kommen zudem konkrete technische Maßnahmen zum Einsatz, die unmittelbar auf den Ressourcenverbrauch wirken. Eine moderne Rauchgasneutralisationsanlage reduziert jährlich rund 1000 Tonnen CO₂-Emissionen, während eine 500-kWp-Photovoltaikanlage etwa zehn Prozent des Strombedarfs am Standort abdeckt.
Zusätzlich stellt das Unternehmen in den Betrieben schrittweise auf LED-Beleuchtung um und unterstützt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel. Diese Maßnahmen sind Teil einer breiteren Nachhaltigkeitsstrategie, die zunehmend von Konsumentinnen und Konsumenten eingefordert wird. Der Trend zum Kauf langlebiger, europäisch produzierter Wäsche stärkt die Positionierung der Huber-Marken weiter.
Stabile Zukunft
Mit ihrer klaren strategischen Ausrichtung auf direkte Kundennähe, regionale Produktion und hohe ökologische Standards sieht sich die Huber Holding für die Zukunft gut gerüstet. Die Kombination aus traditionellem Know-how in Vorarlberg und digitalem Wachstum sorgt dafür, dass sich das Unternehmen im internationalen Wettbewerb behaupten kann. Die Herausforderungen bleiben, doch die strukturellen Weichen sind gestellt: für mehr Unabhängigkeit, mehr Sichtbarkeit und eine stärkere Wertschöpfung am eigenen Standort.