OMV legte im dritten Quartal kräftig zu

HEUTE • 11:05 Uhr
OMV legte im dritten Quartal kräftig zu

Die OMV hat ihr operatives Ergebnis im dritten Quartal deutlich verbessert. Insbesondere das Kraftstoff-Geschäft hat sich gut entwickelt, “das Ergebnis dort hat sich praktisch verdoppelt gegenüber dem Quartal im Vorjahr”, berichtete OMV-Chef Alfred Stern am Mittwoch. Insgesamt kletterte der um Lagerhaltungseffekte bereinigte CCS-Periodenüberschuss vor Sondereffekten um 20 Prozent auf 594 Mio. Euro. Der Kurs der OMV-Aktie legte bis 11 Uhr um gut 2,4 Prozent auf 47,24 Euro zu.

Das CCS-operative Ergebnis vor Sondereffekten erhöhte sich auf 1,3 Mrd. Euro. Die Konzernerlöse beliefen sich auf 6,26 Mrd. Euro, wie die OMV am Mittwoch in der Früh mitteilte. Der Cashflow aus der Betriebstätigkeit wuchs um 7 Prozent auf 1,49 Mrd. Euro. Die Nettoverschuldung lag Ende September bei 4,23 Mrd. Euro, der Verschuldungsgrad (Leverage) bei 16 Prozent.

OMV-Vorstandschef Stern verwies auf das integrierte Geschäftsmodell der OMV über die drei Segmente Energie, Kraftstoffe und Chemie. Während sich das Kraftstoff- und das Chemiegeschäft gut entwickelt haben, fiel das Ergebnis im Energiebereich schwächer aus, was Stern vor allem auf die gegenüber dem Vorjahr niedrigeren Öl- und Gaspreise und den Wegfall der SapuraOMV-Beteiligung in Malaysia zurückführt. Andererseits habe man in Libyen eine starke Produktion gehabt. “Das hat den natürlichen Rückgang in Neuseeland und in Norwegen mehr als kompensiert.”

Operativer Gewinn im Kraftstoff-Segment verdoppelt

Im Segment Fuels verdoppelte sich das operative Ergebnis auf 413 Mio. Euro, bei Chemicals stieg es um 64 Prozent auf 222 Mio. Euro. Das lag nicht nur an den Ölpreisen, erklärte Stern. “Wir sehen insbesondere im Kraftstoffmarkt, dass sich die Wertschöpfungsketten verändern. Die Flüsse von Kraftstoffen in der Welt haben sich jetzt auch durch die Sanktionslandschaft und andere Gegebenheiten stark verändert.”

Den OMV-Aktionären stellt Stern eine sehr attraktive Dividendenpolitik in Aussicht. “Wir haben in den letzten Jahren über 12 Prozent Dividendenrendite ausgeschüttet. Das ist sehr gut auch im Vergleich zu den anderen Marktteilnehmern.” Über die letzten vier Jahre habe man die reguläre progressive Dividende um 30 Prozent erhöht. Dieser Teil der Dividendenausschüttung werde jedes Jahr erhöht. “In wirklichen Krisensituationen wollen wir sie zumindest konstant halten.” Zusätzlich gibt es eine variable Dividende. “Insgesamt wollen wir 20 bis 30 Prozent unseres operativen Cashflows ausschütten.”

Ab dem Geschäftsjahr 2026 gilt wie bereits berichtet eine neue Dividendenpolitik: Erstmals im Jahr 2027 will die OMV auch die Hälfte der Dividende ausschütten, die sie aus ihrer Beteiligung an der neuen Borouge Group International (BGI) bekommt. Das werden laut Stern mindestens rund 900 Mio. Euro sein. “Das ist auch interessant für den Staat Österreich”, so Stern. “Letztes Jahr haben wir ungefähr 3,8 Milliarden zum Staatsbudget beigetragen, davon 3,3 Milliarden aus Steuern und Abgaben und ungefähr eine halbe Milliarde aus Dividenden, die wir an die ÖBAG abgeführt haben.”

Closing für BGI im ersten Quartal 2026

Die Vorbereitungen für die Gründung der BGI laufen laut Stern plangemäß, das Closing wird nach wie vor für das erste Quartal 2026 erwartet. Danach ist zunächst ein Börsenlisting in Abu Dhabi geplant und danach ein Zweitlisting in Österreich vorgesehen. Es sei auch ein MSCI-Emerging-Markets-Listing in Abu Dhabi geplant. “Dazu braucht man auch einen minimalen Free Float. “Das heißt, OMV und ADNOC werden beide von ihren 47 Prozent etwas zurückgehen müssen, um den Free Float zu erhöhen. Der Vorteil ist auch, dass durch diese Kapitalerhöhung auch zusätzliches Kapital in das Unternehmen kommt.”

Man sei derzeit dabei, das Management-Team für die BGI zusammenzustellen, die ihren Hauptsitz in Wien haben soll. Was den genauen Standort für die BGI-Zentrale angeht, sei man derzeit noch auf der Suche.

Kostensenkung nicht ohne Stellenabbau möglich

Was die Details des geplanten Personalabbau in der OMV-Gruppe und insbesondere in Österreich angeht, hält sich Stern weiterhin bedeckt. “Die letzten vier Jahre haben unsere Kostensituation mit der hohen Inflation so verändert, dass wir innovativer und wettbewerbsfähiger und agiler werden müssen.” Bis 2027 soll ein Kosteneffizienzprogramm umgesetzt werden, das ungefähr 400 Mio. umfasst. Das werde nicht ohne Mitarbeiterabbau funktionieren. Wie genau der erreicht werden soll, wolle er den Mitarbeitern aber nicht über die Medien ausrichten, so der OMV-Chef. Die OMV habe derzeit ungefähr 24.000 Mitarbeiter im Gesamtkonzern, vom Abbau könnten bis 2027 ungefähr 2.000 Leute betroffen sein. Für Österreich war zuletzt von 400 Stellen die Rede.

Förderziel auf 400.000 Barrel pro Tag angehoben

Beim Gasprojekt Neptun Deep im rumänischen Schwarzen Meer liege man ebenfalls im Plan, der Produktionsbeginn werde für 2027 angepeilt, berichtete Stern. Auch in Österreich gebe es ein kleineres Projekt. “In Wittau können wir Mitte nächsten Jahres mit der Produktion beginnen. Dann werden wir auch die Pipeline fertig haben, die in unsere Gasreinigungsstation nach Aderklaa geht. Dann werden wir dort unsere österreichische Gasproduktion seit langem wieder einmal erhöhen können.”

Neptun Deep soll jährlich rund 8 Mrd. Kubikmeter Gas fördern, das entspricht ungefähr dem österreichischen Jahresverbrauch. Dieses Gas würde Rumänien zum Selbstversorger machen, darüber hinaus soll auch ein Teil in die umliegenden Länder wie Ungarn, Bulgarien oder Moldawien fließen. Insgesamt würde damit das europäische Gasnetz entlastet, “das ist natürlich auch für Österreich vorteilhaft”. Für Gas sehe man noch länger Bedarf, deshalb habe die OMV ihr Produktionsziel für 2030 von 350.000 Barrel pro Tag auf 400.000 Barrel angehoben.