Pinkelnig und Gall – NIKI als Lohn für ihren Kampfgeist

13.10.2023 • 05:00 Uhr
Pinkelnig und Gall - NIKI als Lohn für ihren Kampfgeist

Ein “galaktisches Jahr” und Stehauf-Qualitäten sind am Donnerstagabend in der Wiener Stadthalle mit dem NIKI belohnt worden. Felix Gall, Senkrechtstarter im Radsport, und die Skispringerin Eva Pinkelnig, die sich nach schweren Verletzungen zurückgekämpft hat, wurden in einem an Emotionen reichen Abend bei der Lotterien Sporthilfe-Gala unter Standing Ovations der 1.300 Gäste als Österreichs Sportler des Jahres geehrt.

Gesamtweltcupsieg und zwei WM-Silbermedaillen hat Pinkelnig in diesem Jahr geholt. Kennt man die Geschichte dahinter, ist das noch beeindruckender. Als Spätstarterin begann die Vorarlbergerin erst mit 24 von den Schanzen zu springen, ein Schädel-Hirn-Trauma und ein Milzriss jeweils infolge eines Sturzes ließen die sportliche Karriere in den Hintergrund treten. Unkenrufe, es doch mit dem Springen sein zu lassen, widerstand sie und holte sich im Alter von 35 Jahren nun den verdienten Lohn ab.

Auf der Bühne begleiteten sie Erinnerungen an den Leidensweg. “Ich habe schon mit den Tränen gekämpft. Es war ein Feuerwerk an Emotionen. Danke, dass meine Leistungen honoriert werden, und die Geschichte dazu zeigt, was mit Glauben und Vertrauen alles möglich ist. Viele von außen haben schon gesagt, zu alt, zu wenig Talent, zu wenig Biss. Gott sei Dank habe ich auf mein eigenes Herz gehört und auf die Menschen, die mir am nächsten stehen”, erklärte Pinkelnig.

Der Glaube habe ihr Kraft gegeben, die schwierigen Phasen zu meistern. “Ich habe einen ganz, ganz tiefen Glauben. Ich weiß, dass ich mehr wert bin als alle Pokale und Siege”, betonte sie und hofft, mit ihrem Kampfgeist auch andere zu motivieren. “Es freut mich riesig, dass alle Tränen einfach wertvoll waren und meine Geschichte auch vielen Menschen Mut machen kann”, sagte Pinkelnig.

Eine besondere Geschichte schrieb auch Gall. Der Osttiroler war von seinem Team AG2R ursprünglich nicht für die Tour de France vorgesehen gewesen, erkämpfte sich aber einen Platz, übernahm während der Rundfahrt die Kapitänsrolle und sorgte mit dem Triumph auf der Königsetappe für einen Höhepunkt in der österreichischen Radsportgeschichte. “Es war ein absolut galaktisches Jahr. Es sind im heurigen Jahr so viele Dinge passiert, die außerhalb meiner Vorstellungskraft gelegen sind”, sagte der 25-Jährige, der auch als Aufsteiger des Jahres ausgezeichnet wurde.

Gall ist der vierte Radsportler, der in der seit 1949 durchgeführten Wahl unter den heimischen Sportjournalistinnen und -Journalisten zu Österreichs Sportler des Jahres gewählt wurde. “Wir sind keine Radsportnation, aber wenn wir Erfolge feiern, wird das sehr wohl gewürdigt”, freute er sich.

Die Ehrung war ein letztes Highlight seiner Saison, in den nächsten Wochen wird er “in Ruhe durchschnaufen”, weil er sich “von der Tour noch nicht 100-prozentig erholt” hat. Ab Mitte November geht es mit dem strukturierten Training wieder los. Bei den Rennen ab Februar wird er dann im Unterschied zu heuer von Beginn weg groß im Rampenlicht stehen. “Ich bin unbeschwert in die Tour gegangen, hatte keinen Druck. Das wird nächstes Jahr anders sein, es wird eine Herausforderung, das zu toppen”, ist er sich bewusst.