Österreich

Rechtschreibrat empfiehlt Gendern mit Sternchen nicht

20.07.2023 • 12:54 Uhr
Brille
Rat für deutsche Rechtsschreibung diskutierte “äußerst kontrovers” über Gender-Regeln.Stock

Rat für deutsche Rechtsschreibung diskutierte “äußerst kontrovers” über Gender-Regeln.

Das Sternchen, der Doppelpunkt, das Binnen-I, der Schräg- oder Unterstrich: Als höchste Instanz, was Sprache und Schrift angeht, empfiehlt der Rat für deutsche Rechtschreibung vorerst nichts davon. Das haben die rund 40 Ratsmitglieder in ihrer Sitzung vergangene Woche im belgischen Eupen nach einer “äußerst kontroversen” Diskussion beschlossen, wie es von Josef Lange, Vorsitzender des Rates, heißt. Der Grund für die Entscheidung: Die Gender-Sonderzeichen könnten “grammatische Folgeprobleme” nach sich ziehen, “die noch nicht geklärt sind”.

Verboten sind die Zeichen damit aber auch nicht. Grundsätzlich empfiehlt der Rat das Gendern, nur sollte dabei auf die Verständlichkeit und Lesbarkeit geachtet werden. Paarformen (Studentinnen und Studenten) und Partizipien (Studierende) seien dafür geeignet.

“Vieles noch im Fluss”

Es wäre “verfrüht”, eines dieser Zeichen jetzt zu empfehlen, sagt Jutta Ransmayr, Linguistin und Sprachdidaktikerin an der Uni Wien und Mitglied des Rats. “Gendern ist ein gesellschaftlicher Prozess, es geht darum, dass die geschlechtliche Vielfalt sich in Schriftzeichen widerspiegeln soll. Vieles ist da aber noch im Fluss.” Die Empfehlung des Rates müsse gut überlegt sein, denn eine solche Empfehlung würde dann als bindende Norm angesehen werden. Laut Ransmayer ist dafür der Beobachtungszeitraum noch zu kurz: “Sternchen und Doppelpunkt beobachten wir erst seit wenigen Jahren. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Rat eines der Zeichen zu einem späteren Zeitpunkt empfehlen könnte”, sagt die Linguistin.

Ransmayrs persönliche Meinung: “Wenn das Bedürfnis besteht, die Vielfalt auch sprachlich darzustellen, dann sollte das geschehen dürfen, aber nicht müssen.” Sie selbst verwende zum Beispiel schon jahrelang Paarformen, Umschreibungen oder verkürzte Formen. In Schulen sollten Genderzeichen nicht als Fehler gelten. Im Österreichischen Wörterbuch findet man Binnen-I und Schrägstrich schon länger.

Die Debatte dürfte hitzig bleiben, zu Weihnachten trifft sich der Rat wieder.