Österreich

ÖBB: trotz Milliardenbeträge läuft es unrund

13.02.2024 • 06:07 Uhr
Die ÖBB haben 300 neue Züge bestellt. Bis 2030 werden mehr als sechs Milliarden Euro investiert <span class="copyright">ÖBB/ Philipp Horak</span>
Die ÖBB haben 300 neue Züge bestellt. Bis 2030 werden mehr als sechs Milliarden Euro investiert ÖBB/ Philipp Horak

Warum ÖBB Milliarden investiert, Engpässe aber trotzdem bleiben werden.

Um täglich 50 Züge reduzieren die ÖBB ihr Angebot im Nahverkehr. Die Maßnahme, die „zur Erhöhung der Pünktlichkeit und Verlässlichkeit“ führen soll, gilt seit Montag und „jedenfalls bis Ostern“ in der Ostregion (Wien, Niederösterreich) – und ausschließlich dort, versichern die ÖBB auf Nachfrage. Übervolle Züge, Verspätungen und Zugausfälle hatten zu einer Beschwerdeflut geführt. Die ÖBB machen dafür die verspätete Lieferung neuer Züge verantwortlich, bestätigten in Medienberichten aber auch personelle Lücken in der Instandhaltung. „Wir haben seit Längerem schon mit massiven Lieferrückständen zu kämpfen“, erklärte der Regionalmanager für die Ostregion, Christoph Hermann, im Jänner. Daher nun die Rücknahme des Angebots um 1,9 Prozent (50 von täglich 2700 Nahverkehrszügen).

Ob die Besserung tatsächlich so schnell eintreten wird, wie von den ÖBB erhofft, ist fraglich. Die Probleme, wie sie zuletzt in Wien und Niederösterreich vermehrt auftraten, kennen Bahnfahrer in ganz Österreich. Die erfreuliche Seite der Medaille: In den letzten Jahren eilte die Bahn von Fahrgastrekord zu Fahrgastrekord. Die Kehrseite: Die Zugflotte wächst nicht in derselben Geschwindigkeit wie die Nachfrage. Ärger ist quasi vorprogrammiert.

Investitionsprogramm der ÖBB

Immer wieder verweisen die ÖBB auf ihr riesiges Beschaffungs- und Investitionsprogramm im Gesamtvolumen von 6,1 Milliarden Euro. Aktuell sind 300 neue Züge bestellt. Doch die Zugproduktion dauert lange; so werden Railjets, die die ÖBB im Jahr 2018 geordert hatten, im kommenden April ausgeliefert, wie Bahnsprecher Bernhard Rieder verdeutlicht. Das aktuelle Programm sehe bis 2030 „mehr als 100.000 moderne Sitzplätze“ vor, so Rieder, ein Zuwachs um 50 Prozent im Fernverkehr.

Personalwechsel

Dazu zählen etwa die 33 Nightjets der neuen Generation (die ersten neun sind im Einsatz). Für 2025 sei die Lieferung 27 moderner Züge für den inneralpinen Verkehr avisiert. Ab 2026 sollen laufend neue Doppelstockzüge von Stadler für den Nahverkehr kommen, insgesamt 109 Stück. Für den Fernverkehr wurden 14 Railjet-Doppelstockzüge bestellt, im Einsatz ab 2026. Aus einem Rahmenvertrag mit Siemens Mobility orderten die ÖBB außerdem 70 Triebwagen. Allein dieser Auftrag wiegt 800 Millionen Euro. Es handelt sich dabei um die Nah- und Fernverkehrszüge der Baureihe Mireo, die, so Siemens Mobility, ab Ende 2027 in drei Varianten ausgeliefert werden. Direkt profitiert vom Großauftrag das Siemens-Kompetenzzentrum für Fahrwerke in Graz.

Groß ist bei den ÖBB nicht nur der Bedarf an neuen und zusätzlichen Wagen. In den nächsten Jahren wechselt ein Fünftel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ÖBB in den Ruhestand. 17.500 Jobs werde die Staatsbahn insgesamt auf dem österreichischen Arbeitsmarkt anbieten, betonte zuletzt ÖBB-Chef Andreas Matthä, davon allein in diesem Jahr 3500.