Entlassung eines Grass-Betriebsrates vor Gericht

Betriebsrat soll Belästigung durch Mitarbeiter gedeckt haben. Arbeitsgericht urteilt, ob es Entlassung zustimmt.
Der Grass-Abteilungsleiter, der zudem Betriebsrat ist, wurde im Juni nach 21 Dienstjahren entlassen. Das Höchster Beschlägeunternehmen wirft dem 52-Jährigen vor, er habe das Fehlverhalten eines Schichtleiters seiner Abteilung gedeckt, der Mitarbeiterinnen (auch sexuell) belästigt habe. Das Arbeitsverhältnis mit dem Schichtleiter wurde im Mai einvernehmlich aufgelöst.
Geringe Chancen
Eine Entlassung eines Betriebsrats wird erst dann wirksam, wenn das Arbeitsgericht einer fristlosen Kündigung zustimmt. Richterin Susanne Fink deutete aber am Freitag beim Arbeitsprozess am Landesgericht Feldkirch an, dass der Gerichtssenat die Entlassung wohl nicht genehmigen wird. Weil die Vorwürfe des klagenden Arbeitgebers gegen den beklagten Betriebsrat zu schwammig seien.
Klagsvertreter Manfred Schnetzer sagte am Freitag, mittlerweile hätten sich auch Grass-Mitarbeiterinnen gemeldet, die sich darüber beschwert hätten, dass auch der beklagte Betriebsrat und Abteilungsleiter sie (sexuell) belästigt habe. So habe der Vorgesetzte Einladungen zu privaten Essen ausgesprochen und zum Besuch eines Thermalbads.

Der von Sanjay Doshi vertretene Beklagte sagte, er habe nichts darüber gewusst, dass sich Mitarbeiterinnen von seinem Schichtleiter (sexuell) belästigt fühlten. Zudem habe er selbst niemanden belästigt. Mit einer Mitarbeiterin habe er nur deshalb drei Mal in einem Gasthaus gegessen, weil er als Betriebsrat den Grund für ihre Dienstnehmerkündigung erfahren wollte.
Anhängig ist auch ein zweiter Arbeitsprozess, in dem die Firma Grass um die gerichtliche Zustimmung zur Entlassung eines anderen Betriebsrats ersucht.
Arbeitnehmervertreter kritisieren, Grass baue Arbeitsplätze ab und wolle dabei auch Betriebsräte unter Vorwänden loswerden. Zwei Dutzend Zuschauer mussten beim Arbeitsprozess am Freitag im kleinen Gerichtssaal stehen.