Rekordhoch des Bodensee: Kein Grund zur Sorge, weiß Stefan Fitsch

Der Bodenseepegel erreicht einen neuen Rekord und liegt aktuell 26 Zentimeter über dem langjährigen Maximalwert. Die steigenden Wasserstände sorgen für Aufsehen, sind aber laut Experten keine Bedrohung.
Neuer Rekord beim Bodenseepegelstand: 4,17 Meter beträgt der Wasserstand im Hafen Bregenz derzeit. So hoch stand er zu dieser Jahreszeit noch nie. Der Wert liegt 26 Zentimeter über dem langjährigen Maximalwert. Vergleicht man die langjährigen Mittelwerte für den 13. Dezember, sind es sogar 115 Zentimeter mehr als gewöhnlich.

Das ist vor allem insofern interessant, als der Pegelstand im Sommer außergewöhnlich niedrig war und gar an den Minimalwerten gekratzt hat. Erst mit den ergiebigen Regenfällen im September war der Wasserstand wieder im Bereich des Mittelwertes.
Bedrohlich ist das aber nicht, versichert Stefan Fitsch, Schifffahrtsbediensteter in Bregenz. Auch die Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Vorarlberg gibt Entwarnung. Der Wasserstand steige zwar noch weiter an, eine vom Pegelstand ausgehende Bedrohung sei aber auch dann nicht zu erwarten. „Wir gehen davon aus, dass der Wasserstand ungefähr noch auf 4,25 Meter steigen wird“, berichtet Fitsch. Die Flüsse hätten weiterhin hohe Wasserstände und würden in den Bodensee münden. Die sinkenden Flusspegelstände würden sich daher erst mit einigen Tagen Verzögerung auf den Bodensee auswirken.

Starke Regenfälle und Schmelzwasser
Warum aber sind alle Pegelstände überhaupt derart hoch, sodass Maximalwerte erreicht werden können? „Ein durchaus großer Anteil ist auf das Schmelzwasser der letzten Tage zurückzuführen“, erläutert der Schifffahrtsbedienstete. Für Anfang Dezember seien binnen kürzester Zeit ungewöhnlich große Schneemengen gefallen. Das bestätigte auch GeoSphere Austria. Den letzten Dezember mit ähnlichen Schneemengen habe es im Jahr 2014 gegeben. Weil nun also auch in tiefen Lagen große Schneemengen zusammengekommen sind, die aufgrund der plötzlichen, milden Temperaturen, die zudem mit starkem Regen einhergingen, geschmolzen sind, gab es besonders viel Tau- und Schmelzwasser. In den vergangenen Tagen hat es bis in hohe Lagen geregnet. Auch dort ist also mehr Wasser geschmolzen als für diese Jahreszeit üblich. „Das kommt immer noch herab und lässt den Wasserstand steigen“, so Fitsch.

In den vergangenen 72 Stunden (Stand: 13. Dezember, 16 Uhr) sind zudem verbreitet bis zu 50 Millimeter Regen pro Quadratmeter gefallen. An einigen Stellen gab es sogar Ausreißer von über 100 Millimetern, wie etwa am Golm (109 Millimeter) oder an der Messstation Formarinalpe (179 Millimeter). Das geht aus den Daten der Wasserwirtschaft hervor. „Spätestens das hat zu den großen Wassermengen geführt“, meint der Mann, dessen täglich Arbeit der Bodensee ist. In den kommenden Tagen nimmt der Regen ab. Zwar komme ein Tief aus Frankreich in Richtung Vorarlberg, das feuchte Luft mitbringe, die drehende Höhenströmung aus Nordwest sorge aber für deutlich niedrigere Temperaturen. GeoSphere prognostiziert daher ein stetiges Sinken der Schneefallgrenze bis Freitag hinab in die tieferen Täler. Ab dem Wochenende bestimmt dann ein Hochdruckgebiet das Wettergeschehen. „Dann werden die Pegel der Flüsse kontinuierlich sinken“, erklärt Fitsch. Bis der Bodensee dann aber wieder den Mittelwert des Pegelstandes erreicht, wird es noch einige Zeit dauern.
Ein Zentimeter pro Tag
Der Pegelstand des Sees steigt deutlich schneller, als dass er sinkt. „Man rechnet mit ungefähr einem Zentimeter pro Tag“, erklärt Fitsch. Auswirkungen auf seine Arbeit als Schifffahrtsbediensteter hat das aber keine. Derzeit findet auf dem Bodensee nur wenig aktive Schifffahrt statt, sondern die Schiffe und ihre Teile werden mehr gewartet. Und das geht auch bei höheren Wasserständen. Auch die Fahrten, wie etwa die der Vorarlberg Lines zum Weihnachtsmarkt nach Konstanz, seien aber nicht gefährdet. Dem Ausflug steht also am erwarteten sonnigen Wochenende nichts im Wege.