Das ist die perfekte erste Frühlingswanderung

01.03.2024 • 23:00 Uhr
Die Aussichten bei dieser Wanderung sind wunderbar: Hier der Waldweg nach Kaltenbrunnen. <span class="copyright">Vylet</span>
Die Aussichten bei dieser Wanderung sind wunderbar: Hier der Waldweg nach Kaltenbrunnen. Vylet

Wanderführer Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern von Alberschwende auf den Brüggelekopf und freuen sich über die ersten Frühlingsboten.

Vor Kurzem war Alberschwende noch in ein weißes Winterkleid gehüllt. Auf der Wanderroute begegnete man Skitourengehern und Rodlern. Doch nun erfreuen bereits die ersten Frühlingsblumen entlang des Wegs die Wanderer. Natürlich kann auch Historisches entdeckt werden.

Start beim Kirchplatz

Am Start- und Endpunkt der Tour nämlich beim Kirchplatz ist gleich Verschiedenes zu sehen. Von Weitem fällt bereits die stattliche Dorflinde vor der Pfarrkirche auf. Sie ist circa 800 bis 1000 Jahre alt und gilt als die älteste Linde Vorarlbergs. Die Gemeinde ist bemüht, sie, soweit es geht, zu sanieren. Dahinter, an der Fassade der Pfarrkirche, findet sich die Steinfigur des seligen Merbod und vor dem Schulhaus erinnert eine Büste an Hermann Gmeiner. Dieser stammt aus Alberschwende und ist für die von ihm gegründeten SOS-Kinderdörfer weltweit bekannt. Der Weg Richtung Tannen führt direkt an der Merbod-Kapelle vorbei. Merbod wurde eigentlich nie selig gesprochen, weshalb die Kapelle dem hl. Wendelin geweiht ist. Beim Gasthaus Brauerei geht es rechts auf der Straße ansteigend weiter nach Bühel. Beim denkmalgeschützten Haus 221 übernimmt ein Wiesenweg hinunter zum Nannerbach. Noch auf dem Steg ist das Schützenhaus zu sehen. Der Weg führt direkt vor diesem 1883 erbauten K&K-Schießstand vorbei, der heute vom Ortsverein des Schützenbundes Bregenzerwald betrieben wird. Bald darauf im Weiler Lanzen schreitet man wieder auf der Straße hinauf zur Abzweigung in Tannen.

Der Ausgangspunkt der Tour: Der Kirchplatz in Alberschwende. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Ausgangspunkt der Tour: Der Kirchplatz in Alberschwende. Vylet

Kurzbeschreibung:

Besonderes: Eine unglaublich vielfältige Tour erwartet den neugierigen Wanderer, denn Heilige, Berühmtheiten und Naturschönheiten reihen sich aneinander.

Anforderung und Gehzeit: Es sind insgesamt circa dreieinhalb bis vier Stunden Gehzeit und circa 450 Höhenmeter im Auf und Ab des Wegverlaufs.

Markierungen: gelb-weiß, weiß-rot-weiß

Charakter der Wege: Straße, Forstweg, Waldweg

Kultur und Natur: Denkmal Prof. DDr. hc. Hermann Gmeiner, Merbod-Kapelle, K&K-Schützenhaus, Aussichtspunkt Kaltenbrunnen, verschiedene Bäche
Anziehen und Mitnehmen: Wanderkleidung je nach Witterung

Einkehrmöglichkeiten: verschiedene in Alberschwende, Alpengasthof Brüggelekopf

Start und Ende: Alberschwende Kirchplatz, Buslinien 158, 830, 840, 850 und 860

Hinauf zum Brüggelekopf

Der weitere Wegverlauf zum Brüggelekopf ist auf der Straße nicht zu verfehlen. So kann man die schönen Ausblicke über den vorderen Bregenzerwald und die Naturschönheiten am Wegesrand in Augenschein nehmen. Im ers­ten Waldstück sind Pestwurz und Seidelbast zu entdecken. In weitem Bogen bringt einen die Straße über bodensaure Magerwiesen bei Brändlesegg hinauf nach Litten, wo Tannenmeisen im Wald auszumachen sind. Am oberen Waldrand betritt man die Alpe Unterbrüggele, bei der auch der Rückweg nach Kaltenbrunn abzweigt. Zum Brüg­gelekopf selbst ist es nicht mehr weit, denn das Gipfelkreuz auf der Hügelkuppe ist schon zu sehen.

Der Blick über den vorderen Bregenzerwald auf dem Weg zum Brüggelekopf. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Blick über den vorderen Bregenzerwald auf dem Weg zum Brüggelekopf. Vylet

Nach Kaltenbrunnen

Von der Unterbrüggele-Alpe geht man auf dem Karrenweg hinunter zum Vöglenbach, der hier den Grenzverlauf zur Gemeinde Egg markiert. Vielleicht sind dabei auf der Wiese die Wacholderdrosseln auf der Futtersuche zu erspähen. Nach dem Bach gleich links durchquert man die Wiese und trifft beim Stadel am Waldrand auf den nächsten Wegweiser. Dieser weist einen auf den Waldweg hinunter nach Kaltenbrunnen. Nur kurz geht’s durch den Wald und schon steht man wieder auf einem breiteren Weg, den man für einen mit Kreuz und Sitzgelegenheiten ausgestatteten Aussichtspunkt gerne wieder verlässt. Gleich unterhalb der Siedlung Kaltenbrunnen zweigt vor dem Haus Alpenrose der Weg nach Alberschwende ab.

Der Aussichtspunkt über der Siedlung Kaltenbrunnen. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Aussichtspunkt über der Siedlung Kaltenbrunnen. Vylet

Abstieg nach Tannen

So taucht man wieder in den Wald ein, überquert eine Lichtung und den Vöglenbach. Ab Vöglen ­wechseln sich kleinere Auf- und Abstiege bis nach Tannen ab. Weiß leuchten Buschwindröschen und gelb die Huflattiche aus dem zarten Frühlingsgrün, ehe man nach Ahorn- und Lindebäumen „Tannen“ erreicht. Nun hat man die Gelegenheit, denselben Weg in neuem Licht zu erleben.

Der Weg von Vöglen nach Tannen bietet auch einen wunderschönen Ausblick. <span class="copyright">Vylet </span>
Der Weg von Vöglen nach Tannen bietet auch einen wunderschönen Ausblick. Vylet

Hilfe aus Vorarlberg in der ganzen Welt

Der Gründer des SOS-Kinderdorfs Hermann Gmeiner wurde in Alberschwende im Weiler Tannen am 23. Juni 1919 als eines von neun Kindern geboren. Nach dem frühen Verlust seiner Mutter übernahm seine älteste Schwester Elsa mütterliche Aufgaben, was ihn sehr prägte.

1940 wurde er in den Wehrdienst eingezogen und an der Ostfront mehrmals verwundet. Nach dem zweiten Weltkrieg begann er 1946 in Innsbruck Medizin zu studieren. Er engagierte sich während des Studiums auch in der katholischen Jungschar. Diese Erlebnisse und die Erinnerungen an seine Kindheit brachten ihn auf die Idee der „Kinderdorfmutter“.

1949 gründete er einen Verein zur Errichtung eines Dorfs für Waisenkinder genannt „Societas Socialis“. Im selben Jahr war die Gemeinde Imst in Tirol bereit, ihm einen Baugrund zu überlassen und eine Baufirma begann mit der Errichtung des ersten Hauses. Hermann Gmeiner gab sein Studium auf, um sich voll dem Kinderdorf zu widmen. Bemerkenswert ist dabei sein Talent, Spendengelder zu sammeln. In diesem Jahr wurde auch die erste Kinderdorfmutter Helene Diddl gefunden. Am Weihnachtsabend 1950 bezog die „Kinderdorfmutter“ mit fünf Waisenkindern das erste Haus des SOS-Kinderdorfs in Imst. Vier weitere wurden bereits 1951 realisiert und von 45 Kindern bewohnt.

In den folgenden Jahren wurden in verschiedensten Ländern Kinderdörfer errichtet. Heute gibt es in 138 Ländern SOS-Kinderdörfer und Sozialprojekte, in denen circa zweieinhalb Millionen Menschen geholfen wird. Hermann Gmeiner verstarb 67-jährig am 26. April 1986 und wurde im Kinderdorf Imst begraben.

Die Hermann Gmeiner Statue in Alberschwende. <span class="copyright">Vylet</span>
Die Hermann Gmeiner Statue in Alberschwende. Vylet

Pflanzenkunde

Beim Huflattich (Tussilago farfara) erscheinen wie bei der Pestwurz die gelben Blüten vor den Blättern. Am Stiel sind Blattschuppen zu sehen. Die circa 300 weibliche Zungenblüten und etwa 30 bis 40 männliche Röhrenblüten sind bei Korbblütlern eine Besonderheit. Der lateinische Namenszusatz „farfar“ (mehlbestäubt) bezieht sich auf die haarige Unterseite der Blätter. Dieser filzige Belag der jungen Blätter wurde in ­früheren Zeiten als Zunder genutzt.

Der Huflattich ist auch für Bienen eine nützliche Pflanze. <span class="copyright">Vylet</span>
Der Huflattich ist auch für Bienen eine nützliche Pflanze. Vylet

Quellen: alberschwende.at; Grundkurs Pflanzenbestimmung, Quelle& Meyer Verlag, 2017; Landesoberschützenmeisteramt: pps.vorarlberg.at; Heiligenlexikon.de; sos-kinderdoerfer.at; Karte: BEV 1218 Ost Andelsbuch