Neuer Anbieter durchbricht Monopol für Übertragungsgeräte

02.04.2024 • 17:53 Uhr
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Der Feueralarm wird automatisch übermittelt. Symbolbild/Shutterstock

Lange hatte Siemens eine Art Monopol für die Übertragungsgeräte, welche einen Feueralarm automatisch an die Feuerwehr übermitteln. Damit ist jetzt Schluss.

In Vorarlberg kommt jetzt nach Jahrzehnten wenigstens ein Mindestmaß an Wettbewerb in die automatisierte Übermittlung von Feueralarmen an die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) in Feldkirch. Denn der österreichische Anbieter Alarm Control mit Sitz im Burgenland schickt sich an, sein Angebot für diese automatisierte Übermittlung eines Brandalarmes an eine Leitstelle Schritt für Schritt in ganz Österreich auszurollen. In wenigen Wochen soll es in Vorarlberg soweit sein, wie wpa-Recherchen ergeben haben.

Zum Hintergrund: Unternehmen, Behörden oder Institutionen müssen in bestimmten Fällen gemäß gesetzlich vorgegebener Definition eine Brandmeldeanlage mit einer automatischen Übermittlung des Alarmsignales an die Leitstelle der Rettungskräfte installieren. In Vorarlberg ist das die RFL. Während die Brandmeldeanlage per se von verschiedensten Anbietern (in Vorarlberg beispielweise NTA) vor Ort installiert werden kann, gilt das bislang nicht für das Übertragungsgerät, welches das ausgelöste Alarmsignal entweder über Leitung oder per Funk an die RFL übermittelt. Denn darauf hat der deutsche Mischkonzern Siemens bislang eine Art Monopol.

Neuer Anbieter durchbricht Monopol für Übertragungsgeräte
Beim RFL kommen die Brandmeldungen an. Klaus Hartinger

Jahrelang einziger Anbieter

Siemens war nämlich über Jahrzehnte hinweg bis herauf in die Gegenwart nicht nur in Vorarl­berg, sondern auch in anderen Bundesländern der einzige Anbieter, der ein solches zertifiziertes und behördlich zugelassenes Übertragungsgerät im Angebot hatte. Das erklärten mehrere Anbieter von Brandmeldeanlagen übereinstimmend auf wpa-Anfrage.

Zusätzlicher Anbieter am Start

Wer also eine Brandmeldeanlage mit automatisierter Übermittlung des Alarms an die RFL installieren musste, der kam an den anzumietenden Übertragungsgeräten von Siemens (Sinet Typ 1) nicht vorbei. Der mangelnde Wettbewerb sorgte wohl unter anderem auch dafür, dass in den Mietverträgen von Siemens für diese Übertragungsgeräte nach Vertragsbeginn erst nach sechs Jahren eine Kündigung durch den Kunden möglich war. Das gilt bis zum heutigen Tag. Dazu kommt aktuell ein einmaliger Baukostenzuschuss von 1452,80 Euro und eine monatliche Gebühr von 153,10 Euro netto.

Doch mit dieser gewachsenen Quasi-Monopolstruktur ist jetzt Schluss. Wie Gernot Friesacher, geschäftsführender Gesellschafter von Alarm Control, im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com erklärte, werde man noch im Laufe des zweiten Quartals 2024 mit den ersten RFL-Aufschaltungen von Brandmeldeanlagen in Vorarlberg beginnen. Aktuell würden die letzten technischen Vorbereitungen wie die Schaffung eines redundanten Systems und die Anbindung an das A1-Glasfasernetz erfolgen. „In Tirol und der Steiermark sind wir mit unserem Dienst bereits gestartet.“

Preislich deutlich günstiger

Das Angebot von Alarm Control unterscheidet sich nicht nur preislich vom bisherigen Alleinanbieter Siemens. So verrechnet der neue Anbieter eine einmalige Errichtungsgebühr von 250 Euro und eine monatliche Gebühr von 90 Euro netto. Die Kündigungsfrist für den Vertrag beträgt drei Monate. Im technischen Bereich unterscheidet sich Alarm Control nach Angaben von Friesacher dadurch, dass die Anbieter von Brandmeldeanlagen diese komplett und betriebsfertig etwa bei Unternehmen installieren und auch gleich bei der RFL aufschalten können. Die notwendigen Installationsparameter und Zugangsdaten für die Signal­übermittlung erhalten sie von Alarm Control. „Eigentlich sind wir wie ein Telekomanbieter, wir stellen die Leitungsanbindung an unser Hochsicherheitssystem, aber nicht die Hardware beim Kunden.“ Die Hardware könnten Kunden dort beziehen, wo immer sie möchten.

Martina Schönherr Vorständin Abteilung Inneres und Sicherheit Amt der Vorarlberger Landesregierung
Martina Schönherr ist Vorständin der Abteilung Inneres und Sicherheit. Sandro Walter


Beim Amt der Vorarlberger Landesregierung ist die Abteilung Inneres und Sicherheit (Ia) unter anderem für die RFL zuständig, denn dem Land gehört diese Einrichtung. Betrieben wird sie unterdessen vom Roten Kreuz Vorarlberg. Beim Land heißt es auf wpa-Anfrage, dass man immer offen gewesen sei für weitere Anbieter dieser Übertragungsgeräte. Die Quasi-Monopol-Situation von Siemens sei keine Entscheidung des Landes gewesen, es habe einfach keine anderen Anbieter gegeben. „Wer die technischen und gesetzlichen Anforderungen für die Anbindung an die RFL-Schnittstelle erfüllt, der darf seine Dienste hier anbieten“, sagt Abteilungsvorständin Martina Schönherr. Das sorge jedenfalls für eine Belebung des Wettbewerbes. Aktuell seien bei der RFL in Vorarlberg mehr als 900 Brandmeldeanlagen mit einer automatischen Übermittlung des Feueralarms aufgeschaltet.

Gebühren müssen alle zahlen

An einer anderen Gebühr ändert sich für Unternehmen oder Institutionen, die eine solche Brandmeldeanlage installieren müssen, jedoch nichts – egal über welchen Anbieter die Übertragung des Alarmsignales läuft. Denn das Rote Kreuz Vorarlberg verrechnet gegenwärtig einmalig pro Jahr und Brandmeldeanlage 634 Euro für die Betreuung der Anlage im System der RFL. Damit werden nicht zuletzt die Personalkosten des Roten Kreuzes als Betreiberin der RFL abgedeckt.

Günther Bitschnau/wpa