Verrückter Tickettausch: Wie Simon doch noch das Österreich-Match sah

Es waren fast zu viele Zufälle, die es möglich machten, dass Simon Stark (30) und seine Kollegen am Dienstag die Möglichkeit hatten, Österreich in Leipzig spielen zu sehen.
Das Märchen beginnt im Dezember letzten Jahres. Wobei es damals eigentlich noch kein solches war. „Ich hatte mich im Dezember offiziell um Tickets für die verschiedensten Matches bei der UEFA beworben. Ich wollte, glaube ich, um 2.000 Euro Tickets reservieren, weil man ja nie weiß, ob man von denen überhaupt welche bekommt.“ Im Februar dieses Jahres bekam er dann allerdings eine Absage. „Ich habe eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass wir noch zu Tickets kommen“, erzählt der Lustenauer. Eine Woche bevor die Europameisterschaft offiziell begann, bekam der 30-Jährige ein E-Mail von der UEFA: Es waren wieder Tickets verfügbar.
Die falschen Tickets
Als er auf der Website nachschaute, fand er für viele Spiele Tickets, die wieder frei geworden waren. Zu diesem Zeitpunkt hätte er sogar noch Tickets für ein Österreich-Match kaufen können, allerdings für Berlin, das war Simon einfach zu weit. „Wir haben dann einfach gesagt, wir hoffen, dass Österreich Gruppendritter wird, und kaufen Tickets für das Achtelfinale in München“, erzählt er den Anfang der eigentlichen Geschichte.

Der alles verändernde Einfall
Weil Österreich allerdings gegen die Niederlande gewann, spielten sie nicht in München, sondern in Leipzig. Simon kommt eine Idee: „Ich dachte mir, vielleicht finde ich einen Niederländer, dem es genauso geht wie uns. Jemand, der Tickets für Leipzig hat und gerne seine Mannschaft in München spielen sehen würde.“ Er begann, sich auf die Suche zu machen. In hunderten Facebook-Gruppen versuchte er sein Glück, stieß allerdings nur auf fake Accounts und falsche Tickets. „Irgendwann kam mir die Idee, es könnte ja sowas wie den ‚Ländleanzeiger‘ auch in den Niederlanden geben.“ Tatsächlich wurde er fündig: Auf maarktplaats.nl fragte ein Niederländer, ob denn jemand Tickets für das Achtelfinale in München habe.

Alles fügte sich
Dann folgte allerdings die Enttäuschung. Jesper, der Niederländer, war schon in Kontakt mit einem Türken, der ebenfalls die Tickets tauschen wollte. „Ich dachte mir, das gibt es doch nicht. Ich will unbedingt auf dieses Match. Kann man da nichts machen?“ Konnte man tatsächlich. Jesper machte Simon das Angebot, nicht nur die Tickets, sondern auch die Hotels zu tauschen. Quasi das Gesamtpaket. Wie sich nämlich herausstellte, waren sowohl Simon als auch die Niederländer rund um Jesper jeweils zu viert unterwegs.

„Wir haben dann allerdings festgestellt, dass wir trotzdem richtig vorsichtig sein müssen. Wir waren uns zwar gegenseitig sympathisch, aber es hätte trotzdem noch jemand betrügen können und jemand ohne Karten dastehen“, erzählt Simon. Die beiden wollten sich beweisen, dass sie die Tickets jeweils wirklich besaßen. Da die UEFA-App allerdings keine Screenshots zulässt, beschlossen sie, zu facetimen. „Wir haben uns dann wirklich beide vor der Kamera die Tickets gezeigt“, lacht Simon. Auch die Rechnungen für die Tickets zeigten die beiden sich, um sichergehen zu können, dass niemand betrügen würde.
Ticket für Ticket getauscht
Alle vier Tickets auf einmal zu schicken, war dem 30-Jährigen aus Lustenau dann allerdings doch noch zu riskant. Die Gefahr, doch noch betrogen zu werden, war immer noch nicht weg. „Wir haben dann beide von drei heruntergezählt und uns das erste Ticket geschickt.“ Nach ein paar Sekunden der Angst, sahen dann beide das erste Ticket auf ihrem Bildschirm. „Da haben wir dann erst einmal beide durchgeatmet“, so Simon. Die restlichen Tickets zu tauschen, war dann ein Kinderspiel.

Doch auf eine Lösung folgte das nächste Problem: die Hotels. Die Lösung dafür ist moralisch zwar nicht ganz korrekt, dafür aber relativ lustig. Jesper rief bei booking.com in den Niederlanden an und gab an, Simon sei ein guter Freud von ihm und könne nicht kommen, da er krank sei. Er ließ sich die Hotelreservierung auf seinen Namen umbuchen. Als das funktionierte, tat Simon dasselbe. Das Glück der beiden Freundesgruppen sollte damit also perfekt sein. „Die Tickets sind sogar direkt neben dem Österreich-Sektor“, grinst Simon.

Immer noch in Kontakt
Um 6.00 Uhr in der Früh ging es am Dienstag dann für die Gruppe aus Lustenau los nach Leipzig. Auch die Niederländer waren bereits gut in München angekommen. „Wir sind auch immer noch in Kontakt und haben uns Bilder von den Matches geschickt“, erzählt der Lustenauer. Das Märchen ist vollbracht.
