Neuer Siemens Vorarlberg-Chef zur “Causa Vorarlberg”

Im Rahmen eines Pressegesprächs stellte Siemens Vorarlberg gestern den neuen Niederlassungsleiter Mike Pichler offiziell vor.
Mike Pichler, der seit 1. Oktober 2024 die Leitung von Siemens Vorarlberg übernommen hat, betonte die Bedeutung von Siemens’ Präsenz in der Region und legte seine strategischen Pläne für die Zukunft dar. Gleichzeitig ging er auf die Auswirkungen und Aufarbeitung der „Causa Siemens“ ein, die durch mutmaßliche Korruptionsfälle in Vorarlberg für Schlagzeilen sorgte. Pichler stellte klar: Siemens will nicht nur Verantwortung übernehmen, sondern sich auch als starker Partner für die regionale Wirtschaft positionieren.
Strategische Neuausrichtung
Siemens Vorarlberg blickt 2028 auf 100 Jahre Tätigkeit in der Region zurück und hat sich über Jahrzehnte als Partner in Bereichen wie Industrie-, Antriebs- und Gebäudetechnik etabliert. Pichler sieht das Unternehmen aktuell in einer Phase, in der die Verbindung der physischen Welt mit digitalen Technologien zentral ist. Mit dem „Accelerator“, einer offenen Plattform, sollen Unternehmen Daten sammeln, Applikationen entwickeln und eigene Geschäftsmodelle aufbauen können. „Wir wollen eine Plattform schaffen, die wie ein Ökosystem funktioniert und Unternehmen ermöglicht, eigene Lösungen zu integrieren,“ erklärte Pichler.
Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Plattform „Building X“, die als Software-as-a-Service-Lösung auf dem Accelerator aufbaut und in der Gebäudetechnik Anwendung findet. Siemens geht hier einen klaren Schritt in Richtung Cloud- und KI-basierter Lösungen, die sich flexibel an individuelle Bedürfnisse anpassen lassen.
Fokus auf Künstliche Intelligenz
Ein spannender Teil des Gesprächs war die Zusammenarbeit mit Microsoft. In Kooperation mit dem Tech-Giganten entwickelt Siemens den „Industrial CoPilot“, der künstliche Intelligenz in industrielle Prozesse integriert. „Durch KI können wir Prozesse wie die Maschinenprogrammierung oder die Fehlerbehebung in Anlagen effizienter gestalten,“ so Pichler. Bei einer Anlagenstörung etwa könnte die KI-Systeme Informationen liefern und Lösungen vorschlagen. Siemens setzt auf diese exponentiell wachsenden Technologien, um Unternehmen bei der Digitalisierung zu unterstützen und wettbewerbsfähig zu bleiben.
Aufarbeitung
Die Causa um mutmaßliche Korruption und Scheinrechnungen, die intern als “Causa Vorarlberg” bezeichnet werde, belastete nicht nur Siemens, sondern auch andere Unternehmen in Vorarlberg. Pichler sprach offen über die Schockwirkung, die der Skandal im Unternehmen und bei den Mitarbeitenden ausgelöst hatte. Siemens arbeite eng mit der Staatsanwaltschaft zusammen und habe die Anzeige ursprünglich selbst erstattet, so Pichler. „Unser Kenntnisstand ist, dass aktuell 17 Personen beschuldigt werden, davon ein ehemaliger Siemens-Mitarbeiter“, betonte er.
Als Konsequenz hat Siemens interne Prozesse angepasst und setzt verstärkt auf eine Kultur der Sensibilisierung und Transparenz. Mitarbeitenden soll es leichter fallen, Auffälligkeiten anzusprechen – auch durch anonyme Whistleblowing-Kanäle, die Siemens seit Jahren etabliert hat. „Es ist wichtig, dass Mitarbeitende das Vertrauen haben, Missstände zu melden,“ erklärte Pichler. Ziel sei es, aus den Vorkommnissen zu lernen und Maßnahmen zu ergreifen, um solche Vorfälle künftig zu verhindern. „Wir wollen in Vorarlberg wachsen und ein verlässlicher Partner in der Region sein. Dort wo das Vertrauen beschädigt ist, wollen wir es wiederherstellen“, so Pichler.
Chronologie des Skandals
- 2013 – 2023
Scheinrechnungen
Ein Mitarbeiter der KHBG und ein Siemens-Manager nutzen über Jahre systematisch Scheinrechnungen und private Aufträge für persönliche Bereicherung. - August 2023
Siemens deckt auf
Ein Mitarbeiter der KHBG und ein Siemens-Manager nutzen über Jahre systematisch Scheinrechnungen und private Aufträge für persönliche Bereicherung. - September 2023
“Mafiöse Strukturen”
Ein Mitarbeiter der KHBG und ein Siemens-Manager nutzen über Jahre systematisch Scheinrechnungen und private Aufträge für persönliche Bereicherung. - Juni 2024
WKStA ermittelt
Ein Mitarbeiter der KHBG und ein Siemens-Manager nutzen über Jahre systematisch Scheinrechnungen und private Aufträge für persönliche Bereicherung. - September 2024
Kletterunfall
Ein Mitarbeiter der KHBG und ein Siemens-Manager nutzen über Jahre systematisch Scheinrechnungen und private Aufträge für persönliche Bereicherung. - Oktober 2024
17 Beschuldigte
Ein Mitarbeiter der KHBG und ein Siemens-Manager nutzen über Jahre systematisch Scheinrechnungen und private Aufträge für persönliche Bereicherung.
Zur Person

Mike Pichler
Mike Pichler, gebürtig aus Salzburg, ist seit 2007 bei Siemens tätig und bringt Erfahrung aus Projekten in Wien und anderen Standorten mit. Seit Oktober 2024 leitet er die Niederlassung in Vorarlberg und legt besonderen Wert auf die Weiterentwicklung der regionalen Partnerschaften und auf digitale Innovationen.