„Als Frau kann man sich niemals sicher fühlen“

24.11.2024 • 12:00 Uhr
Maurice Shourot
Der Dornbirner Bahnhof macht Vorarlbergerinnen Angst. shourot

Ab dem 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, setzt die Kampagne „Orange the World“ 16 Tage lang ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Auch in Vorarlberg ist ein vielfältiges Programm geplant. Die NEUE am Sonntag befragte Vorarlbergerinnen zu ihren Erfahrungen mit Gewalt.

Von Emilia Waanders und Hannah Swozilek

“Nirgendwo sicher”

Umfrage Gewalt an Frauen

INDIRA

“Zum Glück habe ich selbst noch keine körperliche Gewalt erlebt. Allerdings kenne ich einige aus meinem Umfeld, die davon betroffen waren“, erklärt die junge Frau. „Leider ist das heutzutage keine Seltenheit mehr, dass Frauen von körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt betroffen sind so die 19-Jährige.

Auf die Frage, ob sie sich sicher fühle antwortete sie folgendes. „Ich habe das Gefühl, dass es kaum noch Orte gibt, an denen man sich wirklich sicher fühlen kann. Gewalttaten an Frauen können überall passieren. Ob in der Schule, bei der Arbeit, in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Bahnhöfen, in Taxis, Clubs oder auch in der eigenen Familie – als Frau kann man sich niemals sicher fühlen.“

Über die Situation in Vorarlberg hat Indira ebenfalls eine ganz klare Meinung. Wenn sie an lokale “Problem-Hotspots” denkt, kommt ihr als erstes der Dornbirner Bahnhof in den Sinn. „Auf gar keinen Fall würde ich mich dort alleine aufhalten, ganz gleich ob am Tag oder bei Nacht.“ Sie begründet ihre Aussage mit den vielen Gewaltvorfällen am Bahnhof, von denen sie in den Vorarlberger Medien bereits gelesen hat.

“Es wird weggeschaut”

GÜLSIBEL

Umfrage Gewalt an Frauen

In ihrem sozialen Umfeld hat die Frau schön des Öfteren häusliche Gewalt in Lebenspartnerschaften mitbekommen. Aber auch anderweitig hat Gülsibel sich schon mit der Thematik beschäftigt, obwohl sie selbst noch die davon betroffen war.„Durch die Sozialen Medien bekommen wir viel mehr mit, was überall auf der Welt so passiert. Das ist natürlich ein Vorteil, um mehr Aufmerksamkeit für das Thema Gewalt an Frauen zu generieren“, stellt die 31-Jährige fest. Jedoch hat Gülsibel trotzdem das Gefühl, dass oft weggeschaut wird. „Man bekommt so viel zu hören, aber so wenig passiert zum Schutz der Frauen.“

Auch die Berichterstattung der Femizide machen der Frau zu Schaffen, wie sie erzählt. „Es ist schrecklich, wie viel Leid auf unserer Welt passiert“, sagt sie. „Ich bin wirklich froh, dass Gewalt mich noch nie getroffen hat. Aber ganz sicher fühle ich mich deswegen nicht.“ Es komme aber sehr auf die Tageszeit und die Situation an. „Wenn ich abends mit mehreren Personen unterwegs bin, fürchte ich mich nicht. Die Situation sieht anders aus, wenn ich auf mich alleine gestellt bin. Da wird man mich abends auf gar keinen Fall alleine antreffen“, erzählt sie im Gespräch mit der NEUE am Sonntag.

Gülsibel sieht vor allem folgenden Aspekt als besonders besorgniserregend. „Auch wenn ich selbst Ausländerin bin, finde ich, dass durch die vielen Zuwanderer die Gewaltvorfälle auch bei uns in Österreich enorm steigen.“ Sie erklärt, dass viele ausländische Männer nicht mit der Offenheit und der allgemeinen Lebensweise von österreichischen Frauen klarkommen, weil sie es aus ihrem Heimatland anders kennen. „Diese Männer meinen, dass sie alles anfassen dürfen, was ihnen gefällt. Das finde ich schlimm.“ Ihrer Meinung nach wird Gewalt an Frauen noch immer verharmlost.

“Ich habe Angst”

CELINE

wergweqr

Die unzähligen Medienberichte über sexuelle Übergriffe bringen Celine jedes Mal erneut zum Kochen. „Ich habe das Gefühl, dass Kleidungsstücke, wie beispielsweise Röcke, direkt als Einladung gesehen werden. Egal wo ich bin, was ich tue oder anhabe, ich bekomme immer Blicke von Männern zugeworfen. Und allein das lässt mich schon unwohl fühlen.“, erzählt die 21-Jährige.
Auf die Frage, ob sie sich in Vorarlberg sicher fühle, kam ein deutliches „Nein“. „Ich habe immer Angst. Angst alleine in der Dunkelheit, Angst vor KO-Tropfen beim Feiern, Angst vor der ständigen Belästigung.“

“Femizide sind unheimlich”

dfdf

PALOMA

“Die Berichterstattungen über die Femizide, die in der letzten Zeit häufig in den Medien zu finden waren, lassen mich sehr beängstigend fühlen“, erklärt Paloma. Sie sagt es sei unheimlich, dass so etwas in der heutigen Zeit überhaupt noch so ein großes Thema ist.

Über die Sicherheit in Vorarlberg ist sie gespaltener Meinung. „In Vorarlberg fühle ich mich untertags ziemlich sicher, aber ich gehe in der Nacht nicht raus. Vor allem in der Umgebung Dornbirn Bahnhof fühle ich mich unwohl. Das ist auch der Grund, warum ich meinen Führerschein gemacht habe“, erzählt die 22-Jährige im Gespräch.

Hilfe geholt

dfdf

CHIARA

“Ich wurde in der Schule regelmäßig von Klassenkameraden sexuell belästigt“, erzählt Chiara. Leider hat sie sich auch nie getraut, sich dagegenzu wehren. Zu groß war die Angst, noch mehr gehänselt zu werden. „Mein Selbstwertgefühl hat sehr unter dieser Zeit gelitten.

“In der Freizeit beim Feiern wurde ich auch keines besseren belehrt. Wieder wurde ich mehrmals sexuell belästigt, jedoch habe ich mir dann Hilfe von einem Securityguard oder meinen Freunden geholt.“