Bei Feldkircher Bauträger bleibt kein Stein auf dem anderen

11.12.2024 • 16:13 Uhr
Bei Feldkircher Bauträger bleibt kein Stein auf dem anderen
Bauen wird nicht billiger, sagt der Experte. Hartinger

Das Oberländer Unternehmen stellt einen Teil seiner bisherigen Tätigkeiten ein und verändert seine Eigentümerstruktur.

Ein Bauträger-Unternehmen mit Sitz in Feldkirch stellt sich neu auf und bekommt dabei auch eine neue Eigentümerstruktur.

Dabei handelt es sich um Rüscher & Söhne. Im Zuge dessen wird die Anzahl der zu Rüscher & Söhne gehörenden Gesellschaften deutlich bereinigt, wie Prokurist Horst Kessler (Jg. 1969) im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com erklärte. 

So werden drei der vier bestehenden Gesellschaften wie die Rüscher Vermögensverwaltung GmbH und die Rüscher u. Söhne Bau GmbH sowie die Rüscher u. Söhne Bau GmbH & Co KG liquidiert. Die bisherige Rüscher GmbH wurde unterdessen in Rüscher & Partner Immo GmbH umbenannt. Sie gehört nunmehr zu jeweils 50 Prozent Horst Kessler und Wolfgang Rüscher (Jg. 1958). Kessler übernehme die Funktion des handelsrechtlichen Geschäftsführers, während Wolfgang Rüscher als gewerberechtlicher Geschäftsführer agiere.

Rückzug aus dem Bauträger-Geschäft

Kessler erklärte, dass diese Änderungen einerseits mit dem Pensionsantritt des bisherigen Alleineigentümers Wolfgang Rüscher zusammenhängen würden. Durch die Neuordnung der Eigentumsverhältnisse sei der Fortbestand geregelt. Andererseits gehe mit der Bereinigung und Neustrukturierung auch ein neuer geschäftlicher Fokus einher. So werde sich Rüscher & Partner Immo bis auf Weiteres aus dem Bauträger-Geschäft zurückziehen. “Das ist der derzeitigen Marktlage geschuldet. Glücklicherweise haben wir keine offenen Projekte.” Gleichzeitig wolle man den Fokus verstärkt auf Maklertätigkeit und Projektentwicklung legen, da hier das unternehmerische Risiko gegenwärtig besser kalkuliert werden könne.

Bauen wird nicht günstiger

Kessler ist nach eigenen Angaben seit 25 Jahren Prokurist bei Rüscher & Söhne. Dass das Auslaufen der KIM-Verordnung ein schnelles Anziehen der Baukonjunktur mit sich bringen werde und dass die neu gebauten, aber bislang noch nicht verkauften Wohnungen in Vorarlberg günstiger werden, glaubt Kessler nicht. Er rechne frühestens ab dem ersten Halbjahr 2026 mit einer möglichen Verbesserung der Marktlage. “Es ist auch nicht davon auszugehen, dass das Bauen in Vorarlberg überhaupt günstiger wird.”

Zwar habe der Markt bei den Grundstückspreisen bereits deutlich auf die Nachfrageflaute reagiert. “Wir sehen, dass die aufgerufenen Grundstückspreise mitunter um bis zu 30 Prozent zurückgegangen sind”, erklärt Kessler. Die Baufirmen seien stattdessen jedoch mit deutlichen Lohn- und Gehaltssteigerungen im zweifachen Prozentbereich konfrontiert. Und diese Lohn- und Gehaltskosten würden in der Branche bis zu 40 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Die Kosten für Baumaterial seien eher konstant. “Hier ist also unter dem Strich keine Entspannung zu erwarten.” Wenn, dann könne man höchstens im Bereich der Subunternehmer davon ausgehen, dass es aufgrund der geringen Auftragslage zu Kampfangeboten komme, was etwas preisdämpfend wirken könnte.

Auch leerstehende Neubauwohnungen dürften kaum günstiger werden

In Bezug auf die fertiggestellten, aber noch nicht verkauften Wohnungen meinte Kessler, dass Käuferinnen und Käufer nicht von markanten Preisnachlässen ausgehen sollten. “Das können sich Bauträger und Baufirmen gar nicht leisten, zumal ja auch die Grundstücke zumeist zu deutlich höheren Preisen gekauft wurden, als sie jetzt wert sind.” Der Bau dieser derzeit leerstehenden Wohnungen sei in der Regel über Banken finanziert und ein Bauträger oder ein Bauunternehmen müsse auch die momentane Zinslast in der Zeit des Leerstandes tragen. “Die Margen sind also gering, Schleuderpreise muss man sich da nicht erwarten”, so der Branchenkenner. Man könne glücklich sein, wenn es zumindest nicht teurer wird. 

Seit über 40 Jahren am Markt

Die Wurzeln von Rüscher & Söhne reichen in das Jahr 1978 zurück. Im Jahr 2006 stellte das Familienunternehmen die eigene Bautätigkeit ein und konzentrierte sich auf das Bauträger-Geschäft. Damals reduzierte sich der Personalstand von 35 auf zuletzt drei Mitarbeitende. Seit der Gründung bis herauf in die Gegenwart hat Rüscher & Söhne nach Einschätzung von Kessler an die 600 Ein- und Mehrfamilienhäuser gebaut bzw. umgesetzt. wpa/red